Public Health im Gesundheitsamt Eimsbüttel ausbauen
Es ist kein Ende der Covid19-Pandemie abzusehen. Alle warten auf ein spezifisches Medikament und eine Impfung, wobei unklar ist, wie umfassend die durch Impfung oder Krankheit erzeugte Immunität ist und wie lange diese anhält. Bis dahin bleiben die traditionellen Hygienekonzepte, die an die jeweiligen Bedingungen angepasst werden müssen, die Eindämmung von Ausbrüchen und das Nachverfolgen von Infektionsketten durch die öffentlichen Gesundheitsämter.
Es gibt Erfahrungen mit Ausbrüchen und Infektionen, es sind Muster zu erkennen. So gab es inzwischen Ausbrüche in ca. 50 Prozent der Hamburger Pflegeheime mit ihren mehrheitlich auch neurokognitiv eingeschränkten Bewohner*innen. In Betrieben infizieren sich nicht zufällig oft diejenigen Arbeitnehmer*innen (oder Scheinselbständige), die prekär beschäftigt sind und / oder prekär wohnen. (Es stellt sich die Frage, wie durch umfassende politische Aktivitäten Pflegeheime geschlossen werden – ambulant vor stationär – und prekäres Arbeiten und Wohnen beendet werden können. Doch dies ist nicht Gegenstand dieses Antrages.) Ebenso stellen große Partys, wo die notwendigen Hygieneregeln nicht eingehalten werden, ein hohes Risiko für die Ansteckung mit Covid19 dar. Dazu kommt das Muster der Ansteckung durch Urlauber*innen, die aus Risikogebieten zurückkehren und sich nicht oder unzureichend testen lassen.
Der Public Health Ansatz nimmt die Menschen mit ihren unterschiedlichen sozialen und ökologischen Umwelten, die auch ihr Denken und Handeln bestimmen, ernst. Sie sind die wesentlichen Akteure bei der Bekämpfung der Pandemie. Von ihrem Verhalten hängt entscheidend ab, ob es eine zweite Welle geben wird. Hygienekonzepte und Gesundheitsförderung werden mit den Menschen und ihrem sozialen Umfeld mit dem Ziel entwickelt, die individuelle Handlungsfähigkeit zu stärken. Diese Aktivitäten dürfen auch gern Freude bereiten und nicht, wie zu Beginn des Shutdowns geplant (vgl. vertrauliches Strategiepapier des Innenministeriums), mit Angst arbeiten.
Somit ergeben sich bestimmte Lebenswelten mit vielen Akteuren für beispielsweise die Umsetzung von Hygienekonzepten. Jede Pandemie und erst recht der Public Health Ansatz erfordern systemisches Denken und Handeln von möglichst vielen Beteiligten.
So müssen beispielsweise im Bereich Schule Hygienekonzepte entwickelt werden, die verschiedene Formen des Unterrichts möglich machen und Schüler*innen und Lehrer*innen möglichst optimal schützen. Dabei sind das Direktionsrecht des Arbeitgebers, betriebliche Mitbestimmung, Arbeitsschutz und betriebliche Gesundheitsförderung mit ihren jeweiligen Akteuren zu berücksichtigen.
Es entstehen also ganz konkrete Anforderungen der Koordination, der Kooperation und der Vernetzung. Dies erfordert Netzwerker*innen, die systemisch denken und handeln können und für die beschriebenen Anforderungen die Verantwortung übernehmen.
Um diese Aufgaben erfüllen zu können, braucht das Gesundheitsamt Eimsbüttel viele zusätzliche Vollzeitäquivalent-Stellen (VZK). Dies hat auch Bundesgesundheitsminister Spahn erkannt und 5 Tausend zusätzliche Stellen für die bundesdeutschen Gesundheitsämter bewilligt. Das wären rechnerisch für den Bezirk Eimsbüttel 16 VZK.
Da DIE LINKE.Bezirksfraktion der Auffassung ist, dass sich allein durch die enge Bebauung, den gut frequentierten öffentlichen Nahverkehr und enge soziale Strukturen andere und höhere Risiken als in Flächenländern mit geringer Bevölkerungsdichte ergeben, halten wir mindestens 20 VZK für erforderlich.
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