Ersthelfersystem Region der Lebensretter in Eimsbüttel etablieren Drs. 22-0428, Beschluss der BV vom 28.11.2024
Letzte Beratung: 11.02.2025 Soziales, Seniorenangelegenheiten,Arbeit, Gesundheit,Gleichstellung, Inklusion, Straffälligen- und Gerichtshilfe Ö 7.1
In Deutschland gibt es jährlich ca. 70.000 Fälle, in denen ein Mensch einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet und durch den Rettungsdienst reanimiert werden muss. Nur etwa zehn Prozent überleben. Mit Hilfe einer Smartphone-App soll zukünftig die Zeit bis zum Beginn der Reanimation verkürzt werden und dafür gesorgt werden, dass bereits vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes mit der Reanimation begonnen werden kann und eine Defibrillation auch bereits vor Eintreffen des Rettungsdienstes erfolgt. Der gemeinnützige Verein Region der Lebensretter e.V. hat ein umfassendes System rund um die Smartphone-App „Region der Lebensretter 3.0“ und das Register „Defi-MAP“ für öffentlich zugängliche Defibrillatoren (AED) entwickelt, dass die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes bei Menschen mit Herz-Kreislaufstillstand mit der Reanimation durch qualifizierte ehrenamtliche Ersthelfende überbrückt. Gerade in dicht besiedelten Stadtgebieten wie Eimsbüttel kann ein solches System bei guter Verbreitung viele Ersthelfende erreichen und so Menschenleben retten.
Das Ersthelfersystem „Region der Lebensretter“ beinhaltet:
Mittels einer Schnittstelle wird eine Anbindung an die jeweils zuständige Integrierte Leitstelle hergestellt. Bei einem Notruf mit Verdacht auf Herz-Kreislaufstillstand wird das APP-System dadurch automatisch aktiviert. Anschließend werden Ersthelfende über die Region der Lebensretter 3.0 App geortet und alarmiert, wenn sie sich in der Nähe des Notfallortes befinden. Sie geben über die App an, ob sie den Einsatz annehmen können und mit welchem Verkehrsmittel sie unterwegs sind (zu Fuß, Fahrrad, Auto). Weiterhin können die Ersthelfenden angeben, ob sie einen Automatisierten Externen Defibrillator (AED) mit sich führen. Das System rechnet für jeden Ersthelfenden aus, ob er/ sie vor dem Rettungsdienst eintreffen kann. Die beiden Ersthelfenden, die den Notfallort zuerst erreichen, werden von der App direkt dorthin geleitet, der/ die dritte wird zum nächstgelegenen AED geleitet. Zusätzlich nachkommende Ersthelfende weisen am Notfallort den Rettungsdienst ein.
Durch dieses nachhaltige Ersthelfersystem könnte die Überlebensrate nach Angaben des Vereins verdoppelt bis vervierfacht werden. In Karlsruhe wurde das System in diesem Jahr durch einen politischen Beschluss bereits initiiert. Vor diesem Hintergrund setzen wir uns dafür ein, dass das System auch in Eimsbüttel eingeführt wird. Die voraussichtlichen Kosten für ein System wie z.B. der Region der Lebensretter werden 60.000 € im ersten Jahr und je 30.000 € in den folgenden Jahren betragen.
Beschluss:
die Verkürzung der Eintreffzeit durch die Ersthelfenden,
die technisch einfache und zuverlässige Leitstellenanbindung,
die laufende wissenschaftliche Begleitung sowie regelmäßige Anpassungen per Updates,
die Prüfung der Notwendigkeiten einer Versicherung,
der Schutz der Ersthelfenden,
die Kartierung der Defibrillatoren in einer Datenbank,
eine Extrapolation der „Zeit zur Bereitschaft“ der Ersthelfenden durch die App (z.B. im Auto unterwegs vs. Zu Hause vs. Zu Fuß im Wald),
eine Priorisierung, dass der erste und zweite Ersthelfende zum Notfallort geleitet wird und erst der dritte Ersthelfende zum AED
Stellungnahme der Behörde für Inneres und Sport:
Aufgabe der Behörde für Inneres und Sport ist die Sicherstellung einer flächendeckenden, bedarfs- und fachgerechten Versorgung der Bevölkerung mit Leistungen der Notfallrettung und des Krankentransportes als medizinisch-organisatorische Einheit der Gefahrenabwehr und Gesundheitsvorsorge. Der öffentliche Rettungsdienst ist so einzurichten und zu betreiben, dass schnellstmögliche Hilfe gewährleistet ist. Darüber hinaus unterhält die Feuerwehr Hamburg eine ständig besetzte Leitstelle für den öffentlichen Rettungsdienst, die sicherstellt, dass die unter der einheitlichen europäischen Notrufnummer 112 eingehenden Notrufe innerhalb einer angemessenen Reaktionszeit entgegengenommen und bearbeitet werden.
Im Bezirk Eimsbüttel und im übrigen Hamburger Stadtgebiet befinden sich bisher keine Ersthelfersysteme im Einsatz.
Die Feuerwehr Hamburg als Trägerin des Rettungsdienstes hat den grundsätzlichen Nutzen der Verkürzung des therapiefreien Intervalls durch die Aktivierung von Ersthelfern mittels entsprechender Apps jedoch erkannt. Durch den Einsatz moderner Technologien, wie z.B. der Smartphone-basierten Alarmierung von Ersthelfern, kann das therapiefreie Intervall im Reanimationsfall verbessert werden. Die Einführung einer Ersthelfer-App ist insoweit ein vielversprechendes Instrument, um die Rettungskette zu stärken und die Überlebenschancen von Notfallpatienten zu verbessern. Die Integration einer solchen App in das aktuell auslaufenden Leitstellensystem bietet sich hierbei jedoch nicht mehr an. Geprüft und angestrebt wird jedoch die Integration eines Ersthelfersystem im Rahmen des neuen Leitstellensystems, welches in der neuen Rettungsleitstelle zum Einsatz kommen soll. Eine Herausforderung stellt sich hierbei aktuell noch in der Diversität der verschiedenen Ersthelfer Apps von verschiedenen Anbietern. Aus diesem Grund ist die Behörde für Inneres und Sport bestrebt, im Rahmen einer Länderabfrage und in der Folge ggf. durch die Einbringung und Abstimmung der Thematik in die Bund/Länder-Gremien eine praktikable Lösung zu finden. Dies könnte beispielsweise die Entwicklung einer bundesweit einheitlichen Lösung sein oder auch eine möglicher Wettbewerb zur Eruierung der geeignetsten Anbieter auf dem Markt.
Die Bereitstellung von Defibrillatoren in Eimsbüttel ist aus Sicht der Feuerwehr Hamburg eine wichtige und sinnvolle Maßnahme zur Verbesserung der Überlebenschancen bei plötzlichem Herzstillstand. Untersuchungen haben gezeigt, dass es sinnvoll ist, Defibrillatoren an Orten mit hohem Publikumsverkehr wie z.B. Flughäfen, Einkaufszentren oder Großunternehmen vorzuhalten. Eine Meldepflicht für die Vorhaltung von Defibrillatoren ist nicht bekannt, der Feuerwehr Hamburg liegen keine Angaben zu Anzahl und Standorten von Defibrillatoren in Eimsbüttel vor.
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