22-0408

Ersthelfersystem Region der Lebensretter in Eimsbüttel etablieren Drs. 22-0277, Beschluss der BV vom 17.10.2024

Mitteilungsvorlage der/des Vorsitzenden

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
TOP
28.11.2024
Ö 5.4
19.11.2024
Ö 7.1
Sachverhalt

 

Stellungnahme der Behörde für Inneres und Sport

 

In Deutschland gibt es jährlich ca. 70.000 Fälle, in denen ein Mensch einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet und durch den Rettungsdienst reanimiert werden muss. Nur etwa zehn Prozent überleben. Mit Hilfe einer Smartphone-App soll zukünftig die Zeit bis zum Beginn der Reanimation verkürzt werden und dafür gesorgt werden, dass bereits vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes mit der Reanimation begonnen werden kann und eine Defibrillation auch bereits vor Eintreffen des Rettungsdienstes erfolgt. Der gemeinnützige Verein Region der Lebensretter e.V. hat ein umfassendes System rund um die Smartphone-App „Region der Lebensretter 3.0“ und das Register „Defi-MAP“r öffentlich zugängliche Defibrillatoren (AED) entwickelt, dass die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes bei Menschen mit Herz-Kreislaufstillstand mit der Reanimation durch qualifizierte ehrenamtliche Ersthelfende überbrückt. Gerade in dicht besiedelten Stadtgebieten wie Eimsbüttel kann ein solches System bei guter Verbreitung viele Ersthelfende erreichen und so Menschenleben retten.

Das Ersthelfersystem „Region der Lebensretter“ beinhaltet:

  • Die Ersthelferalarmierungs-App „Region der Lebensretter 3.0“ (Android und iOS)
  • Das AED-Register „Defi-MAP“ mit Schnittstelle zur Alarmierungs-App
  • Anbindung an die lokale Integrierte Leitstelle über eine Schnittstelle
  • Die Möglichkeit der Selbstregistrierung für Ersthelfende direkt über die App
  • Eine digitale Verwaltung der Ersthelfenden mit komplett digitalem Onboarding und Tutorial
  • Ein First-Level-Support für alle Ersthelfenden im System
  • Eine subsidiäre Haftpflichtversicherung für alle Ersthelfenden, die im Bundesgebiet über diese App alarmiert werden
  • Ein Ausrüstungskonzept
  • Den Betrieb von 24/7 AED-Standorten mit Übernahme der Betreiberpflichten Mittels einer Schnittstelle wird eine Anbindung an die jeweils zuständige Integrierte Leitstelle hergestellt.

 

Bei einem Notruf mit Verdacht auf Herz-Kreislaufstillstand wird das APP-System dadurch automatisch aktiviert. Anschließend werden Ersthelfende über die Region der Lebensretter 3.0 App geortet und alarmiert, wenn sie sich in der Nähe des Notfallortes befinden. Sie geben über die App an, ob sie den Einsatz annehmen können und mit welchem Verkehrsmittel sie unterwegs sind (zu Fuß, Fahrrad, Auto). Weiterhin können die Ersthelfenden angeben, ob sie einen Automatisierten Externen Defibrillator (AED) mit sich führen. Das System rechnet für jeden Ersthelfenden aus, ob er/ sie vor dem Rettungsdienst eintreffen kann. Die beiden Ersthelfenden, die den Notfallort zuerst erreichen, werden von der App direkt dorthin geleitet, der/ die dritte wird zum nächstgelegenen AED geleitet. Zusätzlich nachkommende Ersthelfende weisen am Notfallort den Rettungsdienst ein. Durch dieses nachhaltige Ersthelfersystem könnte die Überlebensrate nach Angaben des Vereins verdoppelt bis vervierfacht werden. In Karlsruhe wurde das System in diesem Jahr durch einen politischen Beschluss bereits initiiert. Vor diesem Hintergrund setzen wir uns dafür ein, dass das System auch in Eimsbüttel eingeführt wird.

 

Hinweis:

Aus der Zusammenlegung mit der Drucksache 22-0310 wurden die Petiten zu 2 a und 2 b beschlossen. Die Petiten zu 1 und 2c wurden zur Vorberatung in den Sozialraumausschuss überwiesen.

Beschluss:

1. Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, die Behörde für Inneres und Sport und die Sozialbehörde zu ersuchen das Ersthelfersystem „Region der Lebensretter“ des gleichnamigen gemeinnützigen Vereins Region der Lebensretter e.V. auch in Eimsbüttel zu etablieren.

2. Die Behörde für Inneres und Sport und die Sozialbehörde werden gebeten:

a. In einer der nächsten Sitzungen des Sozialraumausschusses über den aktuellen Stand der Verfügbarkeit von Defibrillatoren und Ersthelfersystemen in Eimsbüttel sowie Hamburg weit zu berichten,

b. Darzulegen, welche Maßnahmen erforderlich sind, um das Ersthelfersystem in Eimsbüttel und in ganz Hamburg zu verbessern und effektiv umzusetzen,

c. Eine erfolgversprechende Kampagne vorzustellen, die zur erfolgreichen Umsetzung des Ersthelfersystems beitragen kann.

 

Stellungnahme der Behörde für Inneres und Sport:

Die Bereitstellung von Defibrillatoren in Eimsbüttel ist aus Sicht der Feuerwehr Hamburg eine wichtige und sinnvolle Maßnahme zur Verbesserung der Überlebenschancen bei plötzlichem Herzstillstand. Untersuchungen haben gezeigt, dass es sinnvoll ist, Defibrillatoren an Orten mit hohem Publikumsverkehr wie z.B. Flughäfen, Einkaufszentren oder Großunternehmen vorzuhalten. Eine Meldepflicht für die Vorhaltung von Defibrillatoren ist nicht bekannt, der Feuerwehr Hamburg liegen keine Angaben zu Anzahl und Standorten von Defibrillatoren in Eimsbüttel vor.

Aufgabe der Behörde für Inneres und Sport ist die Sicherstellung einer flächendeckenden, bedarfs- und fachgerechten Versorgung der Bevölkerung mit Leistungen der Notfallrettung und des Krankentransportes als medizinisch-organisatorische Einheit der Gefahrenabwehr und Gesundheitsvorsorge. Der öffentliche Rettungsdienst ist so einzurichten und zu betreiben, dass schnellstmögliche Hilfe gewährleistet ist. Darüber hinaus unterhält die Feuerwehr Hamburg eine ständig besetzte Leitstelle für den öffentlichen Rettungsdienst, die sicherstellt, dass die unter der einheitlichen europäischen Notrufnummer 112 eingehenden Notrufe innerhalb einer angemessenen Reaktionszeit entgegengenommen und bearbeitet werden.

Die Feuerwehr Hamburg als Trägerin des Rettungsdienstes hat den grundsätzlichen Nutzen der Verkürzung des therapiefreien Intervalls durch die Aktivierung von Ersthelfern mittels entsprechender Apps erkannt. Durch den Einsatz moderner Technologien, wie z.B. der Smartphone-basierten Alarmierung von Ersthelfern, kann das therapiefreie Intervall im Reanimationsfall verbessert werden. Die Integration einer solchen App in das bestehende Leitstellensystem erweist sich jedoch aufgrund der aktuellen Systemlandschaft als Herausforderung, hinzu kommt die Diversität der verschiedenen Ersthelfer-Apps von verschiedenen Anbietern.

Die Entwicklung einer bundesweit einheitlichen Lösung wird als sinnvoll erachtet, ähnlich der bereits erfolgreich eingeführten NORA-App.

Die Einführung einer Ersthelfer-App ist ein vielversprechendes Instrument, um die Rettungskette zu stärken und das Überleben von Notfallpatienten deutlich zu verbessern. Die Behörde für Inneres und Sport ist bestrebt, in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, einschließlich der Länder und des Bundes, eine praktikable und effiziente Lösung zu finden.

 

 

Petitum/Beschluss

:

Um Kenntnisnahme wird gebeten.

 

Anhänge

keine