Öl- und Gasförderung in Bergedorf?
Auskunftsersuchen des BAbg. Emrich, Froh, Wegner und der CDU-Fraktion
Durch den unsäglichen Angriffskrieg in der Ukraine ist das Thema der Versorgungssicherheit mit Erdöl und Gas in den Vordergrund gerückt. Bekannt ist, dass im letzten Jahrhundert in Bergedorf sowohl Erdöl wie auch Gas gefördert wurde. Soweit bekannt, wurde beides zwischenzeitlich eingestellt. Nachdem der Betrieb eines Erdgasspeichers in den 2010er Jahren beendet wurde, sollte an dieser Stelle wieder Erdöl gefördert werden.
Die Behörde für Wirtschaft und Innovation beantwortet das Auskunftsersuchen vom 11.04.2022 wie folgt:
Vor diesem Hintergrund frage ich:
Zu 1.:
Im Stadtteil Bergedorf existieren aktuell zwei Bergbauberechtigungen auf Kohlenwasserstoffe. Es handelt sich um die Bewilligungen Reitbrook-West, zugeteilt bis 31.Oktober 2032 und Reitbrook-Alt, zugeteilt bis 31.August 2034. Beide Bewilligungsfelder hat das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) auf seinem NIBIS® Kartenserver veröffentlicht.
Inhaber der beiden Bewilligungen ist die Neptune Energy Deutschland GmbH, die aktuell aus dem sogenannten Westfeld (Bewilligung Reitbrook-West) Erdöl fördert. Die Produktion des Feldes wurde Ende der 30er Jahre aufgenommen und seitdem sukzessive weiterentwickelt. Derzeit befindet sich die Produktion in der Endausbauphase.
Zu 2.:
Es sind nach aktuellem Kenntnisstand keine unerschlossenen Erdgas- und Erdölvorkommen im Bezirk Bergedorf bekannt.
Aus der Lagerstätte im Feld Reitbrook-Alt wurde von den Jahren 1937 bis 2021 2,6 Millionen Tonnen Erdöl gefördert. Teile von Reitbrook-Alt wurden von den Jahren 1970 bis 2014 als Gasspeicher genutzt. Darauf folgend wurde die Ölförderung wiederaufgenommen ist aber seit Ende des Jahres 2021 nach Firmenangaben eingestellt.
Östlich der beiden Bergbauberechtigungen gibt es den Ölfund „Curslack“. Aus dieser Lagerstätte wurden von den Jahren 1957 bis 1960 266 Tonnen Erdöl gefördert.
Südlich von Reitbrook liegt das kleine Neuengammer Gasfeld mit dessen Fund im Jahr 1910 die Gasförderung in Deutschland begründet worden ist. Hier wurde von den Jahren 1915 bis 1922 Erdgas gefördert.
Zu 2a.:
Siehe Antwort auf 2.
Zu 2b.:
Die Lagerstätte Reitbrook-Alt hat eine sehr komplexe Struktur sowie teilweise schlechte Reservoireigenschaften (Kluft/Matrixlagerstätte mit geringer Matrixporosität- und Permeabilität). Das hochviskose Öl wurde mit Hilfe von sekundären Fördermaßnahmen (Wasser- und Gasfluten) gefördert.
Zu 3.:
Der zuständigen Behörde sind keine Pläne bekannt. Nach aktuellem Kenntnisstand sind die Randbedingungen für eine erneute Förderung im Feld Reitbrook-Alt sehr aufwendig und wären derzeit nicht wirtschaftlich. Im Übrigen siehe Antwort zu 2b.
Zu 4.:
Sofern alle rechtlichen Voraussetzungen erfüllt wären, könnten Betriebsplananträge für eine Wiederaufnahme der Erdölförderung im Feld Reitbrook-Alt genehmigungsfähig sein. Nach aktuellem Kenntnisstand sind die Randbedingungen für eine erneute Förderung im Feld Reitbrook-Alt sehr aufwendig und derzeit nicht wirtschaftlich.
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