21-2039.01

Nicht offener, einphasiger, freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit Teilnahmewettbewerb und nachgeschaltetem Verhandlungsverfahren gem. VgV - Neugestaltung Alte Holstenstraße hier: Ergebnis des freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs

Beschlussvorlage

Letzte Beratung: 02.04.2025 Stadtentwicklungsausschuss Ö 2

Sachverhalt

r den dritten Baustein der Stadtwerkstatt Serrahn 2030 (Drucksachen-Nr. 20-0422) wurde in den vergangenen Monaten ein freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit 7 teilnehmenden Büros durchgeführt. Der Stadtentwicklungsausschuss wurde am 06.09.2023 über die Eckpunkte des Verfahrens unterrichtet (Drucksache 21-1849) und hat die Ausführungen zum Verfahren zur Kenntnis genommen. Der Auslobungstext für das Wettbewerbsverfahren wurde dem Stadtentwicklungsausschuss in der Sitzung am 08.05.2024 zur Abstimmung vorgelegt (Drucksache 21-2039).

Ziel des qualitätssichernden Verfahrens und Vorgabe der Auslobungsunterlagen war es, umsetzungsreife Entwürfe für die Umgestaltung der ca. 8.900 m² großen Fläche (Abgrenzung des Planungsraums s. Anlage) zu erhalten, die Teile der Alten Holstenstraße sowie angrenzende öffentliche Flächen und Bereiche des Kirchengrundstücks der Kirchengemeinde St. Petri und Pauli umfasst.

Dabei soll ein ganzheitliches Konzept für Städtebau, Freiraum und Verkehr entwickelt werden, das öffentliche und private Flächen zusammenführt und die städtebauliche Entwicklung rund um den Bergedorfer Hafen und die Innenstadt unterstützt. Die Umgestaltung ist für die Innenstadt von großer Bedeutung und soll die Aufenthaltsqualität sowie die Verbindung und Zugänglichkeit zum Schlosspark und Wasser betonen. Der öffentliche Raum soll funktional und ästhetisch aufgewertet werden, um zum Verweilen einzuladen. Dabei ist der historische Charakter des Straßenzugs zu berücksichtigen.

Ein weiteres Ziel ist, den Planungsraum zu begrünen und den hohen Versiegelungsgrad zu reduzieren. Dabei sind resiliente Maßnahmen gegen Klimafolgen wie Hitze und Starkregen mitzudenken, um die ökologische Bilanz zu verbessern. Zudem sollen barrierefreie, innovative Lösungen für den Fuß- und Radverkehr gefunden werden, die unterschiedlichen Nutzungsansprüche (Verkehr, Aufenthalt, Veranstaltungen, Gastronomie) berücksichtigen. Auch der bestehende Pavillon mit öffentlicher Toilette ist in das Konzept zu integrieren.

Die Aufgabenstellung des Wettbewerbs beinhaltet neben dem freiraumplanerischen Anteil umfangreiche verkehrsplanerische Aufgabenteile. Daher wurden den teilnehmenden Planungsteams Beratungsleistungen durch ein beauftragtes Verkehrsplanungsbüro (Schmeck Junker Ingenieurgesellschaft mbH) zur Verfügung gestellt.

An folgende Planungsteams wurde die Auslobung im Juni 2024 gesandt:

  • A24 LANDSCHAFT Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin
  • arbos Freiraumplanung GmbH, Hamburg
  • bgmr Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin
  • Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin mit BBS Landscape Engineering GmbH, Hamburg
  • GREENBOX Landschaftsarchitekten PartG mbB, Köln
  • OTTL.LA Landschaftsarchitekten Schöberl vel-mann PartG mbB, München
  • POLA Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin

Das Verfahren fand unter breiter Einbindung der Öffentlichkeit statt. Dabei wurde ein umfangreicher Beteiligungsprozess für das Plangebiet mit Vor-Ort-Aktionen und einer Online-Beteiligung im Herbst 2023 vorgenommen. Unterschiedliche Akteure wie Anlieger*innen, Grundeigentümer*innen, Gewerbetreibende und Verkehrsteilnehmer*innen waren eingeladen und aufgefordert, sich mit ihren Wünschen, Hinweisen und auch evtl. Bedenken einzubringen. In beiden Veranstaltungen konnte die Öffentlichkeit positive und negative Kritik sowie Anregungen zu den Kategorien Mobilität, Aufenthaltsqualität, Möblierung und Beleuchtung, Begrünung, (Außen-) Gastronomie, Wassererlebnis, Verbindung zum Schloss / Schlosspark, Veranstaltungen, Barrierefreiheit oder Sonstiges äern. Die Hinweise, Wünsche und Anregungen aus der Beteiligung sind als Extra-Kapitel in die Auslobungsunterlagen eingeflossen und wurden auf diese Weise den teilnehmenden Büros zur Berücksichtigung bei der Aufgabenbearbeitung zur Verfügung gestellt.

Zudem konnten drei Mitglieder des RISE-Beirats Zentrum Bergedorf für das Auswahlgremium der Jury gefunden werden. Sie nahmen am Wettbewerbsverfahren mit Gaststatus teil und bildeten auf diese Weise Multiplikatoren für die Prozessbeteiligung und Entscheidungsfindung. Zudem findet eine Ausstellung (voraussichtlich 4. und 5. April 2025 im CCB) statt, in der alle Entwürfe öffentlich ausgestellt werden.

Die Jury setzte sich aus Vertreter*innen der Behörde r Stadtentwicklung und Wohnen, der Bezirkspolitik, der Behörde für Kultur und Medien, der Architektenschaft und dem Bezirksamt Bergedorf zusammen.

Die Jurysitzung mit dem Preisgericht tagte am 26.02.2025. In der Veranstaltung wurden die Entwürfe der sieben Planungsbüros dem Preisgericht vorgestellt.

Das Preisgericht hat sich nach drei Wertungsrunden einstimmig für den Entwurf von POLA Landschaftsarchitekten GmbH aus Berlin entschieden. Als zweit- und drittplatzierten Büros wurden die Architekturbüros GREENBOX Landschaftsarchitekten PartG mbB, Köln und OTTL.LA Landschaftsarchitekten Schöberl Hövelmann PartG mbB, München prämiert.

Der Siegerentwurf überzeugte durch eine innovative Verbindung historischer Identität und zeitgemäßer urbaner Gestaltung, insbesondere mit einer Öffnung zur Wasserkante des Schlossteichs. Die Arbeit macht konzeptionell eine klare städtebauliche Aussage. Basierend auf einer historischen Analyse schlägt sie eine klare Trennung zwischen Straßenraum und grüner Wasserkante am Schlossteich vor. Der neu konzipierte „Holstensteg“ als zentrales Bindeglied zwischen Stadt und Gewässer überzeugt durch seine Holzkonstruktion und die Schaffung eines naturnahen Erholungsraumes. Zudem wird damit die Schlossinsel stärker an den Bereich der Alten Holstenstraße angebunden.

Die behutsame Ausgestaltung der „Serrahnmeile“ ermöglicht einen Rundgang, der die kulturellen und naturnahen Qualitäten Bergedorfs erlebbar macht. Funktional wie gestalterisch gibt es eine klare Trennung zwischen Bewegungsraum und Aufenthalts-flächen, die begrüßt wird. Insbesondere die Neugestaltung des Kirchplatzes St. Petri und Pauli sowie die Umgestaltung des Johann-Adolf-Hasse-Platzes bieten multifunktionale Begegnungs- und Veranstaltungsräume.

Größere Überarbeitungserfordernisse werden in folgenden Bereichen gesehen:

  • Straßenverlauf:
    Der Verlauf der Bergedorfer Schloßstraße ist grundsätzlich zu erhalten. Im weiteren Planungsprozess sind jedoch Klärungen und Anpassungen hinsichtlich der Verkehrsführung und der städtebaulichen Integration zu prüfen.
  • Steganlage und Böschungssituation:
    Die Dimensionierung und Ausformung der Steganlage ist unter Einbezug des denkmalgeschützten Umfeldes zu prüfen und zu optimieren. Dabei sind auch die Böschungsbereiche entlang der Alten Holstenstraße einzubeziehen. Zudem ist der Umgang mit dem vorhandenen Rechen aufzugreifen.
  • Ausstattungselemente in der Alten Holstenstraße:
    Diese Elemente sollen ortsspezifischer geplant werden, um die Identität des Areals noch stärker zu betonen.
  • Materialität für Fuß- und Radweg:
    Die materialbezogene Gliederung der Alten Holstenstraße ist zu prüfen und hinsichtlich einer strukturell einheitlicheren Ausprägung zu optimieren. Dabei ist die vorgeschlagene und durch die abgesetzte Materialität sehr betonte Wegeführung entlang des Kirchenplatzes in den Straßenzug Sachsentor ebenfalls unter diesem Aspekt zu optimieren.
  • Durchgrünung:
    Das Konzept zur Durchgrünung ist unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Anforderungen sowie dem Aspekt der Veranstaltungen weiter zu optimieren. Dabei muss das Regenwasserkonzept weiter detailliert und die Funktionalität nachgewiesen werden.

Im Anschluss an das Wettbewerbsverfahren führt das Bezirksamt zunächst Verhandlungen mit dem Planungsteam durch, das mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde. Nur für den Fall, dass die Verhandlungen mit diesem Planungsteam scheitern, werden alle mit Preisen ausgezeichneten Planungsteams zur Abgabe eines Erstangebotes aufgefordert, zu einem Verhandlungsgespräch eingeladen und anschließend zur Abgabe eines finalen Angebots aufgefordert. Den Zuschlag erhält in diesem Fall das wirtschaftlichste Angebot.

Das Wettbewerbsergebnis einschließlich der Überarbeitungsempfehlungen werden im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt.

Petitum/Beschluss

Der Stadtentwicklungsausschuss nimmt das Ergebnis des nicht offenen, einphasigen, freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb mit 7 teilnehmenden Büroszur Kenntnis und beauftragt die Bezirksamtsleiterin, die Projektentwicklung zusammen mit der Kirchengemeinde fortzuführen und dem Stadtentwicklungsausschuss zu gegebener Zeit über den Fortgang der Planung zu berichten.

Bera­tungs­reihen­folge
Datum/Gremium
TOP
Anhänge

Anlage 1: Abgrenzung Planungsgebiet

Lokalisation Beta
Alte Holstenstraße Johann-Adolf-Hasse-Platz Schloßstraße

Die Erkennung von Orten anhand des Textes der Drucksache kann ungenau sein. Es ist daher möglich, das Orte gar nicht oder falsch erkannt werden.