Koordinator/Koordinatorin für die Weltkulturerbebewerbung der Hamburger Sternwarte in Bergedorf
Antrag der
BAbg. Jacobsen, Schütt und FDP-Fraktion
BAbg. Lenné und SPD Fraktion
BAbg. Bendt-Soetedjo und Fraktion Grüne
Die Bewerbung der Hamburger Sternwarte in Bergedorf für einen Platz auf der Vorschlagsliste der UNESCO zum Weltkulturerbe ist gescheitert. Als Ursachen hierfür nennt die Kultusministerkonferenz der Länder den offensichtlich heruntergekommenen Zustand der Gesamtanlage. Die Grünanlagen, in die die historischen Gebäude eingebettet sind, befinden sich in einem deutlich sichtbaren, ungepflegten Zustand. Schlimmer ist allerdings der Zustand der aufstehenden Gebäude zu bewerten: Farbe blättert ab und Putz fällt von den Fassaden und legt Mauerwerk frei, historische Sandsteingesimse bröckeln ab, die Metallkuppeln der Observatorien sind nicht nur verdreckt, sondern teils erheblich korrodiert, ein technischer Anbau am Sonnenbau wirkt einsturzgefährdet, der Meridiankreis erscheint wie ein zum Abbruch freigegebenes Gebäude, Holzbauteile, wie Türen und Fenster sind teils verrottet. Dass die Freie und Hansestadt Hamburg die in ihrem Eigentum befindlichen Denkmäler derart verrotten lässt, ist ein klarer Verstoß gegen § 1 (2) des Denkmalschutzgesetzes der Stadt und damit ein äußerst schlechtes Vorbild für private Denkmaleigentümer. Hier ist unverzüglich mit den Instandsetzungs- und Instandhaltungsmaßnahmen zu beginnen, damit wieder ordnungsgemäße Zustände eintreten. Mit einer derart heruntergekommenen Gesamtanlage kann sich kein Bundesland ernsthaft als Weltkulturerbe bewerben.
Um diesen Zustand so schnell wie möglich zu beenden und dem Hin- und Herschieben von Verantwortung zwischen den verschiedenen Behördenteilen zu begegnen, soll ein Welterbekoordinator/eine Welterbekoordinatorin die Aufgabe übernehmen, die verschiedenen Akteure an einen Tisch zu bekommen und die Restaurierungsmaßnahmen sowie die Wiederherstellung ordnungsgemäßer Zustände auf dem Gelände und an den Gebäuden Sorge zu tragen. Parallel ist die inhaltliche Koordination für die Vorbereitung einer neuen und modifizierten Bewerbung anzuschieben und zu begleiten. Nur wenn die Verantwortung von einer Hand koordiniert wird, kann sich die Hamburger Sternwarte in Bergedorf erneut als Weltkulturerbekandidatin in Spiel bringen
Aufgrund der Tatsache, dass die historischen Gebäude der Hamburger Sternwarte in Bergedorf zunehmend verfallen und daher nicht zur Bewerbung für die UNESCO Weltkulturerbeliste zugelassen worden sind sowie bereits zum Thema der überregionalen Presseberichterstattung geworden sind bitten wir die Bezirksamtsleiterin, die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB) der Senatorin und zweiten Bürgermeisterin Katarina Fegebank aufzufordern:
1. sich dafür einzusetzen, dass die Sanierungs-, Restaurierungs- und Instandsetzungsarbeiten ohne weiteren Verzug in Angriff genommen werden,
2. für die Koordinierung der oben genannten Maßnahmen einen Koordinator-/eine Koordinatorin zu benennen.
3. um Unterrichtung über den Fortgang der Bemühungen
Die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke nimmt auf der Grundlage von Auskünften der Universität Hamburg (UHH) wie folgt Stellung:
Zu 1)
Die Immobilienstrategie der FHH sieht eine Überführung der städtischen Liegenschaften in das „Mieter-Vermieter-Modell“ vor. Im Zuge dieser Überführung werden die jeweiligen Immobilien einer Grundsanierung unterzogen.
Bis zur Überführung und anschließenden Sanierung führt die UHH im Rahmen der Bauunterhaltung kontinuierlich Instandhaltungsmaßnahmen durch. Hierfür werden Mittel der Liegenschaftsabteilung der UHH eingesetzt. So wurde das Lippert Teleskop bis 2022 saniert, ebenso der Große Refraktor. Letzterer weist bauteilbedingt erneut Feuchtigkeitsschäden auf, so dass derzeit ein ergänzendes Sanierungskonzept erstellt wird. Für die Jahre 2024 bis 2026 ist zudem eine aufwendige Wege- und Siel-Sanierung in Vorbereitung, die aus UHH-Bauunterhaltsmitteln finanziert wird. Weitere Maßnahmen zur laufenden Instandhaltung finden unterjährig statt.
Zu 2), zu 3)
Am 24.06.2024 wurde im Rahmen eines Termins vor Ort über gemeinsame Perspektiven insbesondere der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit an der Hamburger Sternwarte diskutiert. Am Gespräch haben Vertreter:innen des Bezirksamts Bergedorf, der UHH, der BWFGB, der Hamburger Sternwarte sowie des Fördervereins Hamburger Sternwarte e.V. teilgenommen. Eine Teilnahme der Behörde für Kultur und Medien war aus terminlichen Gründen nicht möglich.
Als Ergebnis des Termins soll eine auf zwei Jahre befristete Projektstelle an der UHH zur Erarbeitung eines Konzepts zur Sternwarte geschaffen werden. Das Konzept soll verschiedene Aspekte beleuchten, also u.a. Einbindung in die Forschung (u.a. Cluster Quantum Universe), Nutzung als Lehrort, Möglichkeiten des Transfers in Schule und Öffentlichkeit sowie Beziehung zum Standort Bergedorf. Das Konzept soll unter Einbeziehung diverser Stakeholder entstehen, Optionen für Zusammenarbeit mit Stiftungen und anderen Institutionen prüfen und auch den Aspekt beleuchten, wie mögliche Förderer gewonnen werden können. Die erneute Weltkulturerbe-Bewerbung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur einer der möglichen Wege, der nach Ausarbeitung des Konzepts durch die Projektstelle weiterverfolgt werden könnte, so dieser empfohlen wird.
Das Konzept für die Projektstelle befindet sich derzeit an der UHH in Ausarbeitung.
Die Bezirksversammlung nimmt Kenntnis.
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