Protokoll
Sondersitzung des Ausschusses für Grün, Naturschutz und Sport vom 30.06.2022

Ö 1

Begrüßung der Naturschutzverbände

Herr Dr. Kloth begrüßt die anwesenden Naturschutzverbände, hebt die große Bedeutung ihrer Arbeit für den Naturschutz hervor und dankt ihnen für ihr ehrenamtliches Engagement. Er freue sich auf eine weiterhin vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit und sei gespannt auf die heutigen Berichte. Der Austausch zwischen Amt und Ehrenamtlichen sei sehr wichtig und das Bezirksamt bemüht, die wertvollen Hinweise der Verbände in seiner Arbeit zu berücksichtigen.

Ö 2

Berichte der Naturschutzverbände

Gesellschaft für ökologische Planung e.V., GÖP

 

Herr Schmille (GÖP) berichtet mithilfe einer Übersicht (Anlage) über die Arbeit der GÖP im vergangenen Jahr. Im Naturschutzgebiet (NSG) Schnaakenmoor sei unter den vielen verschiedenen Aufgaben die Arbeit an der Düne im südlichen Gebiet des NSGs hervorzuheben. Diese sei gemeinsam mit Schüler:innen kahl gemacht worden. Im Bereich des grauen Sands entstehe nun vermehrt eine schöne Heidefläche. Der Bestand der Traubenkirschen im Schnaakenmoor könne von der GÖP leider nur noch beschnitten werden und wachse daher immer wieder nach. Der Bereich des Dünensands werde von Pferdereiter:innen durchquert, wogegen die Revierförsterei nun ein Schild aufgestellt habe. Die Beweidung des Schnaakenmoors mit Schafen und Ziegen sei endlich gestartet und werde von der GÖP begleitet und beobachtet. Die neue Beweidung werde hoffentlich zu einer Reduktion des Pflegeaufwands und zu einem Anziehungspunktr Besucher:innen führen. Es sei aber noch fraglich, ob die ausgewählte Schafsrasse optimal sei. Mit besonderen Schäden durch die Beweidung sei aber nicht zu rechnen.
Die Installationen für die Besucher:innenlenkung im Schnaakenmoor seien abgeschlossen und würden gut angenommen. Das anfängliche Entfernen der Besucher:innentafeln komme glücklicherweise nicht mehr so häufig vor. Die GÖP spreche vor Ort auch Menschen mit Fehlverhalten an, was bislang gut funktioniere. Gegebenenfalls müssten sonst die Ranger:innen der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) entsendet werden. Der Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) für das Schnaakenmoor sei noch nicht vollständig umgesetzt. So gebe es noch Bestände an ortsfremden Japanischen Lerchen und einen Moorbereich, der von Gehölzaufwuchs freigestellt werden müsse. Außerdem sei eine Verknüpfung der Offenflächen für einen Organismusaustausch sinnvoll.

 

Im NSG Wittenbergen sei die GÖP hauptsächlich mit dem Entkusseln von Neophyten wie dem Staudenknöterich und dem Indischen Springkraut beschäftigt, was auch weiter eine Daueraufgabe bleiben werde. Es sei wichtig, die Heideflächen zu erhalten. Schon mehrfach seien Absperrungen von Besucher:innen zerstört worden. Im Rahmen des Naturschutzgroßprojekts „Natürlich Hamburg!“ werde es hoffentlich Verbesserungen der Besucher:innenlenkung etwa durch bessere Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit geben. Gegebenenfalls müssten die Ranger:innen und die GÖP dann mehr vor Ort sein. Im NSG Neßsand werde hauptsächlich der Sanddorn beseitigt. Das Bestreben der BUKEA, die Kreuzkröte auf der Insel anzusiedeln, sei bislang nicht gelungen, da bei jeder Sturmflut das gesamte Gebiet umgemodelt werde. Einen weiteren Versuch werde es jedoch noch geben.

 

Die Umweltpädagogik der GÖP werde unter anderem aus klassischen Sondermitteln der Bezirksversammlung und aus Mitteln des Quartiersfonds I des Bezirksamts finanziert. Das Angebot werde an Schulen umgesetzt, die gemäß Hamburger Sozialindex mit einer 1 oder 2 also mit schwierigen sozio-ökonomischen Verhältnissen bewertet seien und habe zuletzt auf den Stadtteil Lurup ausgeweitet werden können. Mit dem Willkommenskulturhaus gebe es ein Angebot für Geflüchtete und auch speziell mit Geflüchteten aus der Ukraine werde gearbeitet. Der von der Stiftung Lebensraum Elbe finanzierte Escaperoom „Team-Escape Elbe“ zum Thema Tideelbe werde als Wanderausstellung an Schulen und andere Ausstellungsorte verliehen und sei bei Nutzer:innen sehr beliebt. Der Quartiersfonds I sei nicht für eine dauerhafte Förderung vorgesehen, weshalb die GÖP nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten suche. Die BürgerStiftung Hamburg werde beispielsweise die Finanzierung für eine Schulklasse aus Lurup übernehmen.

 

Das Projekt „Erlebnisweg Elbe“ werde ebenfalls von der Stiftung Lebensraum Elbe gefördert. Über die App des Naturschutzgroßprojekts „Natürlich Hamburg!“ und über QR-Codes würden Wanderrouten digital verfügbar gemacht. Maßnahmen des PEP des Naturschutzgroßprojekts „Natürlich Hamburg!“, die nicht umgesetzt würden, aber trotzdem sinnvoll seien, habe die GÖP für gegebenenfalls zukünftige Projekte aufgenommen. Im Bereich der Brünschenwiesen werde zur Umweltpädagogik mit dem nahe gelegenen Schulcampus gearbeitet. Im Wildgehege Kvensteen würden die Bürger:inneninitativen unterstützt und wegen einer Betreuung der Obstwiese sei die GÖP von der Revierförsterei angesprochen worden.

 

Naturschutzbund Deutschland Landesverband Hamburg e.V., NABU-Gruppe West

 

Frau Meyer-Ohlendorf (NABU-Gruppe West) weist auf den Jahresbericht der NABU-Gruppe West hin, den der Ausschuss vorab erhalten habe und stellt mithilfe einer Präsentation (siehe Anlage) verschiedene Anliegen der NABU-Gruppe West in Altona vor. Auf Nachfragen ergänzt sie, mit den Prädatoren auf der Folie zur Ausgleichsfläche Feldweg 91 seien beispielsweise Füchse und Marderhunde gemeint. Da der Bestand der Kiebitze sehr klein sei, solle dieser etwa durch einen Zaun geschützt werden.

 

Herr Lehmberg bietet an, dass sich das Bezirksamt und die NABU-Gruppe West zeitnah zu den verschiedenen Anliegen zu einem Gespräch zusammensetzen könnten. Die Knickpflege, die auf dem in der Präsentation angesprochenen Knickgutachten aus 2016 basiere, erfolge bereits in den Stadtteilen Osdorf und Sülldorf. Die mähfreie Zeit könne in Gesprächen mit den Bewirtschafter:innen bei festgestellter Brut auf den jeweiligen Vertragsflächen verlängert werden. Bei der Mahd von Feuchtwiesen in zwei NSG laufe gerade ein Versuch mit einem naturschutzgerechterenher. Es werde geprüft, ob sich dieser lohne und eine solche Mahd ausgeweitet werden könne. Die Beweidung im NSG Schnaakenmoor sei gestartet und es könne dann in den nächsten Jahren eine Ausweitung auf die Heideflächen im NSG Wittenbergen geprüft werden. Zu bedenken sei, dass die für eine Beweidung geeigneten Flächen im NSG Wittenbergen kleiner seien und hier auch der Besucher:innendruck mit Hunden noch größer sei, was eine Beweidung dort erschwere. Beim Kiebitzschutz habe es jüngste Erfolge mit erfolgreichen Bruten in Rissen gegeben. Mit der Flächeneigentümerin der BUKEA würden Gespräche über weitere Verbesserungen geführt. Mit der Luftsportgruppe Rissen e.V. gebe es bereits eine vertragliche Einigung. Dabei sei festgelegt worden, dass eine mögliche Kiebitzbrut auf der Nachbarfläche auch berücksichtigt werde. Für den Biotop- und Artenschutz beim angesprochenen Kutscherweg und die Fläche am Wespenstieg sei rechtlich die Stadt Wedel bzw. die Untere Naturschutzbehörde (UNB) Pinneberg zuständig. Für die Fläche gebe es außerdem einen langfristigen Pachtvertrag mit einem:einer Landwirt:in. Eine kurzfristige Änderung zeichne sich nicht ab. Die mögliche Entwicklung der Rüdigerau hänge auch von den Entscheidungen zur weiteren Entwicklung des Wildgeheges Klövensteen ab. Die Teiche an der digerau seien bereits auf ihre Belastung untersucht worden. Eine weitere Untersuchung sei nicht notwendig.

 

Frau Kouptsidis unterstreicht, dass die Flächen rund um den Kutscherweg sehr wichtig seien, viele rote Liste Arten beherbergten und derartige Flächen künftig besser geschützt werden ssten. Weder die Stadt Wedel noch die Freie und Hansestadt Hamburg fühlten sich dafür zuständig. Sie bittet das Amt darum, mit der Stadt Wedel und der UNB Pinneberg den Naturschutz an dieser Stelle zu verbessern und Möglichkeiten zur Aufwertung der Flächen zu suchen. Zusammen könne hier mehr erreicht werden. Bis zur Fertigstellung der Krötentunnel am Falkensteiner Ufer sei zu viel Zeit verstrichen, was zu einer starken Reduktion der Krötenbestände geführt habe. Das solle hier nicht geschehen.

 

Herr Andersen weist darauf hin, dass Blänken gemäß § 30 Bundesnaturschutzgesetz geschützt seien. Gegebenenfalls könne gegen das Zuschütten dieser Blänke Strafanzeige gestellt werden.

 

Bezirksjägergruppe Altona-Blankenese

 

Herr Rashid und Herr von Kessinger (beide Bezirksjägergruppe Altona-Blankenese) stellen die Arbeit der Bezirksjägergruppe Altona-Blankenese mithilfe einer Präsentation (Anlage) vor. Auf Nachfragen ergänzen sie, bei den angeleinten Hundespaziergängen gehe es insbesondere um Jagdhunde und nicht allgemein darum, wie sich Hunde in NSG zu verhalten hätten. Es sei aber denkbar, das Angebot zu verallgemeinern. In der Regel zeigten Hundehaltende aber Verständnis, wenn sie auf das Anleinen ihrer Hunde angesprochen würden. Dennoch seien unangeleinte Hunde immer noch ein Problem in NSG.

Die Jagd sei gesetzlich geregelt bzw. es gebe einen gesetzlichen Auftrag und gemeindlich festgelegte Abschusspläne. Lebendfallen böten den Vorteil, dass so nur die Tiere getötet würden, die auch gejagt werden sollten und alle anderen freigelassen würden. Die Jagdpächter:innen hätten aus cksicht auf die Anrainer:innen schon lange keine Hunde und Katzen mehr gejagt. Zu wildernden Hunden gebe es keine Erfahrungen. Den Hasenbeständen gehe es gut.

Rehkitze lägen häufig versteckt im hohen Gras und würden bei einer Mahd dann tödlich verletzt. Mit der Wärmebild-Drohnentechnik könnten Rehkitze vorab aufgespürt, eingefangen und nach der Mahd wieder ausgesetzt werden. Die Muttertiere, die sich häufig in der Nähe befänden, kämen dann in der Regel zeitnah vorbei. Ab 2023 könne diese Technik dann hoffentlich auch für die Suche nach Brutnestern von Vögeln genutzt werden. Zum Schutz vor Prädatoren könne es helfen, den ungemähten Bereich um die Brutnester größer zu lassen.

 

Herr Lehmberg lobt die vorgestellte Technik zur Suche nach Rehkitzen vor eine Mahd. Insbesondere Vogelnester seien schwer zu finden. Daher wäre es sehr erfreulich, wenn diese Technik gegebenenfalls bald auch dafür genutzt werden könne. Mit der BUKEA liefen Gespräche über gliche Ersatzgelder für die Landwirt:innen für die ungemähten Bereiche.

 

Frau Kouptsidis regt an, die Dienstleitung zum Auffinden von Brutnestern mit Wärmebild-Drohnentechnik zukünftig auch zu bezahlen. Die BUKEA habe einen Versuch gestartet, Metallkörbe über die gefundenen Brutnester zu stellen. Die Ergebnisse müssten noch abgewartet werden.

 

NABU-Gruppe Altona

 

Ein:e Vertreter:in der NABU-Gruppe Altona berichtet, im Altonaer Kerngebiet liege der Fokus der Arbeit insbesondere auf dem Schutz der Amphibienvorkommen. Gemeinsam mit der Deutschen Bahn AG sei beispielsweise im Bereich Diebsteich ein Teich zu einem entsprechenden Biotop entwickelt worden. An der Holztwiete am Jenischpark unterstütze die NABU-Gruppe Altona nun seit sechs Jahren die Kröten bei ihrer Wanderung, deren Bestände dort eingebrochen seien. Im Volkspark an der Nansenstraße betreue die NABU-Gruppe Altona eine Naturruhezone und biete Führungen an. Die dortigen Zäune würden leider immer wieder aufgeknipst und müssten laufend repariert werden. Außerdem führe die NABU-Gruppe Altona auch Kartierungen im Bezirk durch. Es liefen derzeit Gespräche mit der BUKEA über eine bezirksübergreifende Datenbank zu aufgehängten Nistkästen, auf die auch der NABU zugreifen könne. Mit den klassischen Sondermitteln der Bezirksversammlung habe die NABU-Gruppe Altona Nistkästen instandsetzen können. Die Schmetterlingswiesen an der Palmaille fingen an zu vergrasen und müssten demnächst abgeplackt und neu eingesät werden. Sie bedankt sich ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit mit den Mitarbeiter:innen des Bauhofes bei der Pflege der Wiese.

 

Herr Andersen dankt den Naturschutzverbänden im Namen des Ausschusses für ihr Engagement und sichert zu, dass der Ausschuss Anträge auf klassische Sondermittel und Politikmittel weiter wohlwollend prüfe. 

 

Frau Kouptsidis dankt für die gute, ehrenamtliche Naturschutzarbeit. Ehrenamt brauche aber auch immer Hauptamt. Dafür sei eine feste Ansprechperson bzw. eine feste Stelle im Bezirksamt nötig. In den vergangenen Jahren habe sich im Naturschutz in Altona einiges getan, es sei aber noch mehr möglich.

 

Frau Vornhagen schließt sich dem Dank an und betont, dass die Berichte heute gezeigt hätten, dass Naturschutz ohne ziviles Engagement nicht möglich sei. Aus den Vorträgen hätten die Fraktionen viele Anregungen mitnehmen können. Bei Problemen und Anliegen könnten sich die Naturschutzverbände immer an den Ausschuss oder an die Fraktionen wenden.

Ö 3 - 21-3226

Durchgeführte Naturschutzmaßnahmen 2019-2022 und geplante Naturschutzmaßnahmen 2022-2023 Beschlussempfehlung des Amtes

Der TOP mit der Drucksache 21-3226 wird vor Eintritt in die Tagesordnung neu aufgenommen.

 

Frau Kouptsidis bittet darum, die Maßnahme „Herstellung einer 0,6 ha großen Ersatzwaldfläche in Wedel / Grenzbereich zur Freien und Hansestadt Hamburg“ in der Sitzung am 06.09.2022 vorzustellen. Außerdem bittet sie das Amt um Prüfung, ob die Erstellung eines Pflege- und Entwicklungskonzepts für die Düpenau-Niederungen nicht bereits Bestandteil des Planfeststellungsverfahrens gewesen sei.

 

Frau Schoon bittet um einen Sachstand des Amtes zur Suche nach einer Aufforstungsfläche im Bezirk Altona. Nach dem Hamburger Klimaplan müsse jedes Bezirksamt nach einer ein Hektar großen Fläche suchen.

 

Herr Schiffer erläutert auf Frau Werdungs Nachfrage, die Wildblumenwiese im Wesselhöftpark sei in der Drucksache nur nicht gesondert aufgeführt. Die Maßnahmen rden wie geplant abgewickelt.

Herr Dr. Hesselschwerdt meldet Beratungsbedarf für die CDU-Fraktion bis zur Sitzung am 06.09.2022 an.

Ö 4 - 21-3177.1

Kartierung der Brutvögel und Fledermäuse im Forst Klövensteen Antrag der Fraktion GRÜNE (NEUFASSUNG der Drucksache 21-3177)

Der Ausschuss für Grün, Naturschutz und Sport stimmt dem Antrag einstimmig bei Enthaltung der FDP-Fraktion zu.

Ö 5

Mitteilungen

Es liegen keine Mitteilungen vor.

Ö 6

Verschiedenes

Es gibt keine Wortmeldungen.