21-3838.01

Stellungnahme Antrag SPD betr. Zukunftsfähiges Fährkonzept zwischen Hamburg und Stade erarbeiten

Antwort/Stellungnahme gem. § 27 BezVG

Letzte Beratung: 10.04.2025 Ausschuss für Mobilität und Inneres Ö 12.1

Sachverhalt


Auf der Elbe zwischen Hamburg (westlich von Teufelsbrück) und Stade befördern gegenwärtig drei Fährlinien ganzjährig Personen:

Teufelsbrück Airbus,

Cranz Neuenfelde Blankenese und

he Schulau

Diese Fähren überqueren die Elbe lediglich. Die Verkehrsnachfrage entlang der Elbe ist aber nicht nur auf das Überqueren ausgerichtet, sondern immer stärker auch nach Hamburg hinein. Besonders amdufer stehen kaum attraktive Alternativen (Bahnstrecken) in der Nähe zur Verfügung.

Die Kostenzuschüsse für die Fähren besonders Cranz Blankenese sowie Lühe Schulau sind im Verhältnis zu den Fahrgastzahlen relativ hoch. Die Fähre Teufelsbrück Airbus ist relativ stark ausgelastet. Besonders zwischen Cranz und Blankenese ist der Fährverkehr nicht verlässlich, was sich auch auf die Nachfrage negativ auswirkt. Bis ins Jahr 2007 fuhr als touristisches Angebot regelmäßig im Sommerhalbjahr der Elbe-City-Jet zwischen Stade und Hamburg. Anschließend gab es noch weitere touristische Angebote auf der Elbe zwischen Stade und Hamburg. Punktuell gab es eine Zusammenarbeit der verschiedenen Betreiber. Insgesamt könnte das Fahrgastpotenzial über und entlang der Elbe deutlich besser ausgeschöpft werden, wenn zumindest für die vorhandenen Verbindungen ein zukunftsfähiges Fährkonzept entwickelt werden würde. Eine Einstellung der Fährverbindung Cranz Blankenese kann vor dem Hintergrund der Mobilitätswende keine Option sein.

Mit schnellen modernen Katamaran-Fähren (mit möglichst wenig Tiefgang) könnten deutlich kürzere Fahrzeiten erzielt werden und so weitere Anleger wie z. B. Airbus, Teufelsbrück, Neumühlen oder St. Pauli Landungsbrücken bedient werden.

Die eingesetzten Ressourcen sollten besser genutzt werden. Daher sollte eine Untersuchung in Auftrag gegeben werden, die ein zukunftsfähiges Fährkonzept sowohl für den Berufs- als auch den Freizeitverkehr auf der Elbe entwickelt. Die Nachbar-Landkreise Stade und Pinneberg sollten in die Überlegungen einbezogen werden, wie eine neue attraktive Verkehrsachse auf der Elbe in der Metropolregion Hamburg geschaffen werden kann.

Auf jeden Fall sollten folgende Verbindungen betrachtet werden:

St. Pauli Landungsbrücken - Teufelsbrück (/Airbus) Blankenese Neuenfelde ( Cranz ggf. nur im Ausflusverkehr)

St. Pauli Landungsbrücken - Teufelsbrück (/Airbus) Blankenese Schulau he (ggf. Stade im Ausflusverkehr)

Die Linien sollten in der Hauptverkehrszeit zumindest stündlich verkehren, wobei außerhalb der Hauptverkehrszeit Anschlussverbindungen in Blankenese vorgesehen werden könnten. Die ständige Bedienung des Airbus-Werkes braucht nur in den Hauptverkehrszeiten erfolgen. Die gegenwärtigen Fährlinien Cranz Blankenese undSchulau he werden durch die neuen Fährlinien ersetzt, die Fährlinie Teufelsbrück Airbus kann besonders in den Hauptverkehrszeiten durch eine schnelle Verbindung St. Pauli Landungsbrücken Airbus entlastet werden.

Petitum/Beschluss


Das Präsidium der Bezirksversammlung wird gebeten, sich bei der der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende dafür einzusetzen, dass ein zukunftweisendes Konzept für den Personenfährverkehr zwischen Hamburg, Cranz und Lühe erarbeitet wird. In enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein sollte untersucht werden, wie auf der Verkehrsachse Elbe schnelle attraktive Verbindungen sowohl für den Berufs- als auch den Freizeitverkehr geschaffen werden könnten. Das Konzept sollte auch betrachten, welchen Nutzen ein neuer Fährverkehr gegenüber dem bestehenden Verkehrsangebot für die Fahrgäste hat, und einen Kostenvergleich Status quo Planung enthalten.

Über die Ergebnisse ist im Ausschuss für Mobilität und Inneres zu berichten.

BEZIRKSVERSAMMLUNG HARBURG

Der Vorsitzende 07.04.2025

Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) nimmt teilweise auf Grundlage von Auskünften der Hamburger Verkehrsverbund GmbH (hvv) und der HADAG Seetouristik und Fährdienst AG (HADAG) zum Antrag der SPD-Fraktion (Drs. 21-2838), betr. Zukunftsfähiges Fährkonzept zwischen Hamburg und Stadt erarbeiten, wie folgt Stellung:

Der Betrieb von Fährlinien ist im Vergleich zu landseitigen Angeboten, wie z.B. dem Buslinienverkehr, wesentlich kostenintensiver und mit einem höheren Aufwand verbunden. Der Einsatz von Fährschiffen bietet sich daher vorrangig dort an, wo keine Alternativen zur Nutzung der Wasserstraßen bestehen. Außerdem zeichnen sich Fähren durch ein signifikant niedrigeres Geschwindigkeitsniveau aus, sodass insbesondere uferparallele Verkehre zumeist schneller und kostengünstiger an Land bedient werden können.

Moderne Katamaran-Fähren können zwar durchaus Geschwindigkeiten erreichen, die denen eines Busverkehrs an Land entsprechen. Für den Einsatz auf dem Elbstrom zwischen Stade und Hamburg ist dabei jedoch zu beachten, dass im Hafengebiet also etwa ab Höhe Blankenese/AIRBUS bis zu den Elbbrücken eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung von 10 Knoten (was etwa 18 km/h entspricht) gilt. Darüber hinaus gelten aufgrund des durch die Katamaran-Fähren bei hohen Geschwindigkeiten verursachten Wellenschlags weitere Einschränkungen zum Schutz sensibler Uferbereiche und anderer Wasserstraßennutzer:innen. Es ist daher davon auszugehen, dass diese technisch möglichen Geschwindigkeiten beim Betrieb einer Katamaran-Fähre auf dem Elbstrom weitestgehend nicht erreicht würden.

Die HADAG hat im vergangenen Jahr die Verbindung Cranz Neuenfelde Blankenese (HBEL) ruhend gestellt, um die damit verbundenen Ressourcen an Schiffen und Fahrpersonal auf andere Linien, wie unter anderem die neuen Linien 65 und 66, umzuwidmen. Hintergrund ist die seit Jahren anhaltende tidebedingte Verschlechterung der Zuverlässigkeit der Linie. Zuletzt konnten lediglich 35 % der fahrplanmäßigen Fahrten von Blankenese nach Neuenfelde und Cranz durchgeführt werden. Bei 65 % der fahrplanmäßigen Fahrten musste das Schiff jeweils tidebedingt nach Finkenwerder ausweichen. Die damit verbundene Unsicherheit für die Fahrgäste führte zu rückläufigen Fahrgastzahlen. Die notwendigen Rahmenbedingungen einer tideunabhängigen Erreichbarkeit für einen stabilen Betrieb an den Anlegern Neuenfelde und Cranz haben sich bisher nicht geändert.

Die im Beschluss genannten Angebote der Vergangenheit zeigen deutlich, dass das vermutete Fahrgastpotenzial einer Fährverbindung zwischen Stade bzw. Lühe und Hamburg nur sehr begrenzt ist. Der vormals von der HADAG angebotene Niederelbdienst ab Landungsbrücken über Teufelsbrück, Blankenese, Schulau nach Lühe und zurück konnte aufgrund seiner Fahrzeiten weitestgehend lediglich eine touristische Nachfrage erreichen, welche zudem überwiegend nur saisonal besteht.

Der über einige Jahre hinweg mit einer Katamaran-Fähre betriebene „Elbe-City-Jet“ hatte hingegen zum Ziel, auch im Berufsverkehr zu den Gewerbegebieten Stadersand und zu AIRBUS eine Alternative anzubieten sowie eine ganzjährige Verbindung auf der Elbe zwischen Stade und Hamburg zu etablieren. Abgesehen vom ausgebliebenen wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens standen dem Angebot hauptsächlich vier Problembereiche entgegen:

  1. Eingeschränktes Angebot

Da nur ein Schiff eingesetzt wurde, konnten auch nur wenige Fahrten am Tag angeboten werden. Durch die zunehmende Flexibilisierung von Arbeitszeiten können gezielte, auch auf die üblichen Schichtzeiten abgestimmte Fahrten stets nur einen Teil des Nachfragepotenzials erreichen. Selbstdie Fahrgäste, die das Angebot regelmäßig genutzt haben, mussten bei abweichenden Arbeitszeiten auf landgestützte Alternativen ausweichen.

  1. Zuverlässigkeit

r individuell bzw. in Kleinserie gefertigte Fahrzeuge besteht in der Regel ein höherer Wartungsaufwand und eine gesteigerte Störanfälligkeit. Der Betrieb auf der Elbe ist zudem auch für das Material anspruchsvoll. Hinzu kommt, dass die Anzahl des auf einen entsprechenden Schiffstyp eingewiesenen Personals begrenzt bleibt.

  1. Einzugsgebiet und Zubringerverkehre

Die unmittelbaren bzw. fußufig erreichbaren Einzugsbereiche der Schiffsanleger sind sehr eng begrenzt, zumal in der Regel hälftig durch Wasserflächen geprägt. Zur Erschließung des Hinterlands bedarf es daher geeigneter Zubringerverkehre. So wurde mit dem Elbe-City-Jet auch eine Buslinie als Zubringer aus Stade zum Anleger Stadersand eingerichtet, die mit weiteren Betriebskostenzuschüssen vom zuständigen Aufgabenträger unterstützt werden musste. Mit den Zubringerverkehren einher gehen dabei Umsteigevorgänge und Wartezeiten, welche die Attraktivität und Reisezeit der Verbindungen beeinträchtigen.

  1. Saisonalität

Trotz der Ausrichtung auf andere Zielgruppen verzeichnete auch der Elbe-City-Jet seine wesentliche Nachfrage im Ausflugs- und Touristikverkehr, der durch starke saisonale und wetterbedingte Schwankungen geprägt ist.

Diese Problembereiche vergangener Angebote bleiben auch für eine zu bewertende Neueinrichtung eines Fährangebots weiterhin als Herausforderungen bestehen.

Herausfordernd bliebe außerdem die Einbindung in bestehende ÖPNV-Angebote. Es ist davon auszugehen, dass die Einrichtung bzw. der Ausbau von gezielten Zubringerbussen erforderlich würde (insbesondere Stade Stadersand und Wedel Schulau). In Blankenese bestünde die Herausforderung z.B. darin, dass die infrastrukturbedingte Bedienung der Verbindung zum Fähranleger mit Kleinbussen bei einer entsprechenden Nutzung von Fährangeboten erwartbar zu Kapazitätsengpässen auf der Linie 488 führen würde.

Im Beschluss wurde korrekterweise auf die hohen Kostenzuschüsse für Fährverkehre im Verhältnis zu den Fahrgastzahlen hingewiesen. Für einen Ausbau des Fährverkehrs stellt sich deshalb vor allem die Frage, ob ein mit hohen Betriebskosten und folglich überdurchschnittlichem Einsatz öffentlicher Mittel je Fahrgast einzurichtendes Angebot, welches zu einem maßgeblichen Teil der Befriedigung touristischer Nachfrage dienen würde, vor dem Hintergrund der zunehmend begrenzten Mittelverfügbarkeit bei den beteiligten Aufgabenträgern den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit entsprechen würde. Eine Verbesserung der landseitigen Angebote am Südufer dürfte einen vergleichbaren Nutzen bei einem geringeren Mitteleinsatz erzielen können.

Vor dem Hintergrund der beschriebenen Herausforderungen und Alternativen auf Hamburger Gebiet erscheint lediglich die Prüfung einer Aufwertung weiter westlich gelegener, stromquerender Fährverkehre (insbesondere Schulau he) durch die zuständigen Aufgabenträger (Kreis Pinneberg, LandkreisStade) sinnvoll, über die jedoch durch die dortigen Aufgabenträger entschieden werden muss.

Gez. Böhm

F.d.R. S. Martens

Bera­tungs­reihen­folge
Datum/Gremium
TOP
Lokalisation Beta
Blankenese Neuenfelde Finkenwerder

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