Qualität der S-Bahn nach Bergedorf und deren Anschlüsse am Hauptbahnhof
Letzte Beratung: 24.07.2025 Bezirksversammlung Bergedorf Ö 10.4
Stellungnahme der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) zum Beschluss
der Bezirksversammlung Bergedorf vom 22.05.2025
„Qualität der S-Bahn nach Bergedorf und deren Anschlüsse am Hauptbahnhof“
– Drucksache Nr. 22-0237.02 –
1. Wartezeiten zwischen den S-Bahn-Linien im Hauptbahnhof
Die ursprüngliche Formulierung des Verkehrsvertrages enthielt in der Tat Wartezeiten von einer Minute im 10-Minuten-Takt und zwei Minuten im 20-Minuten-Takt in den beiden Stationen Altona und Hauptbahnhof. Sie beruhte jedoch auf einem anderen Liniennetz (u.a. nach Bergedorf mit S2 vonAltona über die City-S-Bahn und S21 von Elbgaustraße über die Verbindungsbahn) als dem, welches seit dem Fahrplanjahr 2024 in Betrieb ist.
Schon im alten Liniennetz fuhren mehrere Linien im Innenstadtbereich im Zwei-Minuten-Abstand hintereinander. Deshalb übertrugen sich aus den damaligen Wartezeiten in Umsteigestationen entstehende Verspätungen fortwährend auf andere Linien, so dass faktisch Anschlüsse auch trotz der o.g. Regelungen nicht gehalten wurden. Dieses Konzept hatte sich also in der Praxis nicht bewährt.
Mit dem neuen Liniennetz gibt es trotz der neuen Wartezeitregelung deutliche Verbesserungen:
1. In Altona ist der Umstieg zwischen S 2 und S 1 auskömmlich umgestaltet worden. Hier beträgt die planmäßige Übergangszeit in Ost-West-Richtung 1,5 Minuten und in West-Ost-Richtung 1,9 Minuten.
2. Am Hauptbahnhof beträgt die Übergangszeit bei planmäßigen Ankünften 0,8 Minuten und ist damit sogar etwas länger als zuvor.
3. Das neue Liniennetz ist auf den Hamburg-Takt ausgerichtet. So werden in den nächsten Jahren die Angebote auf S1 und S2 schrittweise ausgeweitet, so dass auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten über lange Zeiten des Tages kurze Übergänge in der City bestehen.
Allerdings besteht im neuen wie im alten Liniennetz die Notwendigkeit, den Bahnsteig möglichst schnell wieder zu verlassen, denn weitere Linien folgen im Zwei-Minuten-Abstand. Die örtlichen Aufsichten am Hauptbahnhof sind gehalten, den Anschluss zu geben, wenn Züge der Linien S1 und S2 (nahezu) zeitgleich und pünktlich einfahren.
Die in der Drucksache erwähnte Verlängerung der Reisezeiten auf verschiedenen Ästen des Hamburger S-Bahn-Netzes erfolgte nicht, um eventuellen Verspätungen durch Anschlussaufnahme am Hauptbahnhof Rechnung zu tragen. Sie erfolgte wegen der verlängerten Haltezeiten an vielen Stationen, die aus der deutlich höheren Fahrgastnachfrage im gesamten hvv-Netz resultieren.
In der Abwägung aller Argumente und unter besonderer Berücksichtigung der Zugfolgezeiten von oftmals zwei Minuten im Kernnetz werden die Verlängerung der heutigen Wartezeiten bei 20-Minuten-Takt und die Wiedereinführung von Wartezeiten bei 10-Minuten-Takt von hvv und S-Bahn Hamburg GmbH nicht umgesetzt.
2. Umsteigezeiten von der S-Bahn zu den Buslinien
Die planmäßigen Anschlussbeziehungen zwischen S-Bahn und Buslinien sehen in der Regel bereits eine mehrminütige Pufferzeit vor. Aufgrund individueller Gehgeschwindigkeiten sowie Aspekten wie Positionierung im Zug, Lage der Ausgänge usw. werden zudem für die Wegezeiten zwischen Zug und Bus großzügige Werte angenommen, die auch ortsunkundigen Fahrgästen Rechnung tragen.
Gleichwohl bestehen auf zahlreichen Buslinien mehrere Anschlusspunkte, die auch im Widerspruch zueinander stehen können. Hier werden die Anschlüsse priorisiert, wobei einerseits die Nachfrage auf der jeweiligen Umsteigebeziehung, aber andererseits auch die Auswirkung des Verpassens eines Anschlusses berücksichtigt werden. So ist z.B. ein Anschluss zwischen zwei nur stündlich verkehrenden Linien mit größerer Sicherheit zu gewährleisten als ein Anschluss von/zur S-Bahn, welche in der Regel alle fünf bis zehn Minuten verkehrt. Weniger prioritäre Anschlüsse können dabei auch längere Übergangszeiten haben, welche gleich oder größer als zehn Minuten sind.
Beispielhaft sei die Linie M32 genannt, die neben den Anschlüssen in Billstedt und Mümmelmannsberg (tagsüber 10-Minuten-Takt) auch Anschlüsse am Bf. Bergedorf, in Nettelnburg und in Allermöhe hat. Fahrten Richtung Allermöhe werden daher in Bergedorf nur nachrangig berücksichtigt, da man i.d.R. alternativ auch Nettelnburg umsteigen kann.
Im Busverkehr unterliegen die planmäßigen Fahrzeiten stets verkehrsbedingten Schwankungen, die auch mehrere Minuten betragen können. Bei dichteren Takten als alle zehn Minuten kann die planmäßige Übergangszeit mehr als die Taktfolge einer der betroffenen Linien betragen. Für ortskundige Fahrgäste ist es dabei häufig noch möglich, mit einer verkürzten Übergangszeit von z.B. einer Minute auch aus dem nachfolgenden Zug noch den Anschluss zur vorhergehenden Busfahrt zu erreichen. Dies sind jedoch keine planmäßig vorgesehenen Anschlüsse, auch wenn sie aus Sicht der Fahrgäste teils als solche wahrgenommen werden.
Es liegt auch im Ermessen der Fahrgäste, in Abhängigkeit von der Bedeutung des pünktlichen Ankommens oder einer bei Anschlussverlust entstehenden Wartezeit über die beauskunfteten planmäßigen Anschlüsse hinaus Sicherheiten einzuplanen und z.B. eine S-Bahn-Fahrt früher zu starten.
Die geforderten Pufferzeiten gibt es somit schon. Die Umsteigezeiten und damit auch diese Pufferzeiten werden im Rahmen der Fahrplanfortschreibung regelmäßig auf ihre Angemessenheit hin überprüft und ggf. angepasst. Die Spielräume für diese Anpassungen sind jedoch aus den o.g. Gründen begrenzt.
Beschluss:
Die Bezirksversammlung nimmt Kenntnis.
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