Fortführung der Aufstockung der Projekte Angebote für Obdachlose und Suchtkranke in Altona-Nord/Düppelstraße" der Palette Hamburg e.V. und FiTh Aufsuchende Arbeit an der Neuen Flora" von ragazza e.V. Beschlussempfehlung des Ausschusses für Soziales, Integration, Gleichstellung, Senioren, Geflüchtete und Gesundheit
Seit rund fünf Jahren bieten die beiden Suchthilfeträger Palette gGmbH und der Verein ragazza e.V. im Rahmen einer niedrigschwelligen aufsuchenden Arbeit Beratung und Hilfe für Obdachlose, von Obdachlosigkeit bedrohte und suchtgefährdete Menschen, die sich temporär im Umfeld des S-Bahnhofes Holstenstraße aufhalten, an. Dieses Angebot der Straßensozialarbeit nimmt die Zielgruppe weiterhin sehr gut an. Einige sind nur auf diesem niedrigschwelligen Weg erreichbar. Die Kontaktzahlen je Aufenthalt haben im letzten Jahr noch zugenommen. Diese reichen bis zu 140 Menschen pro Aufenthalt der Straßensozialarbeiter:innen. Das Durchschnittsalter liegt bei 35 Jahren.
Ziel des Beschlusses der Bezirksversammlung vom 23.06.2016 „Angebote für Obdachlose und Suchtkranke schaffen“, Drs. 20-2161.2 war es, ab 2020 einen Tagestreff für die Zielgruppe in der Nähe des Platzes an der Düppelstraße einzurichten.
Seit Mitte Februar des Jahres 2020 hat F&W Fördern & Wohnen AöR (F&W) in Kooperation mit dem vor Ort tätigen Träger Palette gGmbH in der Stresemannstraße 150 eine Begegnungs- und Beratungsstätte für Obdachlose und von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen eröffnet. Dieses Projekt, das ein Vorlaufprojekt für eine „große“ Tagesaufenthaltsstätte mit rd. 20 Wohnungen für Obdachlose in der Stresemannstraße 138 darstellt, richtet sich gezielt mit den Angeboten auch an die Menschen, die sich temporär rund um den Holstenplatz und an der Düppelstraße aufhalten. Mit einer Kooperationsvereinbarung zwischen F&W und Palette gGmbH ist gesichert, dass ein bedarfsgerechtes Angebot für die oben genannte Zielgruppe in der Begegnungs- und Beratungsstätte in der Stresemannstraße 150 vorgehalten wird. F&W betreibt die Einrichtung mit einer 0,75 Stelle. Durch den zusätzlichen Einsatz von Mitteln der Bezirksversammlung, der ab 2022 den Einsatz von Sozialpädagog:innen mit einer 0,75 Stelle sowie den Einsatz einer weiteren 0,5 Stelle durch Palette gGmbH ermöglichte, konnte die Einrichtung vier Mal in der Woche für vier Stunden geöffnet werden. Aus Sicherheitsgründen – sowohl für das Personal als auch für die Klient:innen – ist dies nur möglich, wenn mindestens zwei Sozialarbeiter:innen zusammen vor Ort sind. Der Personaleinsatz von Palette gGmbH ist seit 2022 auf zwei Mitarbeiter:innen verteilt, sodass es gelungen ist z.T. auch parallel zu den Öffnungszeiten Beratungen adhoc anzubieten. Darüber hinaus findet zusätzlich Straßensozialarbeit vor und nach und bei personellen Möglichkeiten auch während der Öffnungszeiten statt, sodass Klient:innen direkt auf die Einrichtung aufmerksam gemacht werden können und Beratungen auch spontan ermöglicht werden.
Das Angebot Fith mobil von ragazza e.V. flankierte bisher mit eigenständiger Straßensozialarbeit an zwei Tagen in der Woche das Angebot. In Abstimmung zwischen den beiden Trägern, die von Anfang an sehr eng zusammengearbeitet haben, sollen die hier eingesetzten Honorarkräfte ab 2023 mit in das Team von Palette gGmbH in der Stresemannstraße 150 integriert werden. Dabei findet neben der Änderung zur Organisation/Verwaltung keine wesentliche Änderung statt. Das Fith mobil Team wird in Absprache mit dem Team der Stresemannstraße außerhalb der Öffnungszeiten das bisherige Angebot mit aufsuchender Arbeit beibehalten und damit den Standort weiter stärken.
Das Angebot, das mit Unterstützung der Straßensozialarbeit sehr gut bekannt gemacht werden konnte und weiterhin flankiert wird, wurde von Beginn an sehr gut und dankbar von der Zielgruppe angenommen. Die Besucher:innen- und Beratungszahlen haben im letzten Jahr weiter zugenommen. So kommen im Durchschnitt 35-40 Besucher:innen pro Öffnungszeit in die Beratungs- und Begegnungsstätte. Dabei sind die Menschen, die an den Tagen der Essensausgabe hinzukommen, nicht mitgezählt. Im Durchschnitt fragen 14 der Besucher:innen pro Öffnungstag Einzelberatungen nach.
In Kooperation mit „La Cantina“ soll weiterhin an zwei Tagen die Versorgung mit einem warmen Mittagessen „to go“ sichergestellt werden. Mit diesem niedrigschwelligen Angebot konnten der Kontakt und die Anbindung der Menschen an die Einrichtung erfolgreich fortgesetzt werden. Pro Ausgabe werden rd. 50 Essen verteilt.
Mit dem Angebot leistet Palette gGmbH einen wichtigen Beitrag zur sozialen Stabilisierung im Stadtteil. Die aktuelle Beruhigung der Situation am Holstenplatz ist, neben dem hohen Polizeieinsatz, auch durch die zusätzliche Personalressource im Rahmen der Straßensozialarbeit in Kooperation mit der Einrichtung gelungen. Dazu übernimmt der Träger auch Aufgaben im lokalen Umfeld. Er steht weiteren Akteur:innen rund um den S-Bahnhof Holstenstraße als Ansprechpartner z.B. für benachbarte Einrichtungen oder Einwohner:inneninitiativen zur Verfügung und ist mit anderen Sucht- und Drogenhilfeanbietern im Austausch.
Die Einrichtung ist hoch frequentiert und der Beratungsbedarf hat in den letzten Monaten deutlich zugenommen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation mit Blick auf die Inflation und steigende Energiepreise ist in der Gesellschaft mit einem noch steigenden Bedarf zu rechnen.
Daher sollte das sehr gut angenommene Angebot mindestens im gleichen Umfang fortgeführt werden, um sowohl für die Hilfebedürftigen als auch für das gesamte Umfeld die Situation zu verbessern und die Lage zu entspannen. Zur Sicherstellung des Angebotes (Kosten 115.000 Euro/a) für ein weiteres Jahr benötigt Palette gGmbH eine anteilige Finanzierung aus der Bezirksversammlung in Höhe von 50.000 Euro. Darüber hinaus werden die Kosten aus Mitteln der Sicherheitskonferenz sowie Mitteln des Quartiersfonds I 2023 finanziert werden.
Aus fachlicher Sicht wird dieses Angebot weiterhin als sehr stabilisierend auf die Situation vor Ort eingeschätzt. Neben den ursprünglichen Bereichen haben sich die Straßensozialarbeiter:innen bisher auch sehr um den neuen Standort im Umfeld des Bertha-von-Suttner-Parks gekümmert. Der Bedarf einer Straßensozialarbeit in dem Gebiet ist nach wie vor außerordentlich hoch. Für einige Personen der Zielgruppe ist die aufsuchende Arbeit die einzige Möglichkeit in Kontakt mit sozialer Arbeit zu kommen.
Für die Fortführung ergeben sich folgende Bausteine:
Angebot eines kostenfreien warmen Mittagessens (jeweils 50 Portionen) in der Stresemannstraße 150 an zwei Tagen in der Woche.
Kosten- und Finanzierungsplan
Zeitraum: 01.01.2023 bis 31.12.2023
Angebote für Obdachlose und Suchtkranke in Altona‑Nord / Düppelstraße von Palette gGmbH (inkl. Fith mobil Team) |
Kosten 01.01.-31.12.2023 |
Personalkosten Sozialpädagoge:innen (Platzbetreuung Szene und Umfeld, Betrieb und Beratungen in der Stresemannstraße 150) - 1 Stelle 30 Stunden S12/4 - 1 Stelle 19,5 Stunden S12/2 |
74.400 Euro |
Honorare 2-3*2,5 Stunden/Woche, |
11.600 Euro |
Sachkosten (Büromaterial, Telefon, Öffentlichkeitsarbeit, Präventionsmaterial, Getränke, Obst, Ausstattung für Straßensozialarbeit, Supervision etc.) |
9.800 Euro |
Warmes Mittagessen an 2 Tagen/Woche (je 50 Portionen à 3 Euro) |
13.800 Euro |
Verwaltungsgemeinkostenpauschale |
5.400 Euro |
Gesamt Palette gGmbH |
115.000 Euro |
Gesamtkosten für 1 Jahr: 115.000 Euro
Finanzierung
Mittelherkunft |
Mittelansatz |
Bezirkspolitische Mittel 2023 |
50.000 Euro |
Mittel der Sicherheitskonferenz der Abteilung Integrierte Stadtteilentwicklung (SL4) 2022 / 2023 |
25.000 Euro |
Quartiersfonds I 2023 |
40.000 Euro |
Summe |
115.000 Euro |
Der Ausschuss für Soziales, Integration, Gleichstellung, Senioren, Geflüchtete und Gesundheit empfiehlt der Bezirksversammlung einstimmig, folgenden Beschluss zu fassen:
Für die Fortführung und Zusammenlegung der Projekte „Angebote für Obdachlose und Suchtkranke in Altona-Nord/Düppelstraße“ und „FiTh Aufsuchende Arbeit an der Neuen Flora" werden der Palette gGmbH und ragazza e.V. Politikmittel in Höhe von 50.000 Euro zur Verfügung gestellt.
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Die Bezirksversammlung wird um Zustimmung gebeten.
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