Zeichen setzen für einen zentralen Ort des Gedenkens, Erinnerns und der Begegnung für Farmsen Debattenantrag der SPD-Fraktion und der Fraktion Die Grünen, angemeldet zur Debatte von der SPD-Fraktion
Letzte Beratung: 30.06.2022 Bezirksversammlung Wandsbek Ö 4.4
Mitten in Farmsen entstehen auf dem Gelände des ehemaligen Versorgungsheims Farmsen an der August-Krogmann-Straße auf einem über 8.000 m2 großen Grundstück fast 400 neue Wohnungen - ein bedeutender Beitrag zum Wohnungsbauprogramm im Bezirk Wandsbek. Gebaut wurde und wird vor allem durch die SAGA Unternehmensgruppe.
Durch die Aufstellung des Bebauungsplans Farmsen-Berne 36 wurden unter Erhalt des unter Denkmalschutz stehenden bisherigen Ensembles die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Bau von Wohnungen auf entbehrlich gewordenen Teilflächen des ehemaligen Versorgungsheims geschaffen. Denkmalgeschützt sind etwa zwei Drittel des Geländes und der Gebäude. Hierzu zählen Unterkunfts- und Verwaltungsgebäude, Maschinenhaus, Badehaus, Waschhaus, Pumpenhaus und Werkstattgebäude (heute im Eigentum der SAGA), Beamtenhäuser, Remise und vor allem der Wasserturm.
Ursprünglich befand sich das Areal des früheren Versorgungsheims Farmsen vollständig im städtischen Besitz. Im Zuge der von Hamburg 2007 betriebenen Privatisierung der städtischen Pflegeeinrichtungen ging ein Teil des Geländes mit zwei Unterkunftsgebäuden an den neuen Eigentümer, die Gesellschaft Pflegen & Wohnen (P&W) Hamburg GmbH, größter Anbieter von stationärer Pflege in Hamburg.
Der Wohnungsbau schreitet derzeit sichtbar voran. Der erste Bauabschnitt (139 Wohnungen im geförderten Wohnungsbau) ist nahezu fertig. Die ersten Nachbarinnen und Nachbarn werden im Sommer 2022 ihre Wohnungen beziehen. Sie werden neue Nachbarn der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegen & Wohnen sowie Fordern & Wohnen. Damit wird sich in Farmsen eine weitere grundlegende Veränderung vollziehen. Pflegen & Wohnen, die baulich integrierte KITA sowie Fordern & Wohnen pflegen bereits eine freundliche Nachbarschaft. Nun kommen Familien mit Kindern in neuen Gebäuden hinzu. Im Endausbau werden dort bis Mitte des Jahres 2023 insgesamt 399 Wohnungen mit über tausend Bewohnerinnen und Bewohnern errichtet. Das Modell des freundlichen Miteinanders von Pflegen & Wohnen, Kita sowie Fordern & Wohnen kann ein Beispiel für gute Nachbarschaft auch mit den neuen Bewohnerinnen und Bewohnern sein.
Die Haupterschließungen dieses neuen Wohnquartiers zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto führen durch das parkähnliche Areal mit den historischen Gebäuden des Versorgungsheimes zur August-Krogmann-Straße. Der Alltag des Zusammenlebens auf dem Gesamtgelände des ehemaligen Versorgungsheimes muss positiv gestaltet werden.
Trotz der weit über Hamburg hinausgehenden Bedeutung fehlt es bis heute in Hamburg an einem staatlichen Erinnerungskonzept für das Versorgungsheim Farmsen, das sich beispielsweise an dem vergleichbaren Gedenkort Rummelsburg in Berlin orientieren könnte.
Der Wasserturm des ehemaligen Versorgungsheims Farmsen liegt nicht nur zentral auf dem Gelände. Er liegt quasi in der Mitte des Stadtteils Farmsen und des Bezirks Wandsbek.
Er kann und sollte zu einem Wahrzeichen Farmsens werden. In ihm kann nicht nur ein Gedenk-, Erinnerungs- und Lernort entstehen, sondern auch ein Zentrum für die Nachbarschaft und den Stadtteil – eine Anregung an Stadt und Zivilgesellschaft, die sich im Übrigen ebenso die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft Carola Veit in ihrer Rede zur Eröffnung der Ausstellung „Zwischen Zwangsfürsorge und KZ – Arme und Unangepasste Menschen im nationalsozialistischen Hamburg“ im Hamburger Rathaus am 10. Juni 2022 zu Eigen gemacht hat.
Es geht darum, ein Miteinander bei der weiteren Entwicklung zu befördern und etwaige unterschiedliche Interessenlagen bei der Nutzung des Wasserturms und des ehemaligen Werkstattgebäudes zusammen zu führen.
Es bedarf einer konzeptionellen Abstimmung mit den Hauptakteuren, der SAGA, F&W sowie P&W, damit ein lebendiger Ort in der Mitte dieses „neuen“ Farmsen-Areals entstehen kann. Der Bezirk muss die Gestaltung dieses Ortes ebenso zu seinem Thema machen.
Vor diesem Hintergrund möge die Bezirksversammlung Wandsbek beschließen:
keine Anlage/n
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