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Wochenmärkte zukunftsfest machen - Probierstände ermöglichen Debattenantrag der FDP-Fraktion

Antrag

Letzte Beratung: 22.09.2022 Ausschuss für Mobilität und Wirtschaft Ö 4.2.3

Sachverhalt

 

Wochenmärkte sind ein Teil des gesellschaftlichen Miteinanders und weit mehr als nur ein Beschaffungsangebot für Obst, Gemüse und jahreszeitliche Blumen.

Insbesondere in Zeiten des Wegfalls der Nahversorgung in vielen Stadtteilen sind Wochenmärkte wichtige Säulen, überhaupt noch wohnortnah und regional einkaufen zu können.
Dort, wo die Nahversorgung durch den umliegenden Einzelhandel gewährleistet ist, führend die Wochenmärkte zu einer erhöhten Besucherzahl des ganzen Gebietes und gelten als erheblicher Frequenzbringer für den benachbarten Einzelhandel – diesen Faktor nutzen Entwickler von Stadtteil- und Einkaufszentren auch aktiv, um die Attraktivität des dortigen Einzelhandels zu erhöhen.
Wochenmärkte sind auch für die Entwickler von Vollsortimentern im Bereich Supermarktarchitektur ein starker Einflußfaktor – so hat die REWE-Gruppe vor einigen Jahren ihren Einzelhandel dezidiert nach Wochenmarktgesichtspunkten umgebaut, den Marktstandcharakter zudem mit Mitnahmegerichten, Imbiss-Angeboten und Sitzmöglichkeiten ergänzt.
 

Unabhängig von der Frage, ob in einem Gebiet die Wochenmärkte eine Nahversorger-Aufgabe erfüllen oder das bestehende Einzelhandelsangebot ergänzen: Allen Studien zufolge erfüllen Wochenmärkte eine deutliche soziale und kulturelle Funktion.

Entsprechende Aspekte wurden in Zeiten des Teil-Lockdown überdeutlich: Der Wochenmarkt verblieb als einer der wenigen Orte für soziale Kontakte und Verbindungen, über den reinen Einkauf hinaus.

 

Hinsichtlich der Zukunft der Wochenmärkte und ihrer entsprechenden Weiterentwicklung ist auch ein Blick in Untersuchungen der Marktnutzer sinnvoll, hingewiesen wird auf eine entsprechende Studie der Gemeinde Schorndorf (Baden-Württemberg) aus dem Jahr 2019, deren Ergebnisse insofern interessant sind, als sie sich bei vergleichbaren Fragen deutlich mit den auch diesem Gremium vorgestellten Ergebnissen der Online-Umfrage der FDP-Fraktion Wandsbek aus Herbst/Winter 2019 decken.
Die Schorndorfer Daten:
* Der typische Wochenmarktkunde gehört der Altersgruppe 50 + an, bei der Schorndorfer Umfrage lag die Altersgruppe unter 41 Jahre bei gerade mal 11 %, die Gruppe „unter 25 Jahre“ bei nur 4 %.
* Der typische Kunde ist eher weiblich als männlich.
* Während die ältere Bevölkerung mit Markttagen und Marktzeiten zufrieden ist, sehen die jüngeren Marktkunden den Bedarf nach Verlängerung von Marktzeiten an den Samstagen.
* Ebenso wie bei der Wandsbeker FDP-Umfrage spielt in Schorndorf die Erreichbarkeit und die Parkplatz-Situation eines Wochenmarktes eine erhebliche Rolle bei der Nutzung: Geht das Parkplatz-Angebot zurück, sinkt auch die Attraktivität des Marktes. Anzunehmen ist allerdings, dass dieser Zusammenhang eher die höheren Altersklassen betrifft – damit aber auch die derzeit wesentliche Kundengruppe.

 

Zu den jüngeren Veränderungen des Konsumentenverhaltens im Zuge des Lebens in Pandemiezeiten mit möglichen Auswirkungen auf die Wochenmarkt-Zukunft gehören:
- Es wird erheblich mehr mit Karte bezahlt als zuvor.
- Es wird mehr im Internet eingekauft, wo Anbieter von regional&frisch-Lieferdiensten eine Marktlücke zu einem Umsatzsatzbooster weiterentwickeln konnten.

-SocialMedia spielen für die Kundenfindung und Kundenbindung eine deutlich größere Rolle als zuvor.

 

Wer sich für die Zukunft der Wochenmärkte mit ihren vielfältig positiven Einflüssen auf Lebensqualität und Wirtschaftskraft des Umfeldes einsetzt, ist insofern aufgerufen, sich für die Weiterentwicklung des bestehenden Wochenmärkt-Angebotes einzusetzen. Während hier Vieles in das Aufgabengebiet der Marktbeschicker fällt, gibt es auch Kernaufgaben seitens der Verwaltung, die zu Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit der Wandsbeker Wochenmärkte – derzeit gibt es davon 12 amtlich notierte – beitragen und den wichtigen Aspekten Lebensqualität und Frequenzsteigerung der benachbarten Wirtschaft erhalten oder sogar steigern helfen können.
Der Wochenmarkt soll auch in Zukunft ein Ort der Begegnung und der Nahversorgung sein und möglichst viele Menschen aller Altersstrukturen aus dem Stadtteil zusammen bringen.


Um die Attraktivität und Nachhaltigkeit der Wochenmärkte zu sichern, ist es aus Sicht der FDP-Fraktion Wandsbek notwendig, neue Formen des Angebots von Waren oder Dienstleistungen zu probieren.

 

Petitum/Beschluss

 

  1. Die Bezirksverwaltung wird gebeten, die Möglichkeit eines „Probierstandes“ mit dem Ziel einzurichten, neue Angebote und/oder Dienstleistung testen zu können und damit für mehr Attraktivität zu sorgen.
  2. Der einzurichtende Probierstand soll jeweils für 4 Wochen an zwei verschiedenen Wochenmarktstandorten in zwei Stadtteilen mit unterschiedlicher Einwohnerstruktur angeboten werden.
  3. Nach Durchführung eine Evaluation in Bezug auf Akzeptanz des Probierstands zur Attraktivitätssteigerung durch Nutzer und Anbieter sowie einer möglichen Verstetigung dieses Angebots.
  4. Die Bezirksverwaltung möge neuen Marktbeschickern, die mit einem neuen Angebot das bestehende Marktstandsortiment erweitern, für einen Monat die Standgebühren erlassen, um die Chancen des neuen Angebotes zu testen.
  5. Die Bezirksverwaltung möge prüfen, ob „Themen-Märkte“ oder auch „Feierabendmärkte“ an den bestehenden Standorten ermöglicht werden können, um die Zielgruppen der Marktnutzer zu erweitern und dem Aspekt Lebensqualität und sozialer Netzpunkt neuen Raum zu geben.
  6. Die Bezirksverwaltung möge an zwei Markt-Standorten (in zwei Stadtteilen mit unterschiedlicher Einwohnerstruktur) eine Marktbesucher-Kundenumfrage wie beispielsweise in der Gemeinde Schorndorf durchführen/durchführen zu lassen und so mehr Informationen zur Weiterentwicklung der Wochenmärkte hinsichtlich ihrer Zukunftssicherung zu erhalten.
  7. Dem Ausschuss für Mobilität und Wirtschaft bis zum 30.03.2022 über den Stand bzw. die Erfahrung der Durchführung des Probierstands zu berichten und die Ergebnisse der Umfragen zu präsentieren.

 

Anhänge

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