21-3164

Wandsbeker Widerstand ins öffentliche Bewusstsein rücken Beschluss der Bezirksversammlung vom 08.04.2021 (Drs. 21-2989.1) Hier: Stellungnahme der Behörde für Kultur und Medien

Mitteilungsvorlage BV-Vorsitz

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
TOP
27.04.2021
Sachverhalt

 

Folgender Beschluss wurde gefasst:

 

  1. Der Ausschuss für Haushalt und Kultur lädt den Autor des Buches „Widerstand in Wandsbek 1933-1945“ Stefan Romey zu einer Sitzung ein, um über die Orte des Widerstandes in Wandsbek zu referieren. Außerdem sollte Frau Rita Bake eingeladen werden, die bereits 2015 Vorarbeiten geleistet hat („Das Gedächtnis der Stadt. Nach Frauen und Männern benannte Straßen, Plätze, Brücken in Hamburg. Band 2“, Seite 114 ff).
  2. Die Bezirksverwaltung wird gebeten, eine Auflistung der nach Widerstandskämpfer*Innen benannten Verkehrsflächen und Straßen im Bezirk Wandsbek zusammenzustellen und dem Ausschuss für Haushalt und Kultur vorzulegen.
  3. Der Ausschuss für Haushalt und Kultur entwickelt zusammen mit Fachleuten eine Vorlage für die Ergänzung von Straßenschildern mit entsprechenden Informationen zu den Widerstandskämpfer*Innen.
  4. Die Verwaltung wird gebeten die Wandsbeker Straßenschilder mit Namen der Widerstandskämpfer:innen sukzessive nach Erarbeitung der Vorlage mit den gefertigten Erläuterungsschildern bestücken zu lassen. Zur Würdigung der neuen Ergänzungsschilder wird per Pressemitteilung auf den Termin der Installation aufmerksam gemacht. Vertreter:innen der Verwaltung, Bezirks- und Regionalpolitik sowie Initiativen können so der Einweihung beiwohnen.
  5. Die Verwaltung wird gebeten, Kontakt mit den Eigentümer*Innen der Orte des Widerstands aufzunehmen, um nach Möglichkeiten zu suchen, diese als Orte des Widerstandes auszuweisen.
  6. Die Mitglieder des Runden Tisches werden gebeten, in Kooperation mit dem Bezirksamt, einen geeigneten Ort im Bezirk zu benennen, der als zentraler Gedenkort des Widerstands in Wandsbek gestaltet werden kann.
  7. Das Bezirksamt möge mit dem Kompetenzzentrum barrierefreies Hamburg klären, inwieweit es möglich ist, die Erklärtafeln für die Straßenschilder durch barrierearme Angebote zu ergänzen.

 

 

Die Behörde für Kultur und Medien antwortet wie folgt:

 

Zu 2.:

Eine Liste der nach Opfern und Widerstandskämpfern benannten Verkehrsflächen für den Bezirk Wandsbek wird im Staatsarchiv nicht geführt. Auf der Grundlage der im Staatsarchiv vorliegenden Unterlagen lassen sich - für Benennungen bis Ende 2019 - folgende Straßen im Bezirk Wandsbek recherchieren (jeweils mit Datum des Senatsbeschlusses und Stadtteil):

 

  • Wilhelm-Bauche-Weg, 8. Januar 1985, Poppenbüttel, nach dem Widerstandskämpfer Wilhelm Bauche (1899-1959);
  • Walter-Koppel-Weg, 8. Januar 1985, Poppenbüttel, nach dem Widerstandskämpfer Walter Koppel (1906-1982);
  • Karl-Lippert-Stieg, 8. Januar 1985, Poppenbüttel, nach dem Widerstandskämpfer Karl Lippert (1882-1940);
  • Tennigkeitweg, 8. Januar 1985, Poppenbüttel, nach der Widerstandskämpferin Käthe Tennigkeit (1903-1940);
  • Jonni-Schacht-Weg, 15. Dezember 1995, Rahlstedt, nach  dem Widerstandskämpfer Jonni Schacht (1904-1992), von 1946-1969 Ortsamtsleiter Rahlstedt;
  • Gyula-Trebitsch-Platz, 25. Januar 2011, Jenfeld, nach Gyula Trebitsch (1914-2005). Opfer des Nationalsozialismus, 1945 befreit aus Konzentrationslager Wöbbelin. Filmproduzent, 1947 Mitbegründer und Geschäftsführer der Real Film GmbH, dann von 1960-1980 des daraus entstandenen Studio Hamburg;
  • Kurt-Oldenburg-Straße, 6. Juni 2013, Jenfeld, nach Kurt Oldenburg (1922-1945), desertierte im Juni 1942 bei Bordeaux/Frankreich aus der Wehrmacht, wurde vor ein Hamburger Kriegsgericht gestellt und zum Tode verurteilt, dann in ein sogenanntes „Bewährungsbatallion“ überstellt, kehrte aus dem Krieg in Russland nicht zurück;
  • Hermine-Albers-Straße, 17. April 2014, Jenfeld, nach Hermine Albers (1894-1955). Verfolgte des Nationalsozialismus, baute ab 1928 eine behördenübergreifende Familienfürsorge in der Sozialverwaltung der Stadt Hamburg mit auf, war Mitglied der SPD und wurde 1933 aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Aufbau des Landesjugendamtes und Neuaufbau der Jugendfürsorge nach dem Krieg;
  • Charlotte-Mügge-Weg, 17. April 2014, Jenfeld, nach Charlotte Mügge (1912-1993), Widerstandskämpferin. 1942 verhaftet wegen Unterstützung von Deserteuren, inhaftiert von Januar bis November 1943;
  • Kurt-Elvers-Weg, 17. April 2014, Jenfeld, nach Kurt Elvers (1919-1945), Opfer des Nationalsozialismus, wurde nach dem 20. Juli 1944 von Kommilitonen denunziert, im Oktober 1944 vom Kriegsgericht Verden zum Tode verurteilt und im Februar 1945 im Hamburg hingerichtet;
  • Erich-Hippel-Weg, 10. November 2014, Jenfeld, nach Erich Hippel (1917-1944), Opfer des Nationalsozialismus, desertierte aus der Marine, hingerichtet in Hamburg;
  • Hilde-Wulff-Weg, 10. November 2014, Jenfeld, nach Hilde Wulff (1898-1972), Verfolgte des Nationalsozialismus. Gründerin und langjährige Leiterin des Heimes „Im Erlen­busch“ in Volksdorf;
  • Raja-Ilinauk-Straße, 2. November 2016, Jenfeld, nach Raja Ilinauk, (etwa 1926-1944), Opfer des Nationalsozialismus, russische Zwangsarbeiterin, hingerichtet 1944.

 

Zu 3. und 4.:

Der Bezirk kann in eigenem Ermessen erläuternde Zusatzschilder zur Ergänzung von bestehen­den Straßen­schildern beschließen und anbringen. Das Staatsarchiv steht dafür gern beratend zur Verfügung, zum Beispiel bei der Formulierung der Texte.

 

Petitum/Beschluss

Die Bezirksversammlung nimmt Kenntnis.

 

Anhänge

keine Anlage/n