21-2572.1

Seelischen Belastungen durch die Corona-Krise entgegenwirken Beschlussvorlage des Ausschusses für Soziales

Beschlussvorlage

Letzte Beratung: 17.06.2021 Bezirksversammlung Wandsbek Ö 9.40

Sachverhalt

 

  • Einstimmiger Beschluss des Ausschuss für Soziales vom 14.06.2021 zum geänderten Ursprungsantrag der Grünen- und SPD-Fraktion Drs.Nr. 21-2575 (Punkt 3 des Petitums wurde gestrichen)

 

Bereits vor dem Ausbruch der Pandemie hatten mehr als 40 % der deutschen Bevölkerung mindestens einmal im Leben eine behandlungsbedürftige psychische Störung. Das bedeutet: Fast alle Menschen kennen in ihrem persönlichen Umfeld Personen, die unter psychischen Problemen leiden oder die in der Vergangenheit betroffen waren. Es ist wichtig, psychische Probleme bei Angehörigen, Freunden oder Arbeitskollegen früh zu erkennen, auf die Menschen zuzugehen und Hilfe anzubieten. Denn je früher Betroffene professionelle Hilfe erhalten, desto höher sind die Chancen auf Gesundung.

 

Durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens mit Covid 19 hat sich die Situation dramatisch verschlechtert. Durch das  Social Distancing, das Tragen von Masken und die Isolation werden viele Menschen schwer belastet. Wer vorzugsweise zu Rückzug und Depression neigt, verfällt in eine emotionale Starre, vermeidet auch „zulässigen“ Kontakt und schafft es nicht, aus seiner Apathie auszubrechen. Ängstliche Menschen reagieren eher mit Panik und wagen es entweder nicht mehr, das Haus zu verlassen und sind geradezu besessen von dem Gedanken an ihre gesundheitlich Gefährdung (und der ihrer Liebsten) oder sie verdrängen den Gedanken an die reale Gefahr und schließen sich Verschwörungstheoretikern an, weil sie Angst und Ungewissheit nicht ertragen. Hinzu kommen die Menschen, die sich durch den Lockdown in ihrer finanziellen Existenz bedroht sehen und in helle Verzweiflung geraten. Die Psychotherapeut*innen und Sozialarbeiter*innen in den Beratungsstellen sind überlastet, können den Ansturm der Hilfebedürftigen nicht auffangen. Es braucht zusätzliche kompetente Bürger*innen / Laienhelfer*innen die bereits im Vorfeld der klinischen seelischen Erkrankung für eine Entlastung des mentalen Drucks sorgen bzw. Fachleute aktivieren können, wenn die Gefahr einer Dekompensation in Verzug ist. 

 

Deshalb möchten wir die Idee der MHFA (Mental Health First Aid) aufgreifen. Um die Ressourcen im Quartier zu nützen und die Expertise der Bürger zu stärken, gibt es ein effizientes und erprobtes Programm, um Laienhelfer für psychische Gesundheit auszubilden. MHFA (Mental Health First Aid) wurde 2000 in Australien von Fachleuten gegründet und die Organisation hat sich inzwischen auf der ganzen Welt ausgebreitet und behrt. In Deutschland ist MHFA mit dem Zentralinstitut für psychische Gesundheit in Mannheim verbunden und es besteht eine Zusammenarbeit mit der Sozialbehörde (Gesundheitsförderung) und der Psychotherapeutenkammer. Die Kurse werden in Kleingruppen von 7-12 Teilnehmern abgehalten und kosten pro Kopf um die 60,00€.  In Hamburg ist die HAG (Hamburger Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung) für die Ausbildung zuständig. Es besteht eine enge Verknüpfung zwischen HAG und der Sozialbehörde. 

 

Man könnte in Wandsbek als Pilotprojekt mit einer Finanzierung durch die Sozialbehörde einen entsprechenden Kurs anbieten. Die präventive Wirksamkeit der Maßnahme liegt auf der Hand. Information und Vernetzung, zwei Kernbegriffe in der Resilienzforschung, wären selbstredend gegeben, der Zusammenhalt in der Gesellschaft würde gestärkt werden.

 

Die Bezirksversammlung möge beschließen:

 

Petitum/Beschluss

 

  1. Die Sozialbehörde wird gebeten, das Pilotprojekt MHFA-Ausbildung in Wandsbek im Rahmen des „Pakts für Prävention“ zu fördern, d.h. die Kosten für die Teilnehmer zu übernehmen und die PR der HAG zu unterstützen.
     
  2. Das Projekt soll wissenschaftlich im Auftrag des ZI Mannheim begleitet und ausgewertet werden, um eventuelle Fortsetzungen zu ermöglichen. Zum Beispiel weitere Projekte mit Schauspieler*innen, Musikern und anderen Kunstschaffenden, die von der Coronakrise besonders betroffen sind.
     

 

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