21-7217

Sanierung des Saseler Markts - Die Beseitigung von Ausführungsdefiziten barrierefreier Verkehrsanlagen duldet keinen Aufschub bis Frühjahr 2024 Antrag von Frauke Häger (fraktionslos)

Antrag

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
TOP
28.06.2023
08.06.2023
Sachverhalt

Die Sanierung des Saseler Marktes wurde im März 2023 abgeschlossen. Die Bewertung der Bürgerinnen und Bürger Sasels, Gästen und Kunden am Saseler Markt und Wochenmarkt, Gewerbetreibenden und „Playern des Stadtteils“ fällt durchaus unterschiedlich aus. Körperlich temporär beeinträchtigte Personen (z. B. Unterarmstützen), ältere Menschen an Rollatoren wie auch Behinderte mit Rollstühlen sowie Sehbehinderte und Blinde benennen sehr differenzierte Mängel in der Planung und Defizite in der konkreten Bauausführung. Diese zu einem späteren Zeitpunkt – z. B. nach einem Jahr realen Betrieb des sanierten Platzes und angrenzender Straßenzüge im Rahmen eines Fachgespräches oder Bürgerbeteiligungs-Infoabend als konstruktives Feedback an die Wandsbeker Verwaltung und das Planungsbüro weiterzugeben, wäre sicherlich für künftige Planungen in anderen Wandsbeker und Hamburger Stadtteilen hilfreich. So könnten vielleicht auch Wünsche bezüglich der Freiraumgestaltung und Stadtmöblierung berücksichtigt werden.

 

Sehr zeitnah sollten allerdings Defizite und Ausführungsmängel barrierefreier Verkehrsanlagen beseitigt werden. Komplett neu gestaltet wurde eine sehr zentral angelegte Treppe an der Straße Saseler Markt als Zugang vom Gehweg auf die autofreie Bürgerfläche bzw. den Wochenmarkt gefertigt. Diese ist charakterisiert durch nur drei sehr weite Stufen und einen mittigen Handlauf. Der Treppenabsatz und die erste Stufe haben eine Breite von ca. 10 m, die fortgesetzte Stufe weitet sich auf ca. 13 m und endet auf der freien Marktfläche. Die Stufen haben eine für den normalen Geh- und Schritt-Rhythmus Erwachsener eine ungewohnt große Stufentiefe. So ist auch häufig bei Erst-Begehenden ein Straucheln („Tritt ins Leere“) aufgrund notwendig zu setzender Zwischenschritte zu bemerken. In der Bauphase wurde die Treppe wiederholt von motorisierten PKW-Fahrenden irrtümlich nicht als eine solche erkannt und die Parkplatzfläche „bequem“ und unfallfrei durch Hinabfahren der Treppe erreicht (!).

 

In den „Hinweisen für barrierefreie Verkehrsanlagen (H BVA) als Bestandteil der ‚Hamburger Regelwerke für Planung und Entwurf von Stadtstraßen‘ (ReStra)“ heißt es:

Kap. 3.3.3 Elemente zur Überwindung von Höhenunterschieden

(...)

Die Vorderkanten der Treppenstufen sind mit einem deutlichen visuellen Kontrast zur umgebenden Oberfläche auszubilden. Dafür sollten alle Stufen, mindestens aber die oberste und unterste Trittstufe, über die gesamte Stufenbreite durch etwa 4 cm bis 5 cm breite Kontraststreifen direkt an der Stufenkante kenntlich gemacht werden. Eine 1 cm bis 2 cm hohe Markierung der Setzstufe an der Stufenkante ist ebenfalls notwendig (vgl. DIN 32975 [19], Abschnitt 4.7). Bei Treppen mit weniger als 4 Stufen sind alle Stufen zu markieren, da sonst die Gefahr besteht, die dazwischen liegenden Stufen nicht wahrzunehmen.

(…)

Die Stellungnahme zur Neugestaltung des Saseler Marktes vom 10. 6. 2020, Mitarbeiter Kompetenzzentrum für ein barrierefreies Hamburg, Verkehrs- & Freiraumplanung enthielt den entsprechenden Passus: „(...) Sämtliche Stufenanlagen müssen barrierefrei gestaltet werden. Dies betrifft u.a. Handläufe, Markierungen der Stufenvorderkanten und Bodenindikatoren gem. H-BVA.“

Ein „deutlicher visueller Kontrast“ zur Markierung der Stufenkanten ist leider nicht auszumachen. Stattdessen überdecken Verschmutzungen an den Stufensteigungen inzwischen nach nur gut zwei Monaten den unauffälligen Kontraststreifen . Zudem sind die Stufenflächen – entgegen der Gewohnheit von (öffentlichen) Stufen – ungleichmäßig in verschiedenen Plattengrößen und „unruhigen“ Farbnuancen gepflastert (s. Anlage, Fotos). Auch von Jüngeren und Menschen mit gesundem Sehvermögen wird die hellere Marktplatzfläche und Treppenanlage als blendend und „anstrengend“ für die Augen bewertet, insbesondere wenn man gerade den dunkel (anthrazit) gepflasterten Straßenraum Tempo 20 und den dunklen Gehweg gequert hat.

 

Am Saseler Markt und auf der Parkplatzfläche finden sich erfreulicherweise eine deutliche Zahl neuer Behinderten-Parkplätze. Leider sind diese sehr unterschiedlich proportioniert (2,55 m und 3,55 m; Angaben aus den finalen Planzeichnungen 11.8.21, arbos). An der Wochenmarktseite gegenüber der Geschäftszeile und Nahversorger finden sich zwei der schmalen Behinderten-Parkplätze die auch erst vor kurzem nachträglich mit einer weißen gestrichelten Linie zu den anderen Parkplätzen abgegrenzt und somit auf die besondere Nutzung hingewiesen wurde (jeweils in Endposition der Parkplätze zum Gehweg positioniert). Dort den Pkw geparkt kann immer nur eine Tür (die zur freien Gehwegseite) geöffnet werden. Daher werden die um einen ganzen Meter breiteren Behinderten-Parkplätze vorrangig frequentiert. Der Autofahrende kann selbst ungehindert aussteigen und einem bewegungseingeschränkten Fahrgast auf der Beifahrerseite sicher beim Ein- und Aussteigen helfen.

 

Dies vorausgeschickt möge die Bezirksversammlung folgendes beschließen:

 

Petitum/Beschluss

 

Die Wandsbeker Verwaltung und zuständige Fachbehörden werden gebeten,

-          die Defizite in der nicht nach H BVA barrierefrei ausgeführten Verkehrsanlage „zentrale Treppenanlage zum Marktplatz“ mögen sehr zeitnah als Mängelbeseitigung nachgebessert werden.

 

-          Da die neue zentrale Treppenanlage gegenüber der Gesamtgestaltung von Fahrbahn, Parkplätzen und Gehwegen in dunklem anthrazit sehr hell erscheint und die Platzfläche als große helle Fläche zudem bei Helligkeit/Sonnenschein stark reflektiert, möge auf eine sehr kontrastreiche dunkle Stufenmarkierung geachtet werden.

 

-          Die Behinderten-Parkplätze an der Straße Saseler Markt „Variante schmal (2,55 m)“ mögen nach Möglichkeit auf das Maß der Behinderten-Parkplätze „Variante breit (3,55 m) auf der Parkplatzfläche und in der Kehre Saseler Markt erweitert werden.

 

 

Anhänge

Saseler Markt, Treppenanlage (Fotos Frauke Häger)