21-6090

Lebenserhaltende Defibrillatoren für Wandsbek: neue Standorte einrichten und Aufklärung verbessern Beschlussvorlage des Ausschusses für Soziales

Beschlussvorlage

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
TOP
17.11.2022
Sachverhalt

 

  • einstimmiger Beschluss des Ausschuss für Soziales vom 24.10.2022 zum interfraktionellen Antrag (Tischvorlage) der CDU-, SPD-, Grünen- und FDP-Fraktion

 

Etwa 100.000 Menschen sind in Deutschland jährlich von gefährlichen Herz-Rhythmus-Störungen betroffen. Diese Störungen können nur mit einem Elektroimpuls, einer Defibrillation, behandelt werden. Entsprechende Geräte werden zunehmend im öffentlichen Raum angebracht und tragen zu einer höheren Überlebenschance bei, da mit jeder Minute die Überlebenschance eines Patienten mit Herzkammerflimmern um 7-10 Prozent sinkt.

Der automatisierte externe Defibrillator (AED) ist ein medizinisches Gerät, welches durch die Abgabe von Stromstößen bei plötzlichem Herzstillstand zur Wiederbelebung eingesetzt werden kann. Viele Firmen, öffentliche Plätze und Gebäude sind mittlerweile mit automatisierten externen Defibrillatoren zur Ersten Hilfe ausgestattet. Die Geräte sind so gestaltet, dass Laienhelferinnen und -helfer damit problemlos umgehen können.

Der Ausschuss für Soziales hat sich bereits dafür eingesetzt, dass weitere Geräte im öffentlichen Raum im Bezirk Wandsbek installiert werden. Zu dem Antrag führte das Bezirksamt Wandsbek mit der Drucksache 21-4646 folgendes aus:

„Auf dem Wandsbeker Marktplatz wäre die Aufstellung eines automatischen Defibrillators (AED) grundsätzlich möglich.

 

Eventuell könnte dies, nach Abstimmung mit der Hochbahn, unter dem Schutzdach des U-Bahnaufzugs im Bereich der Fahrkartenautomaten oder auch am Rand der Platzfläche nahe dem Übergang zum Quarree erfolgen.

Da es sich hierbei um einen Outdoor-Standort handelt, wäre zu prüfen, welche Art von Geräten hierfür geeignet sind und welche Aufstellbedingungen (Schutzschrank) gegeben sein müssten.

 

Bei der Finanzierung sind neben den Investivkosten auch die Folgekosten und Zuständigkeiten zu beachten. Das Gerät bedarf einer regelmäßigen Prüfung und Wartung. Hier wäre vor einer Aufstellung zu klären und festzulegen, wer/welche Stelle/Dienststelle sich darum kümmert und verantwortlich zeigt und wer die dafür aufzuwendenden Kosten trägt (Beschaffung, Installationskosten, Wartungsverträge). Die Wartung der im Bezirksamt befindlichen Geräte (z. B. im Foyer Am Alten Posthaus 2) übernimmt derzeit [die Firma] IS. Eventuell könnten weitere Defibrillatoren im öffentlichen Raum durch dieselbe Dienststelle betreut werden.“

Die Installierung eines AED am Wandsbeker Markt ist von besonderer Wichtigkeit, da am Bahnhof Wandsbek Markt täglich mehr als 55.000 Menschen ein- und aussteigen. Neben der U-Bahnlinie 1 verkehren dort über 15 Buslinien. Zwar befinden sich Defibrillatoren um den Wandsbeker Markt, z.B. im Bezirksamt sowie im Einkaufzentrum Quarree, aber durch die hohe Frequenz an Bussen an den Haltepunkten und einer viel befahrenden Straße, die zur Erreichung überquert werden müsste, würde die Beschaffung der Geräte im Notfall zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Aufstellung eines AED direkt am Wandsbeker Markt, dort wo die meisten Menschen verkehren, ist daher sinnvoll und im Zweifel überlebenswichtig. Neben der Aufstellung sollte ebenfalls eine hinreichende Beschilderung, die auf den Standort des AED aufmerksam macht, sichergestellt werden.

Darüber hinaus sollten weitere strategische Standorte für Defibrillatoren erschlossen werden. Ein wichtiger Bereich könnten Sportstätten sein. So hat der Bezirk Bergedorf bereits 2019 die flächendeckende Anschaffung von AED für alle Sportstätten im Bezirk vorangetrieben. Unter 100.000 Menschen, die jährlich in Deutschland an einem plötzlichen Herztod sterben, befinden sich 900 Sportler. Zwar trägt regelmäßiger Sport dazu bei, das Risiko an einem plötzlichen Herztod zu sterben, zu senken, aber bei (unbemerkten) Vorerkrankungen und verschleppten Krankheiten kann es gerade die sportliche Betätigung sein, die einen Herzinfarkt auslöst. Das vorhanden sein von Defibrillatoren, gerade auch beim Training, können entscheidend die Überlebenschancen erhöhen.

Das Vorhandensein dieser Geräte allein kann jedoch nicht die Überlebenschancen erhöhen. Die Geräte müssen angewendet werden. Es sollte daher vermehrt über die Anwendung informiert und Schulungen durchgeführt werden. Gerade die Angst etwas falsch zu machen, führt dazu, dass die Geräte nicht angewendet werden. Viele wissen nicht, dass diese Art der Defibrillatoren von sich aus Anweisungen zur Anwendung geben und Messungen durchführen, sodass eine falsche Anwendung nahezu ausgeschlossen ist. Eine breite Kampagne, die über die Funktionsweise der AED aufklärt, würde deshalb zu dessen vermehrten Anwendung im Notfall führen. Die Verwaltung sollte sich in diesem Bereich in Zusammenarbeit mit Hamburger Hilfsorganisationen wie dem ASB oder dem DRK dafür einsetzen, dass vermehrt Aufklärungsarbeit geleistet wird. Sowohl die Aufklärungsarbeit als auch die Betriebssprache der Geräte sollte dabei vielfältig sein, um einen größtmöglichen Personenkreis zu erreichen.

Dieses vorausgeschickt möge die Bezirksversammlung beschließen:

 

Petitum/Beschluss

 

  1. Die Verwaltung wird gebeten, in Abstimmung mit der Hochbahn zu prüfen,

 

  1. wie hoch die investiven Kosten für die Aufstellung eines Outdoor-geeigneten AEDs inkl. Beschilderung auf dem Wandsbeker Marktplatz, z.B. unter dem Schutzdach des U-Bahnaufzugs im Bereich der Fahrkartenautomaten oder am Rand der Platzfläche nahe dem Übergang zum Einkaufszentrum Quarree, sind.
  2. ob die Wartung dieser Geräte von derselben Dienststelle wie bei den Geräten im Bezirksamt übernommen werden kann und welche Kosten dafür anfallen.
  1. Die Verwaltung wird gebeten, den Hamburger Sportbund um Auskunft zu bitten, 
    1. ob Wandsbeker Sportvereine AED besitzen und sie bitten, vorhandene Defibrillatoren in die HAMBURG-SCHOCKT-Karte (https://www.hamburg-schockt.de/defi-standorte/karte/) einzutragen, sollte dies bisher nicht geschehen sein.
    2. ob Wandsbeker Sportvereine darüber hinaus Interesse an der Beschaffung weiterer AED haben.
    3. welche Fördermöglichkeiten für die Beschaffung von AED für Sportvereine bestehen. 
  2. Die Verwaltung wird gebeten, unter Einbeziehung der HAG (Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung) e.V. im Sinne einer Standortanalyse für integrierte kommunale Strategien, die Bedarfe an AEDs zu überprüfen und dabei ggf. die Erkenntnisse aus Bergedorf zu nutzen. 
     
  1. Die Verwaltung wird gebeten, sich für eine hamburgweite öffentliche Kampagne über die Anwendung von AED in Zusammenarbeit mit Hamburger Hilfsorganisationen voranzutreiben, z.B. unter Einbeziehung des Vereins "Herzretter - Ich kann Leben retten e.V." (herzretter.de; Hamburger Team)
     
  2. Über die Ergebnisse soll zeitnah im Ausschuss für Soziales berichtet werden.

 

 

Anhänge

keine Anlage/n