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Jüdischer Friedhof in Tonndorf (Jenfelder Straße)

Antwort zu Anfragen

Sachverhalt

 

Auf dem Jüdischen Friedhof in Tonndorf wurden im Zeitraum von 1887 bis 1942 vor allem Angehörige der jüdischen Gemeinde Wandsbek bestattet. Nach seiner Eröffnung im Jahre 1887 wurden zunächst 388 Gräber eingerichtet. Eine Begehung ergab, dass sich der Friedhof in keinem guten Zustand befindet. Heute sind nur noch ca. 44 Grabsteine erhalten und unter der mittlerweile verfallenen Kartoffelhalle befinden sich noch weitere Gräber.

 

 

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Bezirksversammlung:

 

Die Senatskanzlei beantwortet die o.g. Anfrage teilweise auf Grund von Auskünften der DB Netz AG wie folgt:                                                                                                                                     18.10.2019

 

  1. Wie beurteilt die Bezirksversammlung (MR) den gegenwärtigen Zustand des Jüdischen Friedhofs an der Jenfelder Straße in Tonndorf?

 

Der Senatskanzlei liegen keine Informationen darüber vor, wie die Bezirksversammlung die Situation beurteilt.

 

In der Sache weist die Senatskanzlei auf das Folgende hin:

 

Der Friedhof an der Jenfelder Straße wurde 1887 eingeweiht, nachdem der jüdische Friedhof an der Königsreihe nahezu vollständig belegt war. Nur ein kleiner Bereich des großen Friedhofsareals wurde bis 1942 mit Grabstätten belegt. So verkaufte die jüdische Gemeinde etwa 1913, 1915 und 1934 mehrere unbelegte Geländestreifen an die Ei-senbahn. 1942 erzwang die Hansestadt Hamburg die Übergabe des Friedhofs. Im Jahre 1943 wurde dort weit überwiegend auf der unbelegten Reservefläche des Friedhofs eine Lagerhalle für Kartoffeln errichtet. Auf Anregung der jüdischen Gemeinde wurden 1955/56 die Bestatteten aus dem Bereich der Zuwegung zur Kartoffelhalle süstlich und nordöstlich der Halle exhumiert; die erneute Bestattung erfolgte auf dem bis heute erhaltenen Teil des Friedhofs. Im Rahmen der Umbettungen haben die Gräber, deren Grabsteine durch die Schändungen des Friedhofs in der NS-Zeit zerstört wurden, klei-ne Kissensteine erhalten, soweit Grablage und Bestattete identifiziert werden konnten. Die wenigen erhaltenen Grabsteine wurden hergerichtet. Alle bekannten ursprüngli-chen oder durch Umbettungen entstandenen Grabstätten befinden sich heute inner-halb einer mit Mauer und Zaun eingefriedeten Fläche, die unter Denkmalschutz steht. Die sog. „Kartoffelhalle“ steht nicht unter Denkmalschutz. Der Zustand des Friedhofs wurde in den letzten Jahren nicht mehr verändert. Die Pflege des Friedhofs zielt auf die Erhaltung der Anlage ab und beinhaltet gärtnerische Leistungen, wie das Mähen des Rasens, das Schneiden der Kopflinden, das Freihalten der Kissensteine, das Aufsam-meln von Müll, sowie die Entfernung von Graffiti. Bei Bedarf erfolgen außerdem bauli-che Maßnahmen an der Einfriedung, wie z.B. derzeit die Erneuerung eines Mauerab-schnitts. Beschwerden seitens der Jüdischen Gemeinde liegen weder der Senatskanzlei noch den mit der Pflege beauftragten „Friedhöfe Hamburg“ vor.

 

  1. Wer ist der Eigentümer der sogenannten „Kartoffelhalle“?

 

Nach hiesiger Kenntnis zuletzt die Makita Engineering Germany GmbH, Jenfelder Stra-ße 38, 22045 Hamburg.

 

  1. Gibt es Bemühungen vom Bezirk das Areal des gesamten ehemaligen Jüdischen Friedhofs wieder in einen würdigeren Zustand zu versetzen bzw. seine urspngliche Zweckbestimmung wieder herzustellen?
    1. Falls ja, wie sehen diese Bemühungen aus?
    2. Wann wurde damit begonnen?

 

Über etwaige Planungen des Bezirks liegen der Senatskanzlei keine Informationen vor.

 

  1. Gab es Gespräche mit der Jüdischen Gemeinde Hamburg zu diesem Thema? Falls ja, wie oft und wann?

 

Gegenüber der Senatskanzlei hat die Jüdische Gemeinde diese Thematik bislang nicht angesprochen.

 

  1. Der Jüdische Friedhof in Tonndorf liegt unmittelbar an der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck. Sind der Bezirksversammlung (MR) in Bezug auf den Ausbau der Bahnstrecke S4  Überlegungen oder Planungen bekannt, wie z.B. Änderungen oder Erweiterungen der Gleisführung oder Lärmschutzmaßnahmen, die die vorgenannte Fläche insbes. die Kartoffelhalle oder auch die Gräber betreffen?

 

Der Senatskanzlei liegen keine Informationen darüber vor, welche Überlegungen oder Planungen zu dieser Thematik der Bezirksversammlung bekannt sind.

 

In der Sache weist die Senatskanzlei auf das Folgende hin:

 

Das S4-Projektteam der DB Netz AG führte 2015, 2016 und 2019 mehrere Abstimmungsgespräche und Vororttermine durch und steht bzgl. der Planung der S-Bahnlinie S4 im Kontakt zur jüdischen Gemeinde. Nach aktuellem Planungskonzept wird die Kartoffelhalle abgerissen, da sie im Profil der neuen Gleise als auch der Lärmschutzwand steht. Das Vorgehen ist mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt, dabei gilt das vor-nehmliche Interesse der Totenruhe eventuell vorhandener Gräber. Die vermuteten Grabfelder sind bekannt und haben in den Planungen Berücksichtigung gefunden.

 

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