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Gedenkstätte Ahrensburger Straße - Ein Zaun trennt zwei Gedenkorte Debattenantrag der SPD-Fraktion, der Fraktion Die Grünen und der FDP-Fraktion, angemeldet zur Debatte von der Fraktion Die Grünen

Antrag

Letzte Beratung: 18.09.2025 Bezirksversammlung Wandsbek Ö 4.9

Sachverhalt

Auf dem Gelände der damaligen Drägerwerke Lübeck in Wandsbek wurde im Sommer 1944 bis Mai 1945 ein KZ-Außenlager des KZ Neuengamme eingerichtet. Über 500 weibliche Gefangene aus dem KZ Ravensbrück, die ins KZ Wandsbek "überstellt"wurden, mussten hier Zwangsarbeit für die Herstellung von Gasmasken leisten. Im März 1945 wurden weibliche Häftlinge dieses Außenlagers seitens der Drägerwerke Versuchen in mehreren Hamburger Luftschutzbunkern ausgesetzt, um zu erforschen, „wie lange Menschen in einem gasdichten Luftschutzraum ohne Belüftungsanlage überleben können".

Aufgrund von schweren Misshandlungen starben während des Lagerbestehens mehrere weibliche KZ-Häftlinge und zwei Frauen wurden „auf der Flucht erschossen“. Die Russin Raja Ilinauk wurde, nachdem sie eine Gussform fallen ließ, wegen „Sabotage“ am 29. August 1944 im Lagerbereich gehängt. Für Raja Ilinauk wurde in der Ahrensburger Straße 161 vor dem KZ- Außenlager ein Stolperstein verlegt und in Hamburg-Jenfeld eine Straße Raja-Ilinauk-Straße nach ihr benannt. An diesem Tag findet heute jedes Jahr eine Gedenkveranstaltung statt, die von der Bezirksversammlung Hamburg-Wandsbek und von Bezirkspolitikern unterstützt wird.

Nach Aufgabe der gewerblichen Nutzung entstand 2004/05 auf dem Gelände die Wohnsiedlung

»An der Rahlau«. Gemäß einer entsprechenden Auflage des Bezirksamts Wandsbek schuf der Bauträger unter Einbeziehung von Zaunpfählen und eines erhaltenen Waschtrogs sowie einigen Gedenktafeln eine kleine Gedenkanlage. Die Ausführung und fehlende Wegweisung riefen öffentliche Kritik hervor, die 2007 zu einer ersten Überarbeitung führte. Inzwischen gibt es einen Wegweiser an der Ahrensburger Straße und über einen Parkplatz gelangt man auf einem Weg durch die Wohnanlage zur Gedenkstätte.

Um einen besseren öffentlichen Zugang zu gewährleisten, entstand im Jahr 2010 direkt neben dem ehemaligen Lagergelände auf öffentlichem Grund durch die Stadt Hamburg eine neue erweiterte Gedenkstätte. Mit ihrer Grundform eines gleichschenkeligen Dreiecks nimmt dieGedenkstätte Bezug auf die Winkel, mit denen die SS die KZ-Häftlinge an ihrer Kleidung nach den vermeintlichen Haftgründen kennzeichnete. Die Namen der im KZ Drägerwerk inhaftierten Frauen sind auf sechs Granitsteindreiecken zu lesen. Das Mahnmal, das zwei ineinander verwobene und in Ketten gelegte Dreiecke zeigt, wurde im Rahmen eines Kunstkurses am Charlotte-Paulsen-Gymnasium von zwei Schülerinnen entworfen.

Anfangs waren die Hecken vor den Reihenhäusern noch klein und es gab nur einen niedrigen Maschendrahtzaun entlang des Gedenkortes auf dem Wohngelände und des Gedenkortes auf dem öffentlichen Grund am Wanderweg.

Schließlich kam es zur Erbauung des jetzigen hohen Zaunes, der die beiden Gedenkanlagen voneinander trennt.

Der Bauherr der Wohnanlage wurde verpflichtet, den Gedenkort auf dem Gelände einzurichten, versäumte es jedoch, den Käufern der Reihenhäuser entsprechende Grundbuchverpflichtungen weiterzugeben. Gleichwohl ist die Anlage des Gedenkortes baurechtlich genehmigt und hat Bestand.

Petitum/Beschluss

Die Verwaltung und die zuständigen Behörden werden gebeten, eine Lösung zu finden, die die Trennung der beiden Gedenkorte durch den hohen Zaun aufhebt und eine würdige Erinnerungskultur gewährleistet. Über die Ergebnisse ist der Ausschuss für Haushalt, Sport und Kultur zu informieren.

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Lokalisation Beta
Ahrensburger Str. Jenfeld Raja-Ilinauk-Straße

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