Gedenken bewahren - Zaun des ehemaligen Versorgungsheims Farmsen erhalten Beschluss der Bezirksversammlung vom 09.06.2022 (Drs. 21-5383)
Folgender Beschluss wurde gefasst:
Die Verwaltung und die zuständige Fachbehörde werden gebeten, zu prüfen,
1. wo der Zaun des ehemaligen Versorgungsheims Farmsen verblieben ist und wie viele intakte Abschnitte sowohl auf dem Gelände als auch an einem anderen Ort noch vorhanden sind;
2. ob die noch vorhandenen intakten Abschnitte des Zauns als Ausstellungsstück verwendet werden können;
3. ob eine Restaurierung dieser Abschnitte möglich ist und wie hoch die Kosten dafür wären;
4. ob eine Aufstellung des Zauns am Eingang zum Versorgungsheim an den Stelen (August--Krogmann-Straße) möglich ist und ob an den Stelen ein Hinweis zu dem Zaun untergebracht werden kann, um an das ehemalige Versorgungsheim zu erinnern.
Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) nimmt zum o.g. Antrag der Bezirksversammlung Wandsbek wie folgt Stellung:
Die zuständigen Fachbehörden begrüßen Initiativen für den Erhalt der Erinnerungskultur an die Opfer des zweiten Weltkrieges sowie an die Rolle des ehemaligen Versorgungsheims Farmsen im Nationalsozialismus und die dort zwangsuntergebrachten Menschen, die Opfer von Entmündigung, Zwangsarbeit und in großer Zahl auch von Zwangssterilisation wurden. Die Entscheidung darüber, ob und wenn ja in welchem Ausmaß, an welcher Stelle und in welcher Kontextualisierung die ehemalige Umzäunung des Versorgungsheimes als integraler Bestandteil eines zukünftigen zentralen Gedenkortes auf dem Gelände (sowie in den noch vorhandenen Gebäuden) des ehemaligen Versorgungsheimes einbezogen werden oder anderweitig ausgestellt werden soll, sollte im Rahmen des Gesamtverfahrens zur Schaffung eines solchen Gedenkortes (vgl. Beschluss der Bezirksversammlung Wandsbek vom 30.06.2022, Drs. 21-5512) unter Berücksichtigung des Zustands der verbliebenen Zaunteile entschieden werden.
Die SAGA hat 2017 den östlichen Grundstücksteil angekauft, der mit Resten des hier in Rede stehenden Zauns an der Ostseite zum Schulgelände und an der Südseite zum Grundstück des Berufsförderungswerks übergeben wurde. Seitens des Denkmalschutzamtes war ursprünglich der Erhalt des historischen Zauns an historischer Stelle gefordert worden, eine Untersuchung des Erhaltungszustands in Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt ergab jedoch, dass keine intakten Zaunfelder mehr bestehen. Alle Zaunfelder sind vor allem im erdberührten Bereich durch starke Korrosion geschädigt. Daher wurde eine Restaurierung 2019 in Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt als technisch und wirtschaftlich nicht durchführbar verworfen. Stattdessen wurde die originalgetreue Nachbildung von ca. 30 laufenden Metern Zaun beschlossen, die segmentweise montiert den Verlauf des historischen Zaunverlaufs zeigen. Wie im Bebauungsplan festgelegt, soll der nachgebildete Zaun am östlichen Rand des „Denkmalschutz-Ensembles“ an der Grenze zur benachbarten Schule aufgestellt werden. Für die Nachbildung werden Metallspitzen des historischen Zauns verwendet. Nach aktuellem Stand ist eine Aufstellung bis Jahresende geplant.
Aufgrund des nun vorliegenden Beschlusses der Bezirksversammlung Wandsbek und der Mitteilungen der zuständigen Fachbehörden, dass das Medizinhistorische Museum Hamburg Interesse habe, ein Segment des originalen Zauns, das nicht auf dem Gelände in Farmsen verbleiben soll, in seine Sammlung zu übernehmen, ist die SAGA gebeten worden, die verbliebenen Zaunfelder zu sichern. Die SAGA hat zugesagt, die Zaunteile nach Demontage vor Ort zu verwahren, wo sie nach Absprache inspiziert werden können.
Weiterhin hat die SAGA mitgeteilt, dass sich auf dem Gelände der alstergärtner (alsterarbeit gGmbH, südlich-westlich des SAGA-Grundstücks gelegen) ein weiterer Zaunabschnitt befindet, der einen besseren Zustand aufweist und ein bauzeitliches Tor umfasst.
Dem Medizinhistorischen Museum wurde bereits der Kontakt zur SAGA vermittelt, damit eine Ortsbesichtigung vereinbart werden kann. Überdies wurde das Museum auf den Zaun auf dem Gelände der alstergärtner hingewiesen.
Es wird empfohlen, das Medizinhistorische Museum in den Gesamtprozess einzubeziehen.
Die Bezirksversammlung nimmt Kenntnis.
keine Anlage/n