Entwicklungen beim Bevölkerungswachstum braucht adäquate Entwicklungen beim Wohnungsbau - und bei der Infrastruktur: neue "Wohnungsmarktanalyse" notwendig Debattenantrag der SPD-Fraktion, der Fraktion Die Grünen und der FDP-Fraktion, angemeldet zur Debatte von der FDP-Fraktion
Letzte Beratung: 18.09.2025 Bezirksversammlung Wandsbek Ö 4.8
Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit – inzwischen kleines Jubiläum mit 35 Jahren – veröffentlichte das Statistische Bundesamt Daten zur Bevölkerungsentwicklung in diesem Zeitfenster, auch mit Blick auf die Bundesländer. Insgesamt ist die Bevölkerung Deutschlands um 3,8 Millionen Menschen gewachsen. Dabei zeigte sich, dass nach Bayern und Baden-Württemberg Hamburg auf dem 3. Platz hinsichtlich des höchsten Bevölkerungszuwachses steht. Dicht gefolgt von Schleswig-Holstein, sei der Ordnung halber und wegen des Aspektes Metropolregion erwähnt.
Und auch das ist Wohnbau-relevant: 2024 gab es in Deutschland rund 230.000 weniger Geburten als 1990 und die „Geburtenziffer“ sank von 1,45 Kinder/je Frau auf 1,35.
Der Blick auf solche Daten und den Bezirk Wandsbek ermöglicht zwar nur ein kürzeres Zeitfenster durch die „Stadtteilprofile“ des Statistischen Landesamtes, aber auch sie zeigen relevante Entwicklungen für unseren Bezirk auf:
* Der Bezirk wächst weiter, rund 48.000 zusätzliche Bürger/innen seit 2004
* Die Anzahl der Haushalte ist entsprechend gestiegen.
* Inzwischen ist jeder 2. Haushalt ein Einpersonenhaushalt (zwischen 2016 und 2023 ein Plus von 6800 Einpersonenhaushalten)
* Die Wohnfläche pro Einwohner wächst ebenso wie die durchschnittliche Wohnungsgröße
* Die Anzahl der Privat-PKW wächst, aber eher schwach
(Ergebnisse /1 in der Anlage)
Auch die Verwaltung schaut in die Statistik: Mitte Dezember 2019 war die „Wohnungsmarktanalyse zum Wohnungsbauprogramm 2020“ Thema im Planungsausschuss, Referent der Gutachter von ALP Institut für Wohnen und Stadtentwicklung GmbH.
Die „Wohnungsmarktanalyse“ von 2019 stellte fest:
- Einwohnerzuwachs flacht ab
- Geburtenzahl steigt
- Bauentwicklung: „Wandsbek: Langsamerer Einwohnerzuwachs, hohe Fertigstellungs- und Genehmigungszahlen“
- „Erste Entlastungstendenzen erkennbar – Wohnungsbau auf einem weiterhin hohen Niveau kann zu Entlastung führen.“
Erkennbar sind diese Daten und Einschätzungen überholt.
Als Herausforderungen wurde genannt:
- Nachverdichtung, (noch) große Potentiale in Realisierung, stärkerer Fokus auf Weiterentwicklung des Bestandes und bestehender Quartiersstrukturen, Ersatzneubau (in höherer Dicht) stärkeres Thema.
- Bezahlbarer Wohnraum, hoher Bindungsauslauf, Konzentration vermeiden
- Zielgruppe Familien: Potentiale im gefragten EFH-Segment begrenzt, verdichtete einfamilienhausähnliche Typologien seien gefordert
- Zielgruppe Senioren: Wachsend, andere Bedarfe, heterogene Zielgruppe, wachsende Nachfrage nach seniorengerechtem (bezahlbaren) Wohnungen in integrierten Lagen.
Aus dem Vorgenannten folgt, wenn man das Lineal der aktuellen Situation anlegt, dass sich durch Pandemiefolgen, Kriege, soziale Veränderungen, Baukostenentwicklung, baurechtliche Anforderungen und den kommenden Hamburg-Standard (auch hinsichtlich Verwaltungsrelevanz) der Stadtplanung und der Baupolitik und -Verwaltung neue Herausforderungen und Prioritäten stellen.
Es zeigt sich zudem, dass das Stichwort Haushaltsgrößen mehr in den Blick genommen werden muss, da für Wohnungsbau eher relevant als soziale Zielgruppen. Wenn es um soziale Zielgruppen geht, sind junge Menschen in Ausbildung, Studium oder Beruf eine bisher unterbelichtete Zielgruppe. Für diese Generation, aber auch ältere und alte Alleinlebende, ist entweder eine kleine Wohnung bzw. generationenübergreifendes Wohnen wie in Wohngemeinschaften ein wichtiges Zukunftsthema, für das Thema „WGs“ müssen noch Modelle für Bauvorhabenträger entwickelt werden (beispielsweise barrierearme WG-Konzepte): Eine Mehrzimmerwohnung ist nicht automatisch auch WG-geeignet.
Gar nicht vor kommt bei den bisherigen Analysen das Thema Wohnungswechsel: „Soziale Fehlbewohnung“ liegt dann vor, wenn ein Haushalt weniger Wohnraum möchte, aber nicht umziehen kann mangels Angebot – und auf der anderen Seite Mehr-Personen-Familien inkleinen Wohneinheiten ausharren müssen, weil es keine frei werdenden größeren Wohnungen gibt. Grund ist zwar das nicht ausreichende Angebot, möglicherweise können aber auch neue Konzepte für potentielle Wohnungswechsler entwickelt und realisiert werden.
Für eine an die Bevölkerungsentwicklung und geänderten Bedarfe angepasste bezirkliche Stadtplanung und Bauvorhabenverwaltung ist eine aktualisierte Analyse notwendig, die ergänzend auch Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger, beispielsweise zum Aspekt Wohnungswechsel, erfasst und integriert.
Sehr begrüßenswert sind die „Stadtteilbeschreibungen“ seitens unseres Bezirksamtes, die auszugsweise die identischen Daten wie zuvor genannt (mit Quelle Stadt. Landesamt Nord) nutzen und einen guten Blick auf die Besonderheiten Wandsbeker Stadtteile bieten. Seit 2022 erscheinen, wie 2021 angekündigt, jährlich 1-2 Ortsausgaben, derzeit liegen vor Bramfeld, Tonndorf, Eilbek, Poppenbüttel.
*) Destatis, Bevölkerungsentwicklung in den Stadtteilen bis 2040 (von Jan. 2024)
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Ergebnisse/1:
Die Bezirksversammlung bittet die zuständige Fachbehörde (für die derzeit noch aktuelle Ausgabe war es die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen), zeitnah eine aktualisierte „Wohnungsmarktanalyse“einschließlich Wandsbek in Auftrag zu geben. Die Ergebnisse sollen der Bezirksversammlung über den Planungsausschuss vorgestellt werden.
keine Anlage/n
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