Bildungsverein "Tausche Bildung für Wohnen" in Steilshoop ansiedeln - Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit stärken Interfraktioneller Antrag der Fraktionen CDU, SPD und Die Grünen
Letzte Beratung: 22.08.2022 Ausschuss für Soziales Ö 5.1
Die Einwohner/innen des Stadtteils Steilshoop benötigen mehr als je zuvor eine Zukunftsperspektive. Durch die unterdurchschnittliche Sozialstruktur muss hier mehr für Chancengerechtigkeit getan werden. Dies ist mit Angeboten für die vielen jungen Menschen im Stadtteil erreichbar. Nur durch Bildungschancen können die 3.069 Unter-18-Jährigen mit Migrationshintergrund, die 1.395 Unter-15-Jährigen in Mindestsicherung, aus der Vererbung von Armut ausbrechen.
Dafür braucht es Räume und dauerhafte, engagierte Sozial- und Bildungsarbeit mit den jungen Menschen. Genau das will der "Tausche Bildung für Wohnen e. V." anbieten. Der Verein unterhält schon drei aktive Standorte in mit Steilshoop vergleichbaren Stadtteilen (Duis-burg-Marxloh, Gelsenkirchen-Ückendorf und Witten-Mitte), eröffnet zudem diesen Sommer in Essen-Nord und Dortmund-Westerfilde. Die angedachte Standortleiterin für Hamburg, Anna-Sophie Hippke, stammt selbst aus Billstedt, kennt somit die Herausforderungen segregierter Stadtteile aus nächster Nähe und privater Erfahrung.
Zum Schuljahresstart 2023/24 will der Verein in Steilshoop starten. Wichtige Startkonditionen sind schon ausgehandelt: Die in Steilshoop stark vertretende Vonovia SE bietet Wohnräume und einen Standort für eine "Tauschbar" in Neu-Steilshoop. Zudem sind Kooperationen mit hier ansässigen Akteuren im Bereich Bildung, Kinder- und Jugendhilfe sowie Kultur bereits aufgebaut.
"Tausche Bildung für Wohnen e. V." basiert darauf, dass die Mitarbeiter/innen unmittelbar im Gebiet ihrer Arbeit in gemischten Wohngemeinschaften wohnen. Das stärkt die gegenseitige Identifizierung und das Vertrauen erheblich. Angeboten wird in einem "Tauschbar" genannten Raum (geplant: leerer Vonovia-Pavillon am Schreyerring) Hausaufgabenhilfe, Sprachförderung, das Aufzeigen von Perspektiven und die Hilfe mit den vielfältigen Herausforderungen, mit denen die Menschen des Stadtteils konfrontiert sind. Der Raum soll auch anderen Initiativen zur Verfügung stehen, bspw. für Mütter-Cafés genutzt werden.
Die Antragsteller/innen geben zu bedenken: Der Stadtteil wird in Zukunft erheblich mehr Einwohner/innen aufweisen als derzeit. Allein durch die SAGA-Bauprojekte Steilshoop 11 und 12 sind derzeit 400 - 500 neue Wohneinheiten geplant. Bei der derzeitigen durchschnittlichen Belegungsquote von zwei Einwohnern/-innen pro Wohnung bedeutete dies allein 800 - 1.000 neue Steilshooper/innen. Es entstehen zudem neue Wohnungen am Georg-Raloff-Ring, Vonovia lässt derzeit zusätzliche Wohnungen auf bestehenden Wohnblöcken bauen (Fritz-Flinte-Ring) und die neue Eigentümer-Gesellschaft des Einkaufszentrums Steilshoop plant, in derzeit unbekanntem Ausmaß, neue Wohnungen zu bauen (bspw. an Stelle des EKZ-Parkhauses) und Ge-schäfts- sowie Praxisräume des derzeitigen Ärztehauses zu Wohn-räumen umzuwandeln.
Die Herausforderungen, die Steilshoop zu schultern hat, steigen mit zunehmender Bevölkerungsanzahl und -dichte. Es ist nicht zu erwarten, dass sich die Sozialstruktur den benachbarten Stadtteilen oder dem Wandsbeker/Hamburger Durchschnitt ohne zusätzliche Anstren-gungen von allein anschließt. Im Gegenteil: Durch den Wegfall von Sozialwohnungen wird die finanziell bedingte Überbelegung zahlreicher Wohnungen in Steilshoop zunehmen. Für Kinder und Jugendliche bedeutet dies: Kein eigenes Zimmer, keinen Schreibtisch, keine Ruhe zum Lernen, Hausaufgaben machen und ausruhen. Mit einer "Tauschbar"- einem geschützten Raum - der Hilfestellung, Hilfe zur Selbsthilfe und zum Empowerment bietet, kann solchen prekären Bedingungen entgegengewirkt werden.
Quelle der Zahlen dieses Antrags: "Hamburger Stadtteil-Profile: Berichtsjahr 2020" vom 01.11.2021, Statistik-Nord.de
Die Kosten sind dem anliegenden Dokument "220630 Projektskizze TBfW" zu entnehmen.
Die Bezirksversammlung Wandsbek möge beschließen:
1.) Die Verwaltung wird gebeten Kontakt zum Verein "Tausche Bildung für Wohnen" aufzunehmen und um Vorstellung des Projektes im Ausschuss für Soziales zu bitten. Hierfür möge die Verwaltung die Terminierung mit der Ausschussvorsitzenden absprechen.
2.) Der Ausschuss möge beraten und bei positiver Bewertung einen entsprechenden Folgeantrag an die Fachbehörde stellen.
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