Protokoll
Sitzung des Ausschusses für Soziales, Integration, Gesundheit und Inklusion vom 14.09.2020

Ö 1

Wahl einer/eines Vorsitzenden des Ausschusses

Vor Eintritt in die Tagesordnung stellt Frau Dr. Jobmann (Dezernentin für Soziales, Gesundheit) den neuen Leiter des Harburger Gesundheitsamtes, Herrn Dr. Ali Chahvand vor, der anschließend kurz über seine bisherige Vita berichtet. Herr Dr. Chahvand wird sich im Sozialausschuss mit Herrn Brandl je nach Themenlage abwechseln.

 

Die stellv. Vorsitzende weist eingangs auf die geltenden coronabedingten Hygienebestimmungen hin.

Der Ausschuss beschließt einstimmig, dass auf eine geheime Wahl r den Ausschussvorsitz verzichtet werde. Die SPD-Fraktion besitze Vorschlagsrecht für einen Kandidatin oder Kandidaten. Die Fraktion schlägt Herrn Peter Bartels vor; Gegenkandidaten werden nicht benannt. Mit Handzeichen wird der neue Ausschussvorsitzende Herr Peter Bartels einstimmig gewählt. Herr Bartels nimmt die Wahl an.

Ö 2

Projektvorstellung IN VIA "Sprach- und Kulturdolmetscher"

Herr Bartels als neuer Vorsitzender übernimmt den weiteren Sitzungsverlauf und erklärt vorsorglich seine Befangenheit zum Thema IN VIA „Sprach- und Kulturdolmetscher“r den Fall, dass Abstimmungen beschlossen werden (seine Ehefrau sei dort tätig).

 

Die Vertreterinnen von IN VIA stellen das Projekt anhand einer Präsentation ausführlich vor und gehen dabei im Einzelnen auf die Entstehungsgeschichte, deren Entwicklung, den aktuellen Projektstand mit deren Anfragengebieten sowie den Einsätzen der Ehrenamtlichen ein und beenden ihre Ausführungen mit einem Ausblick für 2021.

 

Im Anschluss werden die Fragen der Ausschuss-Mitglieder u.a. wie folgt beantwortet:

  • Kontakt zum Verein werden per E-Mail, telefonisch oder auch per SMS zum Verein aufgenommen, gerade in jüngster Zeit; dies funktioniere sehr gut.
  • Anfragen zu bestimmten psychischen Therapien können nicht übernommen werden, hier werde eher als Vermittler agiert.
  • Die Inanspruchnahme der breit gefächerten Einsatzgebiete werden von unterschiedlichen Personengruppen und Altersstruktur genutzt. Die Abdeckung erfolge in 24 Sprachen. Erneute Nachfragen richten sich nach den jeweiligen Lebensumständen (z.B. nach der Geburt eines Kindes), dies mache ca. 1/3 der Einsätze aus.
  • Die Schulungen und Fortbildungen der Ehrenamtlichen (zu Themen wie z.B. Asylrecht) werden durch externe Dienstleister durchgeführt.
  • In der Regel sind die persönlichen Beratungen kostenlos. Gebühren können bei einzelnen Unternehmen anfallen, die Dolmetscherdienste in Anspruch nehmen.
  • Die Anfragengebiete umfassen z.B. die Themen Wohnen, Schule/Kita, Rechtsanwalt, Familienhilfe, Bankangelegenheiten und Behörden allgemein. Weiterhin bestehe großer Bedarf bei der Begleitung von Arztbesuchen.

Ö 3

Passage "Hans-Fitze-Haus": Projektvorstellung und Finanzierung 2021-2024

Herr Eichhorn berichtet anhand einer Präsentation zur Historie, Nutzung, Angebote, aktuelle Situation und die anstehende ESF-rderperiode (2021-24) des Hans-Fitze-Hauses (HFH) ein. Im Auftrag der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration wurde die thematische Evaluation (siehe Anlage) Hans-Fitze-Haus als Zentrum zur sozialen Integration suchtgefährdeter Menschen mit einem Bericht im Mai 2019 veröffentlicht. Dabei habe sich ganz deutlich die Dringlichkeit und Wirksamkeit dieser Einrichtung gezeigt. Die Evaluation empfiehlt zudem eine Verstetigung der Einrichtung.

Ein betreuter „Trinkertreff“ als Anlaufpunkt für alkoholkranke oder suchtgefährdete Menschen ist auch aus Sicht des Bezirksamtes weiter nötig. Die Anzahl der Besuchenden variiere ständig und seien überwiegend im Bezirk wohnhaft, sie seien hauptsächlich männlich und zwischen 35 50 Jahre alt. Es gehe um eine Hilfe zur Selbsthilfe, um Teilhabe, um eine Herstellung oder Stabilisierung der Arbeitsfähigkeit, der Erhaltung einer Tagesstruktur, den Erhalt der Wohnung und nicht zuletzt zur Entzerrung von „Szenetreffs“.

Derzeit ist aufgrund von Corona der offene Tagestreff geschlossen, die Tagesjobbörse und die Sozialberatung laufen eingeschränkt weiter. Zweimal pro Woche seien momentan die Straßensozialarbeiter unterwegs, die eine Adhoc-Beratung mit dem Hinweis auf die Sozialberatung, den Tagestreff und die Jobbörse im HFH geben auch für Menschen aus Osteuropa. Das Postfach (für Wohnungslose) werde auch weiterhin genutzt; der Mittagstisch ist seit 2019 leider eingestellt, an einer Weiterführung aber sehr stark interessiert. Neu sei der Start im September 2020 mit einem Yogakurs, der zweimal wöchentlich mit zurzeit 4 Personen stattfinde.

nftige werde es r die Förderperiode 2021 2024 eine Unterfinanzierung geben, so dass das Budget voraussichtlich nur noch eine Öffnung des Tagestreffs an 2 bzw. max. 3 Tagen zulassen würde. Ein regelmäßiger Mittagstisch müsste gestrichen werden. Die Straßensozialarbeit würde in 2021/22 nur noch 1mal wöchentlich durchgeführt werden, danach dann gänzlich entfallen. Ähnlich sehe es bei der Sozialberatung aus, die in 2021/22 um 5 h gekürzt und 2023/24 dann mit einer Kürzung von 22,5 h leben müsste, so dass die Beratung zwangsläufig um 50% gekürzt werde; danachrde auch eine Sozialberatung für Osteuropäer komplett eingestellt. In der Jobbörse könnten künftig nur noch 1000 (statt vorher 2150) Arbeitsstunden pro Jahr vergeben werden. Es drohe eine Schließung des HFH nach 2024, da eine Förderung über den ESF nach der anstehenden Laufzeit voraussichtlich nicht mehr möglich ist und zurzeit noch Alternativen fehlen. Hier sind in Zukunft gemeinsame Anstrengungen von Politik und Verwaltung sowie Fachbehörde nötig.

Herr Eichhorn zeigt als eine mögliche Lösungr das Problem der Unterfinanzierung in den anstehenden EDF-Förderperiode (2021-2024) auf, dass zusätzliche bezirkliche Mittel durch Quartiersfonds bspw. r die Übernahme der Miet- und Nebenkosten eingesetzt werden könnten (voraussichtlich weitere ca. 45.000,00 € p.a.). Was wäre für die Politik ein gangbarer Weg?

 

Es folgt eine ausführliche Diskussion, in der die Fraktionen ihre Standpunkte darlegen und die Verwaltung Fragen beantwortet.

 

Zur Niederschrift werden folgende Punkte nachgereicht:

  • Der Träger Passage sei intensiv um Drittmittel (Sponsoring) bemüht, die Akquise gestalte sich allerdings sehr schwierig.
  • Das Zählen von erfolgreichen „Integrationsfällen“ sei ebenfalls nicht einfach, da nicht genau definiert werden kann, wann genau ein Fall als erfolgreich gilt und wie gezählt wird, wenn es Rückschritte gibt. Zudem seien die Erfolge bei jeder Person sehr unterschiedlich zu bewerten, da die Ausgangslagen sehr individuell seien. Z.B. haben (lt. Sachbericht für 2019) 46 Personen eine Arbeit aufgenommen, 11 habe eine Qualifikation begonnen und 4 Personen wurden in eine Ausbildung vermittelt. Für weitere 28 Menschen wurde ALG1 beantragt, für weitere 15 konnte deren Anspruch gesichert werden. Für 84 Personen wurde ALG2 beantragt und für 107 konnte der Anspruch gesichert werden. 87 Bedürftige wurden in eine Wohnung/Unterkunft vermittelt,r weitere 73 Personen wurde der vorhandene Wohnraum gesichert. r 94 Menschen konnten Schulden reguliert und für 44 Personen konnten Konflikte mit der Justiz geklärt werden. 73 Personen wurde eine medizinische Versorgung vermittelt und weitere 32 Personen einer Entgiftungstherapie zugeführt. Für 17 Personen konnte die Therapie gesichert werden. In 13 Fällen wurde zur Kinderwohlsicherung beigetragen und in 57 Fällen in familiären Konflikten unterstützt. Und existenzsichernde Dokumente (BPA, Meldebestätigung, Urkunden, Pass etc.) wurden für 63 Personen beantragt.
    Dieser Ausschnitt zeigt, in welcher Breite das HFH Menschen unterstützt und wie unterschiedlich Erfolge zu bewerten sind.

 

Der Ausschuss ist sich einig, dass das Hans-Fitze-Haus die fehlenden Mittel in Höhe von ca. 45.000 € erhalten müsse und unterstützt das Projekt.

Ö 4

Integrationsrat Harburg

Ö 4.1 - 21-0887

Harburger Integrationsrat - Neues Mitglied und Änderung der Geschäftsordnung

Herr Dr. Yu berichtet, dass die Corona-Pandemie auch am Harburger Integrationsrat nicht spurlos vorüber gegangen sei und man daher die Geschäftsordnung angepasst habe. Derzeit werden die Kommunikationsträger Telefon, Internet, Videokonferenz intensiver genutzt und die Erreichbarkeit über die Homepage ausgebaut. Die nächste Integrationskonferenz findet daher am 21.11.2020 nur in „kleiner Runde“ im Riekhof statt. Die Verwaltung werde die Fragebogen und weitere Unterlagen über das Internet zur Verfügung stellen.

Ö 5

Mitteilungen der Verwaltung

Herr Eichhorn berichtet zu folgenden Punkten:

 

  • Die Seniorentreffs nehmen nach der Schließung Mitte März, seit Juli nach und nach wieder ihre Arbeit auf. Zwischenzeitlich sei man auf das Telefon, Online umgestiegen; die Versorgung der Seniorinnen habe häufig über die Nachbarschaft gut funktioniert, so dass die Treffs hier nur wenig Unterstützung brauchten. Beklagt wurde von Seniorinnen allerdings der fehlende menschliche Kontakt und die Isolation.

 

  • Die AG Seniorenarbeit (neues Austausch-, Beteiligungs- und Planungsformat aus der Globalrichtlinie Seniorenarbeit, das in Harburg allerdings schon länger existiert: Träger und Leitungen der Treffs sowie Seniorenarbeit in Harburg erweitert um Integrationsrat und Seniorenbegleitdienst) trifft sich jährlich einmal. Die AG trifft sich am 07.10.2020 zum Thema: Interkulturelle Öffnung der Seniorenarbeit und Unterstützung durch die Lokalen Partnerschaften.

 

  • Derzeit sei die Haushaltshrung für das kommende Jahr nur vorläufig. Der Beschluss werde für Mai 2021 erwartet. Daher dauert auch noch die Feinspezifikationr die Rahmenzuweisung der Offenen Seniorenarbeit.

 

  • Die nächste Seniorendelegiertenversammlung findet am 11.11.2020, von 10 12 Uhr im Rieckhof statt. Bis Ende April 2021 muss ein neuer Beirat gewählt werden, da die Amtszeit am 31.03.2021 endet. Es werde für Interessenten geworben.

 

  • Die Mittel für Miete, Entsorgungskosten und Gehwegreinigung zur Unterstützung der Harburger Tafel (ca. 9.000 €) werden künftig aus „Mitteln zur Unterstützung des Ehrenamtes“ bezuschusst. Eine Förderung über den Quartiersfonds ist daher nicht nötig.

 

  • Der Sachverhalt für die Förderung von Mehrgenerationenhäuser habe sich geändert. Eine Beantragung neuer Häuser ist zurzeit nicht (mehr) vorgesehen. Die Verwaltung wird eine entsprechende Stellungnahme für die nächste Sitzung vorbereiten.

 

  • Herr Mohamet Laksm ist neues Mitglied im Integrationsrat. Die Planungswerkstatt zum Leitbild „Zusammenleben in Vielfalt“ werde diesmal über einen längeren Zeitraum hinweg digital, virtuell über Foren etc. durchgeführt. Ergebnisse werden daher erst später (Anfang 2021) erwartet.

 

  • Der „Interreligiöse Dialog“ war zuletzt etwas eingeschlafen. Das Bezirksamt fördert nun eine kontinuierliche und verlässliche Begleitung des Dialogs für drei Jahre aus Mitteln der Lokalen Partnerschaften. Der Dialog hat seine Arbeit auch schon wieder aufgenommen. Es werde angestrebt, ein gemeinsames, öffentliches Friedensgebet zu veranstalten.

 

  • Herr Wolf steht für die Bildungskoordination und als Integrationsfachkraft nicht mehr zur Verfügung. Frau Heinlin wird im November 2020 zurückkehren, bis dahin werden die Aufgaben abteilungsintern, insbesondere durch SR10 übernommen.

Ö 6

Verschiedenes

Frau Schroeder fragt nach den Hygienekonzepten in den Seniorentreffs.

Dazu antwortet Herr Eichhorn, dass die Seniorentreffs das Thema sehr ernst nehmen und ihre Konzepte unaufgefordert der Verwaltung vorgelegt und erst dann wieder den Betrieb aufgenommen haben.

 

Herr Dr. Yu möchte wissen, wie die „Friedensbaumpflanzung“, welche durch die BV unterstützt werde, vorangeschritten, insbesondere ob die Standortfrage geklärt sei.

Herr Eichhorn wird eine Aktualisierung zum Protokoll geben.

Nachtrag: Die Abteilung Stadtgrün schlägt als Standort für den Friedensbaum die Grünanlage Hastedtplatz (ggü. Hastedtstraße Hausnr. 26) vor. Auf der westlichen Seite des Hastedtplatzes steht  bereits einen gespendeten Baum. Die Grünanlage befindet sich in einem zentralen, gut zu erreichenden und ansprechendem Umfeld von Harburg.

Als Baumart schlägt die Abteilung Stadtgrün einen Ahorn - Acer freemanii 'Autumn Blaze' vor. Sein Wuchs ist schmal aufrecht und die Herbstfärbung gelborange bis leuchtend rot.

 

Frau Fischer-Pinz erkundigt sich, wie weit der Prozess für die Teilnahme des Integrationsrates an den nichtöffentlichen Teil der Sitzungen sei.

Nachtrag: Der Hauptausschuss hat einer Teilnahme zugestimmt. Die Vertreter des Integrationsrates werden zur kommenden Sitzung entsprechend zur Verschwiegenheit verpflichtet werden.