20-4444.01

Stellungnahme zur Neugestaltung der Busumsteigeanlage Harburg als integrierte Lösung (Pkt. 3)

Antwort/Stellungnahme gem. § 27 BezVG

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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11.04.2019
Sachverhalt

 

Die 1983 errichtete Busumsteigeanlage Harburg ist der maßgebliche Baustein der Infrastruktur für den Busbetrieb in Harburg. Fast alle im Bezirk Hamburg-Harburg verkehrenden Buslinien führen über die Busumsteigeanlage. Tagtäglich wird die Busumsteigeanlage von bis zu 40.000 Fahrgästen frequentiert. In der Spitzenstunde finden bis zu 150 Fahrten statt. Der direkte Umstieg zur S-Bahn, zum Regional- und Fernverkehr macht die Busumsteigeanlage zu einer Drehscheibe für den Hamburger ÖPNV.

Die Busumsteigeanlage in Harburg ist 36 Jahre nach dem Bau an ihre Kapazitätsgrenze gelangt. Der kontinuierliche Zuwachs der Fahrgastzahlen im ÖPNV in den vergangenen Jahren und die zahlreichen Angebotsausweitungen führen zu einem zunehmend problematischen Betriebsablauf. Neben den zeitaufwändigen Schleifenfahrten der Busse um die Anlage kommt es häufig zum Rückstau der Busse in Richtung Moorstraße und damit zur Behinderung des Gesamtverkehrs. Weitere Angebotsausweitungen in Takt und Kapazität erscheinen so gut wie ausgeschlossen. So ist die Länge der Bussteige begrenzt, ein verstärkter Einsatz von Gelenk- und Großraumbussen ist so gut wie ausgeschlossen. Die erheblichen Verzögerungen im regulären sowie im Schienenersatzverkehr konnten im Sommer 2018 beobachtet werden. Diese Auswirkungen wären auch bei weiteren Taktverdichtungen erlebbar. Im heutigen Zuschnitt kann die Busanlage Bahnhof Harburg keine entlastende Wirkung bei Sperrungen am Hauptbahnhof entfalten.

Vor diesem Hintergrund hat die Hamburger Hochbahn AG  ein Konzept zur Neugestaltung der Busumsteigeanlage entwickelt. Ziele sind die Optimierung der Betriebsabläufe und das Attraktiveren des Busverkehrs am zentralen Knoten in Harburg. Konkret soll eine Erweiterung der Anlage von derzeit ca. 165 m auf 280 m unter weitestgehender Beibehaltung der Bus-Überliegerpositionen erreicht werden. Die Busumsteigeanlage soll zudem für die Anforderungen der Busbeschleunigung und dem Einsatz von E-Bussen ertüchtigt werden.

Für die Fahrgäste soll die Neugestaltung eine wettergeschützte, übersichtliche und komfortable Umsteigesituation ermöglichen. Dabei gelten möglichst kurze Wege zur S-Bahn sowie die Barrierefreiheit als wichtige Parameter.

Unter diesen Voraussetzungen wurden drei Varianten (in insgesamt 13 Untervarianten) geprüft. Im wurden hierbei  eine Erweiterung der Anlage in Richtung Süden (Bahnhofsvorplatz) (1), die Reorganisation auf bestehender Fläche (2) und die Erweiterung in den Bereich der Hannoverschen Straße mit einem zusätzlichen Bussteig (3) untersucht. Eine Überbauung der Gleise der Deutschen Bahn AG (DB) wurde gemeinsam mit dem Bezirk aufgrund der jahrelangen erforderlichen Abstimmungen mit der DB aber auch aufgrund eines Höhenunterschieds zu den Gleisen der DB verworfen.

Verworfene näher geprüfte Varianten:
(1) Vorteilhaft wurde der große Zugewinn an Bussteiglänge bewertet. Nachteilig hingegen waren hier städtebauliche und bauliche Aspekte sowie die Höhendifferenz zwischen Busplatte und Bahnhofsvorplatz, die teils langen und fahrgastunfreundlichen Wege zwischen Bus und S-Bahn, der hohe Abstimmungsaufwand einhergehend mit langer Planungs- und Bauzeit sowie die sehr hohen Kosten.

(2) Vor dem Hintergrund der Zielsetzung konnte kein Vorteil planerisch prognostiziert werden, eine deutliche Erweiterung der Bussteiglängen konnte in keiner Untervariante erreicht werden. Hingegen werden die erforderlichen Querungen der Busfahrbahnen durch die Fahrgäste über mehrere Bussteige hinweg als nachteilig bewertet. Ebenso konnte in keiner Variante der Aufzug der DB sinnhaft integriert werden. Ein direkter Zugang zum Verteilergeschoss ist nicht oder nur umständlich gegeben. Demgegenüber stünde zudem eine Anpassung des S-Bahn-Zugangs sowie ein in dieser Variante notwendiger Neubau der Tiefgeschossdecke.              

Vorzugsvariante:
(3) Erweiterung der Busumsteigeanlage in die Hannoversche Straße als beste Lösung
Unter der weitgehenden Beibehaltung der bisherigen Kubatur der Busumsteigeanlage ist geplant die Umsteigeanlage um eine bis zu 10 m breite und 60 m lange und in Ihren Ausmaßen im Vergleich mit anderen Busumstiegen und U-Bahn-Bahnsteigen großzügigen Inselhaltestelle in der Hannoverschen Straße zu erweitern.

Diese Erweiterung soll der direkten Fahrbeziehungen der Busse von Süd nach West und West nach Süd dienen. Verkehrlich vorteilhaft ist hierbei die Vermeidung von Schleifenfahrten dieser Linien und damit einhergehend einer Fahrzeitverkürzung von bis zu drei Minuten. Eine Integration des DB-Aufzuges ist ebenso gegeben wie auch die Integration eines weiteren Aufzuges und einer Treppe zur Verteilerebene.. Mit Blick auf die Kapazität der Umsteigeanlage könnte einer Steigerung der Bussteiglängen von über 50 Prozent eine zukunftsfähige Infrastruktur geschaffen werden. Angebotsausweitungen wären somit unproblematisch.

Verkehrlich erforderlich ist dabei der Entfall des MIV-Linksabbiegerverkehrs in die Moorstraße. Verkehrszählungen im Rahmen der Planung haben deutlich gezeigt, dass dieser ohnehin hauptsächlich durch den Busverkehr und weniger durch den MIV (unter 25 Fahrten in der Spitzenstunde) genutzt wird. 

Die Realisierung dieser technisch machbaren und verkehrlich sinnvollen Variante macht eine Umverteilung der Buslinien erforderlich. Da auf Grund der veränderten Verkehrsführung in der Hannoverschen Straße eine direkte Führung der auf der Busanlage startenden Busse in die Moorstraße nicht mehr möglich ist, soll ein Teil der Buslinien (142, 144, 145, 146, 154, 157, 245, 340, 345, 4244) in Richtung S Harburg Rathaus über die Goldschmidtstraße geführt werden. Für die Buslinien 14, 141, 143, 241, 443 und 543 in Richtung S Harburg Rathaus und für alle Linien vom Harburger Ring in Richtung Busanlage Bf. Harburg ändert sich nichts.

Für die bauliche Gestaltung der Busanlage ist ein Architekturwettbewerb vorgesehen. Die Ausstattung der Businsel wird dem Niveau moderner Anlagen in allen Anforderungen an die Barrierefreiheit und den heutigen Komfortstandards gleichstehen.

Integrierte Planung zur Optimierung von Bauabläufen
Durch eine konzentrierte Planung und Bauausführung gibt es die Chance, durch die Neugestaltung am Verkehrsknoten Harburg eine deutliche Verbesserung der gesamthaften Situation zu erreichen. Mit dem Bau einer neuen Fahrradstation, der Umgestaltung der Busumsteigeanlage sowie dem Errichten der Veloroute 11 kann sowohl der Straßenraum als auch der Knoten neu strukturiert werden. Die gesamte bauliche Umsetzung kann von 2019 bis 2022 erfolgen. Einer möglichen städtebaulichen Lösung zur Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes stünden die baulichen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation am Verkehrsknoten Harburg nicht im Wege.

Bisherige Beratungen:

Die Hochbahn hat die Planungen 2016 im Ausschuss Inneres, Bürgerservice und Verkehr vorgestellt. Danach wurden die Anregungen des Ausschusses geprüft, die Leistungsfähigkeit der neuen Verkehrsanlagen, die seinerzeit von Ausschussmitgliedern bezweifelt wurde, mit Hilfe einer Simulation nachgewiesen und die Planung weiter optimiert. Grundlegende neue Alternativen ergaben sich dabei nicht. In der Sitzung des Ausschusses IBV am 17.1.2019 wurde die überarbeitete Planung erneut erörtert, aber aufgrund von Beratungsbedarf in den Fraktionen noch kein Beschluss gefasst.

Da die Baumaßnahmen an diesem Verkehrsknoten abgeschlossen sein sollen, bevor Umbaumaßnahmen am Hamburger Hauptbahnhof beginnen, ist die Entscheidung dringlich. Wie im Ausschuss IBV angekündigt, wird die Beschlussempfehlung daher direkt der Bezirksversammlung vorgelegt.

 

Petitum/Beschluss

 

Vor diesem Hintergrund möge die Bezirksversammlung beschließen:

1. Die Bezirksversammlung befürwortet die Ansätze der integrierten Planung und stimmt der Erweiterung der Busumsteigeanlage um eine Businsel in der Hannoverschen Straße zu.

2. Die BWVI und die Harburger Verwaltung werden gebeten, die Planungen zur Erweiterung der Busumsteigeanlage in die Hannoversche Straße mit Hilfe der Hochbahn in die nächste Planungsstufe zu überführen, um eine Realisierung des Vorhabens bis 2022 zu ermöglichen.

3. Ein schlüssiges Verkehrskonzept für die Bauphase ist zu entwickeln und vor Baubeginn im Ausschuss für Inneres, Bürgerservice und Verkehr vorzustellen.

 

 

 

 

 

Bezirksversammlung Harburg  03.04..2019

Die Vorsitzende

 

 

 

Die Behörde für  Wirtschaft, Verkehr und Innovation nimmt zu dem Beschluss Drs. 20-4444 auf der Grundlage von Auskünften der Hamburger Hochbahn AG (Hochbahn) wie folgt Stellung:

 

 

Zu 3.:

Aufgrund der geplanten Umgestaltung im Straßenraum sind umfängliche Absprachen zwischen der Hamburger Hochbahn AG (Hochbahn) und dem Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) zur Verzahnung der Maßnahmen notwendig.

Das Verkehrskonzept für die Baumaßnahmen wird gemeinsam von Hochbahn und LSBG entwickelt und im Ausschuss Inneres, Bürgerservice und Verkehr der Bezirksversammlung Harburg vorgestellt werden.

 

 

 

gez. Rajski

 

f.d.R.

Wyzinski