20-1469.01

Stellungnahme zum Gemeinsamen Antrag CDU/SPD betr. Herrichtung Gebäude Cuxhavener Straße 400

Antwort/Stellungnahme gem. § 27 BezVG

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09.03.2021
Sachverhalt

 

Antrag der Abgeordneten Brit-Meike Fischer-Pinz, Berthold von Harten, Robert Timmann (CDU) und Fraktion

Antrag der Abgeordneten Jürgen Heimath, Frank Richter, Arend Wiese (SPD) und Fraktion

 

 

Das unter Denkmalschutz stehende in den Jahren 1866-1869 errichtete ehemalige Schulgebäude von Fischbek (Cuxhavener Straße 400) ist leider Anfang März durch ein Großfeuer erheblich beschädigt worden.

 

Nachdem die Freie und Hansestadt Hamburg nach der Umsiedlung der Kindertageseinrichtung zum Torfstecherweg sich offenbar erfolglos bemüht hat, das Grundstück Privat zu veräußern, ist die Idee entwickelt worden, dieses für das alte Dorf Fischbek identitätsstiftende Gebäude auch für kulturelle Zwecke mitnutzen zu lassen. Nachdem das Grundstück zunehmend Vandalismus und Zerstörung ausgesetzt war, ist es an die SAGA veräußert worden. Im Laufe des Jahres 2015 hat ein Investor sodann die Idee einer kulturellen Mitnutzung aufgenommen und den Vorschlag unterbreitet, das Gebäude so herzurichten, dass es als Backshop mit Café und Nutzung der wertvollen Außenflächen hergerichtet werden sollte. Dabei lag auch die Zusage vor, in dem Gebäude ausreichende Räumlichkeiten für eine kulturelle oder museale Nutzung in Fischbek zur Verfügung zu stellen.

Der entsprechende Vertrag zwischen den Investor und SAGA war nahezu unterschriftsreif ausgehandelt und sollte wenige Tage später unterzeichnet werden. Durch die erheblichen Brandbeschädigungen muss die Nutzung und Veräußerung des Gebäudes neu überdacht werden. Der bisher interessierte Investor hat zwischenzeitlich bekundet, dass er auch weiterhin dringend interessiert sei, seinen Vorschlag umzusetzen.

 

 

 

 

Petitum/Beschluss

 

Die Bezirksversammlung beschließt:

 

Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, die zuständigen Fachbehörden und die Grundeigentümerin SAGA zu veranlassen, alle geeigneten Schritte zu unternehmen, um den Wiederaufbau des Gebäudes Cuxhavener Straße 400 in seiner denkmalgeschützten Weise kurzfristig zu ermöglichen. Dieses soll allerdings mit Verwirklichung eines Konzeptes geschehen, welches eine kulturelle oder museale Mitnutzung des Gebäudes und der Freiflächen ermöglicht. Der Vorsitzende der Bezirksversammlung möge die SAGA und die Kulturbehörde veranlassen, im Rahmen Ihrer Möglichkeiten die Veräußerung, den Wiederaufbau und die kulturelle Mitnutzung des Objektes in Zusammenarbeit mit dem zur Verfügung stehenden Investor und den bezirklichen Dienststellen zu ermöglichen.

 

Hamburg, am 06.04.2016

 

Ralf-Dieter Fischer Brit-Meike Fischer-Pinz

CDU-Fraktionsvorsitzender Berthold von Harten

 Robert Timmann

 

Jürgen Heimath  Frank Richter

SPD-Fraktionsvorsitzender  Arend Wiese

 

 

 

 

 

 

 

Bezirksversammlung Harburg       03.06.2016

Der Vorsitzende

 

 

Die Kulturbehörde und die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen nehmen zu dem Gemeinsamen Antrag der CDU und der SPD Drs. 20-1469 wie folgt Stellung:

 

 

 Die Schulkate entstand um 1869 als Wohnwirtschaftsgebäude mit Lehrerwohnung und einem Schulraum im Ostteil des Hauses. Aus dieser Zeit stammt wohl auch der Stall, der wie die acht Schneitelbäume und der mit einem historischen Straßenpflaster versehene Stremelweg Bestandteil des Ensembles war. 1926 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft (Cuxhavener Straße 379) ein Schulhaus errichtet und nach dem Umzug in den Neubau baute Heinrich Mahlmann die Schulkate in ein Lehrerwohnhaus um. Er veränderte dafür Außennde und Grundrisse.

 

Die ehemalige Schulkate ist bei einem Brand am 4. Mai 2016 erheblich beschädigt worden. Dabei sind Teile des Gebäudes sowie der Großteil des Dachwerks verbrannt. Durch den Löschwassereinsatz sind zudem die zu einem erheblichen Teil aus Lehm bestehenden Decken und Wände stark beschädigt worden. Die Brandschäden wurden u.a. von der Hamburger Feuerkasse sowie von einem Statiker begutachtet. Der Brand ist ein schwerer Verlust für den Denkmalschutz, aber zweifellos auch für das Ortsbild und die Bevölkerung vor Ort.

 

Die Schäden sind insgesamt leider so groß, dass eine Wiederherstellung des Gebäudes in weiten Teilen einem Neubau gleichkäme und die erneuerten Teile den noch authentischen Bestand dominierten. Da Integrität und Authentizität aber wichtige Kriterien für die Denkmalwürdigkeit eines Gebäudes sind, hat die ehemalige Schulkate bedauerlicherweise ihren Denkmalwert unwiderruflich verloren.

 

Auch ein Wiederaufbau könnte den Denkmalwert nicht wiederherstellen, weil er nicht die historische Substanz, also das historische Original, ersetzen kann. Die vielfältigen Spuren der Bearbeitung bei historischen Bauweisen, aber auch schlicht des Alters und der unterschiedlichen Nutzung, kann ein Neubau nicht liefern.

 

Die Berücksichtigung der übrigen, noch erhaltenen Teile des Ensembles ändert an dieser Bewertung nichts. Diese haben ihre Bedeutung nur im Zusammenhang mit der ehemaligen Schulkate als zentralem Bau des Ensembles. Keineswegs sind sie einzeln in der Lage, den Denkmalwert im Sinne der hierfür geltenden strengen gesetzlichen Maßstäbe zu tragen.

 

Auf der Grundlage dieser fachlichen Beurteilung musste eine Löschung des gesamten Ensembles aus der Denkmalliste erfolgen. Als unabhängiges, die Kulturbehörde beratendes Fachgremium hat der Hamburger Denkmalrat diese Entscheidung mitgetragen.

 

Der Verlust des Denkmalwerts dieses Ensembles ist äerst bedauerlich. Einem Neubau oder einer Rekonstruktion der ehemaligen Schulkate für die kulturelle Nutzung unter Einbeziehung der erhaltenen Reste ohne Denkmalstatus steht aber nichts entgegen.

 

SAGA GWG hat bezüglich des betroffenen Grundstücks Verkaufsgespräche u.a. mit einem benachbarten Lebensmitteldiscounter geführt. Eine kulturelle oder museale Nutzung war jedoch zu keinem Zeitpunkt Gegenstand dieser Verhandlung. Bis zum Zeitpunkt des Brandes gab es keinen unterschriftsreif ausgehandelten Vertrag zwischen dem Investor und SAGA GWG und somit auch keinen avisierten Unterzeichnungstermin.

 

SAGA GWG wartet nun zunächst die Ergebnisse der polizeilichen Ermittlung und die Berichte der Feuerkasse ab. Erst danach können fundierte Entscheidungen zum weiteren Vorgehen in dieser Sache getroffen werden.

 

    

 

 

 

gez. Timmann

 

f.d.R.

Riechers