20-4169.01

Stellungnahme zum Antrag DIE LINKE betr. Harburg für Alle! - Erzieher/innenausbildung attraktiver gestalten

Antwort/Stellungnahme gem. § 27 BezVG

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22.03.2021
Sachverhalt

Der Mangel an Kitaplätzen ist im Bezirk Harburg immer wieder Thema. Obwohl sich die Stadt das Ziel gesetzt hat, für alle Kinder einen Betreuungsplatz anzubieten und seit 2013 sogar ein Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ab dem ersten Lebensjahr besteht, gibt es lange Wartelisten und nach wie vor viel zu wenig freie Plätze. Für die Verbesserung der Situation ist es wichtig, neben der Einrichtung von neuen Kindertagesstätten auch genügend qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung zu haben. Die Träger im Bezirk klagen über einen Mangel an Fachkräften. Deshalb ist es wichtig, dass mehr Erzieher/innen ausgebildet werden. Die Erzieherausbildung ist eine schulische, es müssen lange Praktika ohne Vergütung absolviert werden. Dies ist eine finanzielle Herausforderung für die jungen Menschen, welche den Erzieherberuf einschlagen wollen, und könnte auch mögliche Interessent/innen abschrecken.

 

 

Petitum/Beschluss

Die Verwaltung wird gebeten, Vertreterinnen und Vertreter der Beruflichen Schule Harburg (BS 18) sowie Vertreter/innen des Schülerrates in den SBI einzuladen, um über die Ausbildungsbedingungen des Erzieherberufes zu berichten und welche Möglichkeiten es gäbe, die Ausbildungsbedingungen zu verbessern und zu erleichtern, um diese Berufsausbildung attraktiver zu gestalten.

 

 

 

 

 

 

BEZIRKSVERSAMMLUNG HARBURG 

DER VORSITZENDE

         18. März 2021

           

 

Die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) nimmt zu dem Antrag DIE LINKE (Drs. 20-4169) wie folgt Stellung:

 

Das Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB) hat bereits vielfältige Maßnahmen umgesetzt, um genügend qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung zu haben und die finanzielle Situation der Auszubildenden zu verbessern. Diese sind im Einzelnen

 

Maßnahmen zur Gewinnung von sozialpädagogischen Nachwuchskräften

Hamburg ist zur Gewinnung sozialpädagogischer Fachkräfte insgesamt sehr gut aufgestellt. Seit dem Schuljahr 2017/18 werden umfangreiche aufeinander abgestimmte Maßnahmen umgesetzt, die zum Ziel haben, mehr Interessierte für das Berufsfeld zu gewinnen, die Zugangsvoraussetzungen zu erleichtern, die Durchlässigkeit zu verbessern und gleichzeitig die hohen Ausbildungs- und Qualitätsstandards zu wahren.

Damit soll sichergestellt werden, dass auch zukünftig ausreichend qualifiziertes Personal in der Kinder- und Jugendpflege zur Verfügung steht.

Die Maßnahmen umfassen z. B. erweiterte und erleichterte Zugangsmöglichkeiten für die Weiterbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher. Die Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistenz (SPA) wurde auch für junge Menschen mit dem erweiterten ersten Schulabschluss geöffnet. Damit sie die bisherigen Ausbildungsstandards erreichen, wurde die Ausbildung für diese Gruppe um ein halbes Jahr auf zweieinhalb Jahre verlängert.

Diese Maßnahmen greifen und die sozialpädagogischen Fachschulen stellen nachfrageorientiert in ausreichendem Maße schulische Ausbildungsplätze zur Verfügung.

Die Zahl der Auszubildenden in den sozialpädagogischen Berufen (Erzieher/innen, Heilerzieher/innen und SPA) hat 2020/21 mit 5.810 einen neuen Höchststand erreicht (+39 zum Vorjahr). Damit wird dem wachsenden Bedarf von qualifiziertem Personal u. a. in der Kindertagesbetreuung Rechnung getragen.

Diese positive Entwicklung der 2017 begonnenen Maßnahmen wirkt sich ab dem Jahr 2020 auch auf die Absolventenzahlen aus. Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen für die Berufe im (Heil-)Erziehungs- und Kinderbetreuungsbereich (SPA, Erzieher/in, Heilerziehungspfleger/in) ist mit 1.831 im Schuljahr 2019/20 sehr deutlich gestiegen. Im Vorjahresvergleich hat sich die Anzahl der zuvor genannten Absolventinnen und Absolventen um 281 erhöht, das einem Plus von 18,1 Prozent entspricht. Die Zahl wird sich im kommenden Jahr voraussichtlich weiter erhöhen.

Zuwächse der Absolventinnen und Absolventen verzeichnen sowohl die SPA (+ 164) wie auch die Fachschule für Erzieherinnen und Erzieher (+109). Das zeigt, dass die oben genannten Maßnahmen zur Sicherung des sozialpädagogischen Nachwuchses gut angenommen werden.

 

Maßnahmen, um die finanzielle Situation der Auszubildenden zu verbessern

Das HIBB setzt systematisch Möglichkeiten um, die auf eine bessere finanzielle Absicherung der Auszubildenden abzielen. , sei es im Rahmen von bestehenden Förderangeboten oder in Form von berufsbegleitenden Angeboten, bei denen die in die Ausbildung integrierten Praxisphasen durch eine entgoltene Berufstätigkeit ersetzt werden.

Außerdem hat das HIBB ie Erzieherausbildung an allen staatlichen Fachschulen so umstrukturiert, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Förderung nach dem Gesetz zur Förderung der beruflichen Aufstiegsfortbildung (AFBG) erhalten können.

Durch die Fördermöglichkeit nach dem AFBG hat sich die finanzielle Situation während der Erzieher-Fortbildung entscheidend verbessert. Durch die zum 01.08.2020 in Kraft getretene Reform des AFBG wurde die Attraktivität der Inanspruchnahme dieser Förderung für die angehenden Erzieherinnen und Erzieher noch einmal erheblich gesteigert.

Bis vor wenigen Jahren hatten die allermeisten Teilnehmenden keinerlei Einkünfte. Jetzt bekommen nahezu alle entweder das BAFöG für Auszubildende mit dem Höchstsatz von 825 Euro im Monat oder das alters- und elternunabhängige Aufstiegsbafög in Höhe von monatlich 892 Euro zuzüglich 235 Euro für Verheiratete/Verpartnerte und 235 Euro je Kind. Das Aufstiegsbafög fördert darüber hinaus die Lehrgangs- und Prüfungsgebühren bis 15.000 Euro mit einem 50%igen Zuschuss. Diese Maßnahmen führen dazu, dass auch Quereinsteiger dieses Berufsfeld für sich entdecken und eine neue Berufsausbildung beginnen.“

 

Für die einzelnen sozialpädagogischen Bildungsgänge gibt es zentrale Anmeldeschulen.

So ist die BS 18 beispielsweise zentrale Anmeldeschule für die zweijährige SPA-Ausbildung, die Berufliche Schule für Sozialpädagogik – Anna-Warburg-Schule (BS 23) ist Anmeldeschule für die zweieinhalbjährige SPA-Ausbildung mit Eingangsvoraussetzung erweiterter erster Schulabschluss (SPA-ESA).

Die Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik Altona (BS 21) und die Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik -Fröbelseminar- (BS 30) wechseln sich als zentrale Anmeldeschule für die Erzieherweiterbildung in Vollzeit sowie für die berufsbegleitende Erzieherweiterbildung ab.

 

Die Berufliche Schule Hamburg-Harburg (BS 18) ist eine seit 2016 fusionierte Schule. Zwei Berufsfelder - Wirtschaft und Sozialpädagogik – wurden zusammengefasst, die jeweils ein eigenständiges Profil, aber auch inhaltliche Synergieeffekte aufweisen. Als einzige berufsbildende Schule im Bezirk Harburg mit ihren vielfältigen Bildungsgängen hat die Schule eine große regionale Bedeutung.

 

Die Schule hat zurzeit rund 1.600 Schülerinnen und Schüler, die von 125 Lehrkräften, Referendaren und Lehrbeauftragten unterrichtet werden. Die Schule führt sieben Bildungsgänge:

  • das Berufliche Gymnasium mit der Fachrichtung Wirtschaft sowie Pädagogik und Psychologie,
  • die Berufsfachschule für Sozialpädagogische Assistenz (BFS SPA mit MSA und ESA),
  • die teilqualifizierende Berufsfachschule Höhere Handelsschule (BFS HöHa),
  • die Fachoberschule Sozialpädagogik (FOS),
  • die Fachschule für Sozialpädagogik (FS staatlich geprüfte Erzieherin/Erzieher / auch im Rahmen einer Umschulung möglich)
  • und die Kaufleute für Büromanagement (auch mit der Zusatzqualifikation Forderungsmanagement) und die Berufsqualifizierung (BQ).

 

Zu den Schülerzahlen der BS 18 nach Schulform und Bildungsgang im Schuljahr 2020/21 siehe die nachfolgende Übersicht:


Bereich

Schulform

Bildungsgang

Schülerzahl

Bereich Erziehung / Kinder- und Jugendpflege

Berufsausbildung

vollqualifizierende Berufsfachschule

Berufsfachschule für Sozialpädagogische Assistenz

486

gesamt

 

486

Fachschule

Fachschule Erziehungsberufe

Fachschule für Sozialpädagogik

458

gesamt

 

458

Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung

Berufliches Gymnasium

Berufliches Gymnasium, Fachrichtung Pädagogik und Psychologie

100

gesamt

 

100

Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung nach einem ersten Berufsabschluss

Fachoberschule

Fachoberschule Fachrichtung Gesundheit und Soziales, Schwerpunkt Sozialpädagogik

20

gesamt

 

20

Bereich Erziehung / Kinder- und Jugendpflege gesamt

1.064

Sonstige Bildungsgänge

Berufsausbildung

Berufsschule

Kaufmann/-frau für Büromanagement

310

Berufsqualifizierung

Berufsqualifizierung

12

gesamt

 

322

Integration in Ausbildung (Übergangsbereich)

Berufsvorbereitungsschule Teilzeit

BVS / Einstiegsqualifizierung / Ausbildungsvorbereitende Praktika

1

gesamt

 

1

Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung

Berufsfachschule teilqualifizierend

here Handelsschule

153

 

Berufliches Gymnasium, Fachrichtung Wirtschaft

86

gesamt

 

239

"Sonstige Bildungsgänge" gesamt

 

562

Gesamtergebnis

 

1.626

Quelle: Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg, Schuljahreserhebung 2020

 

 

gez. Heimath

 

 

 

 

f.d.R.

Hypko