21-2186.01

Stellungnahme zum Antrag CDU betr. Frühzeitige Vorbereitung von Veranstaltungen zum 70. Jahrestag des Aufstands vom 17. Juni 1953 im Jahr 2023

Antwort / Stellungnahme des Bezirksamtes

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
TOP
04.04.2024
Ö 4
28.09.2023
Sachverhalt


Am 17. Juni 1953 demonstrierten die Bürger in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gegen die Diktatur. Der Aufstand war damals blutig mit Waffengewalt vom Regime niedergeschlagen worden, auch mit Unterstützung sowjetischer Truppen. Es gab Tote, Verletzte und tausende Verhaftungen. Früher ein Feiertag in der Bundesrepublik, ist dieser Tag mittlerweile ein Gedenktag.

 

Im Jahr 2023 jährt sich der Aufstand des 17. Juni zum 70. Mal und fällt auf einen Samstag. Dieses Jubiläum sollte neben dem Abhalten einer Feierstunde auch als Chance genutzt werden, der jungen Bevölkerung, die den Unrechtsstaat DDR nur aus Erzählungen kennt, den Wert der Demokratie mithilfe von interessanten Veranstaltungen näherzubringen.

 

Vor dem Hintergrund des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine ist ein Aufgreifen dieses historischen Ereignisses um so wichtiger und aktueller denn je, so dass mit einer Würdigung mit besonderen Feierlichkeiten nicht bis zum 75. Jahrestag gewartet werden sollte.

Petitum/Beschluss

Die Bezirksversammlung beschließt:

Das Bezirksamt beauftragt die zuständige Stelle, zusätzlich zu der seit 2016 jährlich im zeitlichen Umfeld des 17. Juni stattfindenden Ausstellung zum Thema im Harburger Rathaus anläßlich des 70. Jahrestages des Aufstands Veranstaltungen zu planen, z. B.

1) eine öffentliche Veranstaltungsreihe für interessierte Jugendliche und junge Erwachsene rund um dieses Datum aufzusetzen, in der ehemalige DDR-Bürger (Republikflüchtlinge oder nach dem Mauerfall in Harburg sesshaft gewordene Menschen) als Zeitzeugen über ihre persönlichen Erfahrungen im Unrechtsstaat DDR berichten.

2) eine Podiumsdiskussion zum Thema "Demokratie" im Großen Saal des Harburger Rathauses zu organisieren mit Vertretern der Lokalpolitik und den Schülersprechern aller weiterführenden Schulen Harburgs.

Als Podiumsgäste der Politik sollte hierzu jede in der Bezirksversammlung Harburg vertretene demokratische Partei idealerweise einen Vertreter entsenden, der familiäre Wurzeln oder anderweitig einen besonderen Bezug zur DDR hat.

3) unter Einbeziehung der "Brücke des 17. Juni" zwischen Hamburg-Harburg und Hamburg-Wilhelmsburg, die ursprünglich "Neue Harburger Elbbrücke" hieß und erst 1964 ihren jetzigen Namen erhielt,

a) durch Verwendung eines Fotos der Brücke mit der dort ins Geländer eingearbeiteten Inschrift "17. Juni 1953" in allen Printmedien zu den Veranstaltungen in Harburg

b) durch Hervorhebung der Brückeninschrift  mit einem Leuchtband für einen gewissen Zeitraum um das Jubiläumsdatum

c) durch eine Nutzung der Brücke am 17. Juni 2023 für eine Außenveranstaltung als besonderes Ausflugsziel an diesem Tage. Willkommener Nebeneffekt wäre, dass Bürger diese 85 Jahre alte Brücke einmal in Ruhe besichtigen könnten. Denn mit ihrem genieteten Aufbau und dem markanten doppelstegigen Vollwandträger ist sie, neben der für den Straßenverkehr gesperrten letzten Portalbrücke Hamburgs, der denkmalgeschützen "Alten Harburger Elbbrücke", ein Zeitdokument früheren Brückenbaus in Harburg.

 

Hamburg, den 05.05.2022

 

Ralf-Dieter Fischer              Rainer Bliefernicht

Fraktionsvorsitzender          Uwe Schneider

 

 

 

 

 

 

 

 

Bezirksamt Harburg

Dezernat Soziales, Jugend und Gesundheit

 

Sachverhalt:

 

Die Bezirksversammlung Harburg hat mit der Drucksache 21-2186 beschlossen, dass im Jahr 2023, zusätzlich zu der Ausstellung und einer Feierstunde im Harburger Rathaus, verschiedene Veranstaltungen im zeitlichen Umfeld des 70. Jahrestages des DDR-Volksaufstandes am 17. Juni 1953 im Bezirk Harburg geplant und durchgeführt werden sollen.

 

Die Veranstaltungen sollen sich insbesondere an junge Menschen richten, um ihnen die Geschichte des Unrechtsstaates der DDR und der historischen Ereignisse vom 17. Juni 1953 interessant aufbereitet nahe zu bringen und dem Vergessen vorzubeugen.

 

Ergebnisse:

 

Zunächst hat das Bezirksamt sich mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Landeszentrale für politische Bildung zu dem Themenkomplex ausgetauscht. Zudem wurden diverse Harburger Akteur:innen, insbesondere der Stadtteilkultur, kontaktiert. Auf Basis dieser Gespräche wurde die erste grobe Planung für eine Veranstaltungsreihe entworfen.

 

Nach Vorstellung dieses Sachstands im Kulturausschuss am 2. März 2023 hat die Bezirksversammlung 15.075 Euror die Durchführung der Vorhaben zur Verfügung gestellt (Drs. 21-2705).

 

Im Zeitraum vom 14. Juni bis 14. Juli 2023 wurde eine Veranstaltungsreihe, überwiegend mit Kooperationspartner:innen aus der Stadtteilkultur, durchgeführt. Die Hauptbeteiligten waren: Alles wird schön e.V., Bücherhalle Harburg, Bücherhalle Neugraben, Geschichtswerkstatt Harburg e.V., Antikyno, Kulturhaus Süderelbe sowie die Künstlerinnen Anne Reiter und Nadine Pedde. Das Interesse an den Veranstaltungen war erfreulich groß.

 

Die Veranstaltungsreihe wurde am 14. Juni 2023, 11 Uhr im Harburger Rathaus durch die Bezirksamtsleiterin, Sophie Fredenhagen, und den Vorsitzenden der Bezirksversammlung, Jürgen Heimath, eröffnet.

 

Das Programm richtete sich insbesondere an junge Harburger:innen verschiedener Altersgruppen und Klassenstufen. Die unterschiedlichen Formate (Theater, Lesungen und Workshops) ermöglichten ihnen eine kreative und vielfältig Auseinandersetzung mit dem DDR-Volksaufstand und der DDR-Geschichte. Ausgehend vom historischen Datum 17. Juni 1953 wurde an aktuelle Themen wie Demokratie, Protest und Freiheit sowie an die heutigen Lebenswelten Jugendlicher angeknüpft, z.B. der Plakatworkshop „...against what?“ mit Anne Reiter und Nadine Pedde.

 

Die modernisierte Ausstellung „17. Juni kompakt“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur konnte vom 14. Juni bis zum 13. Juli im Harburger Rathaus sowie im Kulturhaus Süderlebe e.V. und der Bücherhalle Neugraben von den Bürger:innen besichtigt werden. Diese wurde anstelle der sehr textlastigen Ausstellung aus dem Jahr 2013 gezeigt. Das neue Format wurde speziell für die Schul- und Bildungsarbeit zur Vermittlung von Demokratiegeschichte und demokratischen Werten konzipiert. Die kurzen Texte, Illustrationen und das audiovisuelle Begleitmaterial der Ausstellung sind der Zielgruppe angemessen gestaltet. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurden die Schulen explizit eingeladen, die Ausstellung und Veranstaltungen mit ihren Schüler:innen zu besuchen.

 

Die Geschichte und Namensgebung der Brücke des 17. Juni als Gedenkort im Bezirk Harburg wurde mit einem thematischen Stadtrundgang der Geschichtswerkstatt Harburg e.V. thematisiert.

 

Von Zeitzeugenveranstaltungen haben die Expert:innen der Landeszentrale für politische Bildung sowie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur abgeraten. Geeignete Zeitzeugen seien nicht in Hamburg ansässig. Die Anreise und Organisation wären altersbedingt dementsprechend nur bedingt umsetzbar gewesen.

 

Das gesamte Programm findet sich im Flyer zur Veranstaltungsreihe (siehe Anlage).

 

Petitum:

 

Der Kulturausschuss wird gebeten, den Antrag für erledigt zu erklären.

 

Dr. Jobmann