Gemeinsamer Antrag SPD - GRÜNE betr. Zukunft der Harburger Innenstadt gestalten
Die bedauerlichen Schlagzeilen über den erneuten Insolvenzantrag der Galeria Karstadt Kaufhof-Gruppe, werfen erneut ein Schlaglicht auf die problematische Lage vieler Innenstädte in Deutschland, speziell nach der Corona-Pandemie.
Die Innenstädte – auch die Harburger Innenstadt – stehen seit vielen Jahren vor enormen Herausforderungen. Die Zunahme des Online-Handels, die erweiterten Öffnungszeiten und zuletzt die Corona-Pandemie haben in dazu geführt, dass der stationäre Einzelhandel sich immer weiter aus den Innenstädten zurückzieht und der Leerstand zunimmt. Das betrifft gerade inhabergeführte Geschäfte, die zu einem großen Teil für die Attraktivität eines Standorts sorgen. Mittlerweile hat dieser Trend aber auch die Filialgeschäfte größerer Unternehmen erreicht.
Das führt zu der Frage, welche Möglichkeiten Eigentümer, Geschäftsinhaber, Bezirksverwaltung und Bezirkspolitik haben, um die Harburger Innenstadt als Einzelhandelsstandort aber auch als attraktiven Aufenthaltsort aufzuwerten.
Mittel- bis langfristig wird die Harburger Innenstadt nur als belebtes Quartier erhalten werden können, wenn das Quartier zusätzlich zu einem attraktiven Wohnstandort entwickelt werden kann. Ein erster Schritt dahin ist mit dem Rahmenplan Harburger Innenstadt gemacht worden. Leider sind erste Projekte in diese Richtung auch wegen der Corona-Infektion verzögert angelaufen oder offenkundig zunächst auf Eis gelegt worden.
Im Hinblick auf die Aufenthaltsqualität wurde in den vergangenen 2 Jahren mit der Aufwertung des Sand und der aktuell in der Umsetzung befindlichen Umgestaltung des Herbert- und-Greta-Wehner-Platzes einige Vorarbeit geleistet. Sobald die beschlossene optische Aufwertung der Seeve-Passage erfolgt ist, stellt sich allerdings noch die Frage, ob und wie die Qualität der Lüneburger Straße verbessert werden kann.
Harburg Marketing ist mit etlichen Aktionen daran beteiligt, mehr Menschen das Einkaufen und den Aufenthalt in der Harburger Innenstadt nahezubringen. Auf diese Tätigkeiten - seien es Veranstaltungen oder thematische Aktionstage vor allem zu verkaufsoffenen Sonntagen oder Werbeaktionen - sind ein bereits vorhandenes Element.
Aber angesichts der Entwicklung sind weitere Ideen nötig, um eine Trendwende für Harburg zu ermöglichen, vor allem, wenn die Harburger Karstadt-Filiale tatsächlich gefährdet sein sollte.
Viele Städte setzen auf mehr Sitzbänke, mehr Grün oder Trinkwasserbrunnen, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Andere versuchen mit Fitnessgeräten oder open-air-Verkaufsangeboten andere Nutzer in die Innenstädte zu locken.
Auch die Verknüpfung des lokalen Einzelhandels und Gewerbes sowie des regionalen Stadtmarketings über eine Verbindung mit digitalen Formaten wird in etlichen nicht nur deutschen Städten erprobt, um den potenziellen Kunden einen Überblick über das Angebot zu geben.
Die Harburger Innenstadt braucht zusätzlich zu den bereits begonnen Maßnahmen weitere Ideen und Konzepte für die Attraktivität als Einzelhandelsstandort und die Steigerung der Aufenthaltsqualität.
Zudem gibt es Presseberichten zufolge für etliche Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof zwischenzeitlich Übernahmeverhandlungen. Ob dies auch die Harburger Filiale einschließt, ließ sich dem nicht entnehmen.
1. Die Bezirksverwaltung wird gebeten, gemeinsam mit Harburg Marketing, dem Quartiersmanagement der steg Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg GmbH, ein Diskussionsforum z.B. in Form eines Runden Tisches oder einer Stadtteilwerkstatt durchzuführen, in dem mit Eigentümer.innen, Geschäftsinhaber:innen sowie interessierten Anwohner:innen und Vertreter:innen der in der Bezirksversammlung vertretenen Fraktionen weitere Ideen zur Attraktivitätssteigerung und zur Sicherung und Fortentwicklung des Einzelhandelsstandort entwickelt werden können.
2. Die Bezirksverwaltung wird gebeten, nach der Erörterung mit Harburg Marketing und mit der steg die Ideen für das Diskussionsforum im Stadtentwicklungsausschuss vorzustellen.
3. Die Bezirksverwaltung wird gebeten, im Stadtentwicklungsausschuss anhand der Rahmenplanung vorzustellen, in welchen Bereichen der Harburger Innenstadt sie die nächsten Möglichkeiten für den Bau von Wohnungen sieht und ob hierfür die Überplanung vorhandenen Planrechts erforderlich ist.
4. Die Bezirksverwaltung wird gebeten, in engem Kontakt mit der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH und dem Insolvenzverwalter die Möglichkeiten eines Weiterbetriebs der Karstadt-Filiale in Harburg unter eigener Regie oder nach einer Übernahme zu erörtern und im Stadtentwicklungsausschuss hierüber zu berichten.