21-1039

Gemeinsamer Antrag SPD - GRÜNE betr. Herbert-und-Greta-Wehner-Platz

Gemeinsamer Antrag

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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26.01.2021
Sachverhalt


 

„Greta Wehner kam am 31. Oktober 1924 in Harxbüttel bei Braunschweig als ältestes von zwei Kindern des Schiffszimmermanns und Bootsbauers Carl Burmester und der Gärtnerin Charlotte Burmester, geborene Clausen, zur Welt. Beide Eltern betätigten sich aktiv im Widerstand gegen die Nazis. Der Vater kam 1934 in der Gestapo-Haft in Hamburg ums Leben, die Mutter kam ebenfalls ins Gefängnis. Als ihr 1937 eine erneute Verhaftung drohte, floh sie mit ihren Kindern über Dänemark nach Schweden. Dort lernte Lotte Burmester 1944 den bedeutenden Politiker Herbert Wehner (Dresden 1906 – 1990 Bonn) kennen, mit dem sie nach Kriegsende 1946 nach Hamburg zurückkehren konnte.

Unterdessen arbeitete Greta Burmester in Schweden als Kinderkrankenschwester. Nach kurzer Tätigkeit in diesem Beruf konnte sie 1947 nach Hamburg übersiedeln. Sie machte eine Ausbildung zur Sozialfürsorgerin und war als solche beruflich tätig bei der Arbeiterwohlfahrt in Moers sowie beim Landkreis Offenbach am Main. Ebenfalls 1947 trat Greta Burmester der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bei, in der sie stets aktiv war, ohne besonders hervorgehobene Ämter zu bekleiden.

Als ihre Mutter im Sommer 1953 als Spätfolge ihrer NS-Haft schwer chronisch erkrankte, bat der Bundestagsabgeordnete Herbert Wehner Greta Burmester, ihren Beruf aufzugeben und ihm und seiner Frau in Bonn zur Seite zu stehen. Ihre Entscheidung, diesem Hilferuf zu folgen, hatte tiefgreifende Folgen. Greta Burmester wirkte nun keineswegs nur im Haushalt mit. Sie machte den Führerschein und wurde Herbert Wehners Fahrerin. Sie führte seinen Terminkalender und organisierte die politischen Abläufe. Sie begleitete ihn auf Reisen und zu anderen politischen Terminen. Als sich 1966 ein schwerer Diabetes bei Herbert Wehner bemerkbar machte, übernahm Greta Burmester seine gesundheitliche Betreuung. In den 1970er Jahren, bei Wehners Bemühen um Familienzusammenführung und Häftlingsfreikäufe im geteilten Deutschland pflegte Greta Burmester den Kontakt zu den Betroffenen und sorgte im Hintergrund für reibungslose Abläufe. Greta Burmester war Herbert Wehners wichtigste Mitarbeiterin – ohne sie hätte er die letzten dreißig Jahre seines politischen Lebenswerks nicht meistern können.

Lotte Wehner, Gretas Mutter, starb 1979. Nachdem er aus dem Bundestag ausgeschieden war, heirateten Herbert Wehner und Greta Burmester am 16. Mai 1983 in Bonn. Für beide war dies die Bestätigung eines langen gemeinsamen Weges, und für Herbert Wehner erwies sich diese Ehe als lebensnotwendig. Denn er erkrankte bald an einer durch den Diabetes entstandenen Demenz, und die letzten Jahre bis zu Wehners Tod in Bonn am 19. Januar 1990 waren Jahre der aufopferungsvollen und umsichtigen Pflege durch seine Frau.

Mit dem Tod ihres Mannes begann ein neuer Lebensabschnitt für Greta Wehner. Sie engagierte sich in der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft, hielt Vorträge zum Thema Pflege von Menschen mit Demenz. Sie kam immer öfter in den neu hinzugekommenen Osten Deutschlands, unter anderem nach Brandenburg und Sachsen, wo sie den dortigen Sozialdemokraten Mut machte und wo sie Verbundenheit zu den Menschen dort spürte. Der Gedanke, „etwas von Herbert in seine Heimat zurückzubringen“, führte zu einer weiteren tiefgreifenden Entscheidung. Greta Wehner beteiligte sich an der Gründung des Herbert-Wehner-Bildungswerks in Dresden und wurde die Ehrenvorsitzende von dessen Förderverein. Sie selbst zog im Juni 1996 von Bonn nach Dresden um. Die Wohnung im Stadtteil Leubnitz-Neuostra enthält die gesamte Einrichtung sowie die Buch- und Archivbestände der Wehner‘schen Reihenhauswohnung in Bonn.

Im Jahre 2003 gründete Greta Wehner die Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung. Dabei ging es ihr darum, ihr Unterstützungswerk für die politische Bildung in Wehners Heimatland Sachsen nachhaltig zu machen und seinen Fortbestand weiter zu sichern. (…) Als Stifterin unterstützte Greta Wehner die von Christoph Meyer verfasste Biographie „Herbert Wehner“ (dtv-Verlag, 2006) und konzentrierte ihre Spenden fortan auf den Erhalt und den Ausbau von Archiv und Bibliothek der Stiftung. 2010 verlieh der Bundespräsident ihr das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.“ (Prof. Dr. Christoph Meyer; Vorsitzender der Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung; http://www.hgwst.de/zum-tode-von-greta-wehner/ abgerufen 03.11.2020)

Petitum/Beschluss


 

Der Vorsitzende der Bezirksversammlung Harburg wird gebeten sich bei den zuständigen Stellen dafür einzusetzen, dass der Herbert-Wehner-Platz in Harburg in Herbert-und-Greta-Wehner-Platz umbenannt wird, um damit die herausragenden Leistungen Greta Wehners zu würdigen. Ohne diese wäre das politische Wirken Herbert Wehners nicht in gleichem Maße möglich gewesen.