21-1819

Gem. Antrag der GRÜNE- und SPD-Fraktion betr. : Kinder und Jugendliche in der Pandemie - Förderung von Gesundheit, psychosozialer Entwicklung sowie Gewaltprävention in Schulen

Gemeinsamer Antrag

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
TOP
02.03.2022
Ö 2
09.11.2021
Sachverhalt

Schulen sind - wie Kitas und Einrichtungen der Jugendhilfe auch - besonders darin gefordert, Kinder und Jugendliche in der CoVid19-Pandemie ganzheitlich zu fördern, zu stärken und zu unterstützen. Auf Schulen lastet dabei ein Großteil unserer gemeinsamen gesellschaftlichen Verantwortung, die junge Generation möglichst gesund und wohlbehütet durch diese, für viele belastende Zeit zu begleiten und in ihrer Entwicklung zu fördern. Dabei geht es sowohl um die Lern- als auch die Persönlichkeitsentwicklung und nicht zuletzt die Gesundheit – körperlich wie psychisch.

Neben dem Schutz vor einer CoVid19-Infektion zielte das Handeln und die Förderprogramme der Schulbehörde seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 vor allem auf die entstandenen Lernrückstände in den Kernfächern ab.

Wichtig ist es jedoch, die Kinder und Jugendliche nicht nur in ihrer Rolle als Lerner*innen zu betrachten, sondern sie als Menschen und junge Persönlichkeiten umfassend zu unterstützen, die durch die Pandemie teilweise stark geprägt wurden.

Wissenschaftliche Studien wie Praktiker*innen aus Schule und der Jugendhilfe berichten übereinstimmend von zahlreichen belastenden Faktoren, die seit der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts sich bei einigen Schüler*innen im schulischen Alltag ausdrücken. Hierzu zählen unter anderem:

        Psychische Auffälligkeiten haben zugenommen und sind laut der Copsy-Studie bei fast jedem dritten Kind zu beobachten. Im Schulalltag drückt sich das unter anderem aus in Kontrollverlust, geringer Frustrationstoleranz und Ersatzhandlungen, kurz: auch wegen Kleinigkeiten kommt es gehäuft zu Streit, Rangeleien und Gewaltvorfällen.

        Psychische Erkrankungen haben zugenommen; so hat sich laut Copsy das Risiko einer Depression bei Kindern und Jugendlichen verdoppelt.

        Die soziale Entwicklung ist oft verzögert, etwa weil Kinder und Jugendliche lange keinen bzw. nur einen eingeschränkten Kontakt zu Gleichaltrigen hatten.

        Vielfach ist eine Gewichtszunahme zu beobachten; unter anderem ist neben dem Bewegungsmangel bei vielen Schüler*innen die Schulverpflegung als zentraler Baustein gesunder Ernährung über Monate weggefallen.

        Der teilweise monatelange Bewegungsmangel führt zu einer Verzögerung der psychomotorischen Entwicklung.

        Die Quarantäne in teilweise beengten Wohnverhältnissen und Zukunftsängste führten zur Zunahme häuslicher Gewalt im Lockdown.

        Über Monate haben sich Ängste, Sorgen und Nöte (um Angehörige) bei Schüler*innen aufgestaut und bestimmen das Handeln in der Schule.

        Das Selbstvertrauen leidet, wenn schulische Lernrückstände offensichtlich werden und keine Gelegenheit geschaffen wird, anderweitige Erfahrungen zur Selbstwirksamkeit zu sammeln.

Viele Pädagog*innen und vielen Schulen begegnen diesen Herausforderungen durch gute Konzepte und hohes persönliches Engagement.

Wichtig ist jedoch, dass die BSB neben dem Fokus auf die Lernentwicklung auch die schulische Arbeit, die sich auf die Gesundheit und das Kinderwohl bezieht, mit gleicher Priorität durch Programme, Mindeststandards und zusätzliche Ressourcen zentral unterstützt.

 

Petitum/Beschluss

Der Vorsitzende der Bezirksversammlung und die Bezirksverwaltung werden gebeten, Vertreter*innen der Schulbehörde in den Jugendhilfeausschuss einzuladen, damit diese über die behördliche Unterstützung, zentrale Programme und zusätzliche Ressourcen zur Förderung der kindlichen Gesundheit und Entwicklung durch Schulen berichten. Zu der Sitzung sollen außerdem die Mitglieder des Ausschusses für Bildung und Sport eingeladen werden. Hierbei soll es unter anderem um folgende Themenfelder gehen:

        Unterrichtsschwerpunkte mit dem Ziel, die Pandemie-Erfahrungen zu verarbeiten und zu bewältigen sowie Erfahrungen von Erfolg und Selbstwirksamkeit zu machen

        (Zeitweise) Reduzierung des Leistungsdrucks zu Gunsten der Persönlichkeitsentwicklung

        Aufholen entstandener Defizite im sozialen Lernen und Förderung des gewaltfreien Umgangs mit Konflikten

        Gesunde Ernährung

        Vermehrte Bewegungsangebote und Förderung der psychomotorischen Entwicklung

        Beratung bei psychosozialen Problemen und Depression von Schüler*innen

        Prävention und Resilienz bei häuslicher Gewalt und Gewalt in Schule

        Stärkung der Schulsozialarbeit und Möglichkeiten zur Einstellung von Schulkrankenschwestern