21-1106.01

Antwort Anfrage gem. §27 BezVG der GRÜNE-Fraktion betr. Schule, Corona und Digitalisierung

Antwort/Stellungnahme gem. § 27 BezVG

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Gremium
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11.05.2021
Sachverhalt

Die Pandemie hat schonungslos aufgezeigt, dass die digitale Infrastruktur im deutschen Schulwesen unzureichend ist und Konzepte für den Online-Unterricht fehlen. Zudem herrscht ein Mangel an der technischen Ausstattung, etwa fehlt es an funktionsfähigen Geräten und an digitalem Lernmaterial. Lehrkräfte sind wenig geschult im Umgang mit digitalem Lehren und Lernen. Und ein weiteres Problem: Es gibt keine einheitlichen Regeln für den Datenschutz (Quelle: Deutschlandfunk).

Corona macht auch deutlich: Das Bildungssystem ist gespalten. Während der einen Schule der Fernunterricht über das Internet gelingt, scheitert die andere daran. Homeschooling funktioniert vor allem in jenen Schulen, die bereits vor Corona digital unterrichtet haben, wo Schüler*innen Tablets besitzen, zu Hause unterstützt werden und über eine Breitbandverbindung verfügen. Schüler*innen müssen hoffen, dass Lehrer*innen mit der Technik umgehen können und das Lehrkonzept auf die jeweiligen Voraussetzungen abgestimmt wird. Deutschland hinkt bei der digitalen Bildung hinterher. Wir brauchen aber kluge Köpfe, die mit Laptops und Tablets umgehen können. Denn Digitalisierung und künstliche Intelligenz verändern unser ganzes Leben. Nichts weniger als die vierte industrielle Revolution ist in Gang. Maschinen werden Arbeitsplätze ersetzen und neue Jobs werden entstehen – besonders in der Datenanalyse und in der Softwareentwicklung. Die Digitalisierung gehört deshalb in die Schule(n).

Digitale Bildung soll außerdem einen kritischen Umgang mit digitalen Medien vermitteln. Denn es sind wir Menschen, die alles Digitale erschaffen. Jede Software, jeder Algorithmus kann durch persönliche Motive der Programmierenden beeinflusst sein. Daher ist notwendig zu lernen, Dinge zu hinterfragen. Es geht um weit mehr als WhatsApp-Nachrichten und Youtube-Videos.

Es ist wichtig, dass die Schulen mit Laptops, Tablets und schnellem WLAN ausstatten, damit Informatik- und Digitalunterricht tatsächlich stattfinden kann. Hier ist Tempo gefragt, denn unsere Schüler*innen liegen bei den digitalen Kompetenzen im internationalen Vergleich zurück. Wir GRÜNE unterstützen deshalb die schnelle Umsetzung des Digitalpakts.

Es dient der Gesundheitsvorsorge, wenn sich Smartphones in der Schule im Flugmodus ins WLAN einwählen würden. Bei WLAN sind bei der Einhaltung der empfohlenen Höchstwerte nach derzeitiger Kenntnis keine gesundheitlich nachteiligen Wirkungen nachgewiesen. Wenn die Router im Flur stehen, wo sich Personen nicht ständig aufhalten, können unnötige Strahlen vermieden werden. Es sollte technisch aber möglich sein, private Smartphones oder Laptops in den Unterricht einzubeziehen. „Bring your own device“ (bring dein eigenes Gerät mit) wird zum Beispiel in Dänemark erfolgreich praktiziert. Wir GRÜNE sind davon überzeugt, dass digitale Medien den Unterricht bereichern werden. Dann heißt es künftig: Lernen mit Kopf, Herz, Hand und Tablet.

Die Digitalisierung hat mindestens drei Ebenen:

A. Technik und Ausstattung

B. Personal, pädagogische Konzepte und Know How,

C. Rechtliches

Die Ebene A - Hier muss man feststellen, dass selbst Neubauten und Grundsanierungen nicht zuverlässig mit WLAN ausgestattet werden. Das muss in Hamburg Standard werden.

Die Ebene B - wird gern vergessen, auch wenn sie die Entscheidende ist. Es reicht eben nicht, einer Schule 400 iPads in den Flur zu stellen, ohne im Schulbüro oder dem Schulleiter Bescheid zu sagen.

Die Ebene C - Rechtliches ist nicht zu vernachlässigen. Da spielt bestimmt der Personalrat mit. Live-Übertragungen nach Hause werden also nur da funktionieren, wo es schon jetzt WLAN und PC in der Schule und in den Elternhäusern gibt.

 

 

Auf diesem Hintergrund bitten wir die Behörde für Schule und Berufsbildung um die Beantwortung folgender Fragen:

 

1.      Wie und vor allem bis wann soll eine fehlende Ausstattung ergänzt werden?

 

2.      Wo werden vorhandene Router  räumlich untergebracht?

 

3.     Wieviel Prozent der Schüler*innen in Harburg besitzen digitale Endgeräte in der Wohnung, die auch während der Schulzeit genutzt werden können?

 

4.     Wie soll die digitale Kommunikation gewährleistet werden, wenn keine eigenen Endgeräte vorhanden sind?

 

5.     Wie soll sichergestellt sein, dass die Schüler*innen mit vorhandenen Endgeräten ins Internet gelangen können, falls kein privates Internet vorhanden ist?

 

6.     Wer steht in den Schulen zur Verfügung um Geräte einzurichten, zu warten und Fehler zeitnah zu beheben?

 

7.     Sollen geschulte Lehrkräfte mit Administratorenrechten vor Ort mit ausreichend Zeit, sich um das digitale Netzwerk kümmern? Wenn ja: welche Fortbildungsangebote und Entlastungen gibt es für diese Arbeit?

 

8.     Wie viele Lehrkräfte in den Harburger Schulen haben eine Dienst-Emailadresse?

 

9.  Wie viele Lehrerfortbildungen finden bereits digital statt, ohne dass dafür ein physisches Treffen notwendig ist?

 

10.  Wie sieht die Langzeitplanung zum digitalen Unterricht aus? Soll langfristig auch „klassischer“ Unterricht per Videoübertragung Schüler*innen vor heimischen Geräten erteilt werden? Mit welchen Programmen soll dies erfolgen? Gibt es hier rechtliche Probleme?

 

11.  Soll „Digitalisierung / Medienpädagogik“ ein Schulfach werden oder stärker in den anderen Unterricht einbezogen werden?

 

12.  Einige Schulvertreter*innen melden zurück, das sie vom Landesinstitut für Lehrerbildung Unterstützungsmaterial im Rahmen des Distanzunterrichtes z.B. in Form von Videofilmen zu Basisthemen der Bildungspläne benötigen. Kann das Landesinstitut diese Unterstützung leisten? Gibt es hierzu bereits konkrete Modelle?

 

13.   Gibt es Kontakte zu anderen Institutionen, die beauftragt werden können zeitnah Konzepte und Produkte für den digitalen Distanzunterricht zu   entwickeln? Wenn ja: Welche Institutionen sind das und wie lange wird es dauern, bis brauchbares Material vorliegt?

 

14.  Welche Schulen in Harburg haben ein gelungenes Unterrichtskonzept im Rahmen von Corona entwickelt? Wie sieht dieses gelungene Konzept aus? Und wie kann es verbreitet werden?

 

16.  Welche gelungenen Unterrichts-Konzepte im Rahmen von Corona gibt es im Ausland, z.B. Dänemark? Wie sind diese gestaltet und wie können diese verbreitet werden?