20-0349

Antrag Grüne betr. Mehr Natur wagen - auch in Parks und Grünanlagen!

Antrag

Sachverhalt

Für viele Menschen sind die Parks und Grünanlagen von großer Bedeutung. Sie dienen nicht nur vielen Tieren und Pflanzen als (Ersatz-)Lebensraum, sondern dämpfen auch Verkehrslärm und sorgen für sauberere Luft und ein besseres Kleinklima.

Ausreichend Grünbereiche sind aber auch ein wichtiger Faktor für die Erholung aller Menschen. Gleichzeitig haben sie eine Bedeutung als ökologische Lern- und Erfahrungsräume. Besonders das Heranführen von Kindern an die Natur ist hier eine wichtige Funktion des öffentlichen Grüns. Nur was man kennt und erlebt kann man schätzen und schützen.  Viele  Kinder im Bezirk werden keinen Zugang zu naturnahen Bereichen oder privaten Gärten haben, sondern sind auf Parks angewiesen, um Pflanzen und Tieren begegnen und den Umgang mit ihnen lernen zu können.

Grünanlagen müssen regelmäßig unterhalten und gepflegt werden, um ihre vielfältigen Funktionen weiterhin zu erfüllen: Die Gartenanlagen müssen gärtnerisch gepflegt, Wege ausgebessert, der Müll beseitigt und Spielgeräte instand gehalten werden. Dabei bleiben oft nur wenige Kapazitäten dafür übrig, auch die ökologischen Funktionen des Grüns zu erhalten und auszubauen.

Der Naturschutzwert der Parks und Grünanlagen ist leider oft nicht besonders hoch und könnte durch eine angepasste Pflege deutlich gesteigert werden. Dazu diente zum Beispiel, wenn geeignete Teilbereiche seltener gemäht werden. Dadurch können auch mehr wildlebende Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum mitten in der Stadt finden. Gleichzeitig könnten Parks und Grünanlagen verstärkt eine Funktion als Trittstein innerhalb des Biotopnetzes der Stadt wahrnehmen. Durch eine größere Vielfalt in den Parks steigt auch deren Wert für die Naturerfahrung und die Erholung.

Eine naturnahe Pflege ist allerdings nicht unbedingt kostengünstiger als das „Standardprogramm“. Zum Beispiel muss bei einer Fläche, die nur ein oder zwei Mal im Jahr gemäht wird, das Mahdgut zusätzlich abtransportiert und entsorgt werden, was bei einer wöchentlichen Mahd nicht erforderlich ist. Auch können andere Maschinen notwendig sein, die der Bezirk derzeit vielleicht nicht vorhält.

Dennoch sollte geprüft werden, wo in Grünflächen mehr Natur – im Einzelfall vielleicht sogar unter Einsparung von Pflegemitteln – zugelassen werden kann. Künftig sollten Sachmittel für die Unterhaltung von Grünanlagen auch explizit für eine naturnähere Ausgestaltung der Maßnahmen verwendet werden. Die angekündigte Erhöhung der Rahmenzuweisung für 2015/2016 schafft hier Spielräume

 

Petitum/Beschluss

Die Bezirksversammlung möge beschließen:

  1. Die Bezirksversammlung Harburg ist sich der hohen Bedeutung der städtischen Grünflächen für Erholung, Umweltbildung und Naturhaushalt bewusst und strebt an, in diesen die biologische Vielfalt zu fördern.
  2. Durch das Bezirksamt sollen unter Einbeziehung von Umweltverbänden Flächen innerhalb des Grünbestandes (Parks, Grünanlagen, Gewässerränder (sofern in Verwaltung des Bezirks), ggf. Straßenbegleitgrün) identifiziert werden, die für eine naturnähere Pflege geeignet sind. Ein besonderer Fokus soll dabei u.a.  auf folgenden Aspekten liegen:
  • Herausnahme von geeigneten Rasen aus der regelmäßigen Mahd, stattdessen Reduzierung auf 1- bis 3-malige Mahd pro Jahr mit Abtransport des Mahdgutes von eutrophierten Standorten
  • Zulassen von halbruderalen Gras- und Staudensäumen
  • Nachsaat von heimischem Saatgut bei artenarmen Wiesen oder Heusaat nach Grubberung
  • Verzicht auf Laubentfernung abseits von Wegen und Rasenflächen
  • Schaffung ungestörter Teilbereiche, ggf. mit Schutz vor freilaufenden Hunden
  • Erhalt von Altholzbeständen
  • Belassen von stehendem Totholz in den bezirklichen Naturschutzgebieten und - soweit möglich - auch in dafür geeigneten Teilbereichen von Parkanlagen. Hierbei sollte auch das bei Baumpflegearbeiten anfallende Material genutzt werden
  • Sicherung von Biotopbäumen
  • Auflichtung kleinerer Bereiche in Parkwäldern
  • Zulassen und ggf. Pflanzung von Gebüschzonen unter Bäumen
  • Schaffung strukturreicher Waldränder mit Sträuchern und Kräutern
  1. Ebenfalls in Zusammenarbeit mit den Umweltverbänden soll geprüft werden, wo es besondere Bedarfe für Nisthilfen für Vögel und Insekten oder Fledermauskästen gibt.
  2. Bestandteil aller Prüfungen soll auch  eine Schätzung der Kosten dieser Maßnahmen und ein Vergleich mit den Kosten der herkömmlichen Grünpflege sein.
  3. Dem Ausschuss für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz werden die Ergebnisse aus den Prüfungen gemäß Punkt 2 bis 4 zur Beratung und Entscheidung über Prioritäten vorgelegt. Die beteiligten Verbände werden dazu eingeladen.

 

Harburg, 08.01.2015

Antrag des Abgeordneten Jürgen Marek und GRÜNE-Fraktion in Übernahme mit leichten Änderungen eines Antrages der GRÜNEN- und SPD-Fraktion in der BV Hamburg-Nord vom 8.12.2014

 

Britta Herrmann

GRÜNE-Fraktionsvorsitzende,

 

 

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