Antrag DIE LINKE betr.: Harburg für alle! - Kritische Auseinandersetzung mit NS-belasteten Straßennamen im Bezirk Harburg
Die Behörde für Kultur und Medien hat im September 2020 eine Kommission aus acht Expertinnen und Experten für erinnerungspolitische Fragestellungen berufen, die Entscheidungskriterien für den Umgang mit NS-belasteten Straßennamen in Hamburg entwickeln und Empfehlungen zu möglichen Umbenennungen aussprechen sollte. Die Kommission hat seitdem zehn Mal getagt und jetzt einen Abschlussbericht vorgelegt. Darin werden zwei Straßen im Bezirk Harburg benannt: der Albert-Schäfer-Weg in Eißendorf sowie die Walter-Flex-Straße in Wilstorf.
Zum Albert-Schäfer-Weg gibt die Kommission die Einschätzung:
„Schäfer war als Vorstandsvorsitzender verantwortlich für den Zwangsarbeitereinsatz bei den Phoenix-Werken. Mit den Zweigwerken in Riga und Prag, in denen jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt wurden, beteiligte sich das Unternehmen aktiv an der nationalsozialistischen Ausbeutungspolitik in den besetzen Gebieten in Osteuropa. Schäfer betrieb die „Arisierung“ der gemeinsam mit seinem jüdischen Geschäftspartner Max Goldschmidt gegründeten Firma Metallgummi GmbH und leistete nach 1945 erst Wiedergutmachung, als Goldschmidt diese erstritt.“
Zur Walter-Flex-Straße gibt die Kommission die Einschätzung:
„Walter Flex war ein völkisch nationalistischer Schriftsteller, dessen Werke von den Nationalsozialisten in den Schulen stark rezipiert wurden. Die Walter-Flex-Straße in Wilstorf entstand durch Umbenennung der Käte-Kollwitz-Straße [sic!], die im Oktober 1932 zunächst nach der Malerin und Pazifistin Käthe Kollwitz benannt worden war. Die Walter-Flex-Straße in Bergedorf wurde bereits 1949 umbenannt in Ernst-Henning-Straße. In anderen Städten wurden ebenfalls Straßen, die nach Walter Flex benannt waren, umbenannt. Bei einer Rückbenennung in Käthe-Kollwitz-Straße ist eine Verwechselungsgefahr mit dem 1971 benannten Kollwitzring in Mümmelmannsberg nicht gegeben“
Da die Umbenennung von Straßen nur ein Teil der inhaltlichen Auseinandersetzung darstellt, empfiehlt die Kommission u.a. die Beteiligung oder Einbindung von lokalen Geschichtswerkstätten oder Stadtteilarchiven.
Die Bezirksversammlung möge beschließen, Vertreter*innen der Geschichtswerkstatt Harburg bzw. des Stadtmuseums Harburgs hierzu anzufragen und in den Kulturausschuss einzuladen, um das Thema aufzugreifen und Prozesse und Möglichkeiten der inhaltlichen Auseinandersetzung u.a. mit Schulen und Anwohnenden zu sondieren.