21-2277

Antrag der GRÜNE-Fraktion betr. Schutz vor Sturmfluten und Binnenhochwasser in Cranz/Neuenfelde/Francop für den nächsten Winter ertüchtigen

Antrag

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
TOP
28.06.2022
Sachverhalt

Der Winter 2021/2022 war aus Sicht des Hochwasserschutzes eine Herausforderung mit vielen Sturmfluten, mehrere davon schwere Sturmfluten (https://www.bsh.de/DE/THEMEN/Wasserstand_und_Gezeiten/Sturmfluten/sturmfluten_node.html). Alleine im Februar 2022 kam es mit insgesamt elf Sturmfluten, davon eine schwere Sturmflut, zu einer außergewöhnlichen Häufung. Zudem war der Februar äußerst regenintensiv – die Regenmengen lagen um 279% über dem langjährigen Durchschnitt.

Durch die ergiebigen Regenfälle waren die Deiche stark aufgeweicht und damit in ihrer Sicherheit beeinträchtigt.

Hinzu kam, dass durch die aufgeweichten Böden und die Stürme viele Bäume im Auwald außerhalb des Hauptdeiches umgestürzt sind. Die entwurzelten Bäume sind eine große Gefahr für die Deichsicherheit, da sie durch die Sturmfluten aus dem Wald geschwemmt und die Deichhaut empfindlich beschädigen können. Dies gilt insbesondere, wenn die Deiche ohnehin schon aufgeweicht sind.

In der Nacht der schweren Sturmflut vom 19. auf den 20. Februar 2022 kam es zudem zu einer kritischen Situation am Estesperrwerk, bei der die Tore erst sehr knapp vor dem Schließwasserstand geschlossen worden sind. Das Estesperrwerk ist von montags bis freitags von 6:00 bis 22:00 Uhr und am Wochenende von 6:00 bis 18:00 Uhr besetzt. Bei Sturmfluten erfolgt eine Einsatzplanung, die mittels Prognosen festlegt, wann die Bediener*in wieder vor Ort sein muss, um das Tor rechtzeitig zu schließen. Da die schwere Sturmflut am 19. Februar 2022 deutlich schneller aufgelaufen ist als prognostiziert, es offenbar jedoch keine Überprüfung und erneute Kontaktierung der diensthabenden Bedien-Person gegeben hat, wurde das Tor erst buchstäblich in letzter Sekunde geschlossen.

Eine weitere Problematik im Gebiet ist die sich ausbreitende Nutriapopulation. Es sind zwar noch keine Schäden im Hauptdeich gesichtet worden. Die Nutriapopulation steigt allerdings und es ist letztlich nur eine Frage der Zeit, bis diese auch den Hauptdeich befallen und die Sicherheit beeinträchtigen.

Zum Thema Binnenhochwasserschutz hat die Bezirksversammlung zwei Anträge beschlossen (21-1999 und 21-2000). Auch die Bürgerschaft hat einen Antrag dazu beschlossen (22/7240). Unter anderem soll endlich ein Schöpfwerk am Storchennest gebaut werden, das die Entwässerung der Alten Süderelbe auch bei Sperrfluten ermöglicht. Dieser Bau wurde von der BUKEA bereits in Aussicht gestellt. Die Situation im Februar 2022 in Bergedorf hat aber gezeigt, dass es ohne Schöpfwerk sehr schnell eng werden kann, und dass an der Alten Süderelbe eine Zwischenlösung gebraucht wird. Diese Problematik besteht ebenfalls an der Este. In Bergedorf konnte das Überlaufen der Deiche letztlich verhindert werden, auch wegen des Einsatzes großer Pumpen bei Sperrflut. Diese Spezialpumpen mussten allerdings aus Bremen ausgeliehen werden, da Hamburg Pumpen dieser Dimension offensichtlich nicht vorrätig hat.

Es sind nun über den Sommer einige Monate Zeit, um sich gut auf die nächste Sturmflutsaison vorzubereiten. Das sollten wir auch tun.

 

 

Petitum/Beschluss


 

Die Bezirksversammlung fordert die zuständige Behörde auf, folgende Maßnahmen rasch umzusetzen:

        Der Auwald außerhalb des Hauptdeiches vor Cranz und Neuenfelde ist FFH-Gebiet und unterliegt damit einem besonderen Schutz. Durch die ungünstigen Konstellationen von starkem Regen und Sturm sind in der letzten Sturmflutsaison sehr viele Bäume umgestürzt. Die, die durch die Sturmfluten schon aus dem Wald geschwemmt wurden, wurden schon weggeräumt. Um die Gefahr für die nächste Saison ebenfalls zu bannen, möge die Verwaltung bei BUKEA und HPA darauf hinwirken, dass in den nächsten Wochen auch die heute noch im Wald liegenden umgestürzten Bäume entfernt werden.

        Die zuständige Behörde soll die Einsatzzeiten der Bedien-Person des Estesperrwerkes so anzupassen, dass das Sperrwerk bei Sturmfluten und besonders bei schweren Sturmfluten durchgängig besetzt ist.

        Die zuständige Behörde soll die Nutriapopulation zusammen mit den vor Ort zuständigen Förster*innen entschlossen in einem vertretbaren Rahmen halten. Dafür soll ein Konzept erarbeitet werden und die Finanzierung (z. B. Fangprämien) zur Umsetzung sichergestellt werden.

        Die Verwaltung soll prüfen, welche Art Pumpen bei Feuerwehr und Katastrophenschutz vorrätig sind, und – falls nötig – zusätzlich derartige Pumpen anschaffen, um die Alte Süderelbe bei sehr starken Regenfällen und gleichzeitigen Sperrfluten sicher bei einem Wasserstand bei ca. + 0,3 ü NHN zu halten.

Die BUKEA und die Bezirksverwaltung werden gebeten, zeitnah über die Ergebnisse im KUV zu berichten, spätestens im dritten Quartal 2022.