Protokoll
Sitzung des Jugendhilfeausschusses vom 14.05.2025

Ö 1

Bestätigung der Tagesordnung

Die Tagesordnung wird einstimmig bestätigt.

Abstimmungsergebnis:

Einstimmig beschlossen

 

Für-Stimmen

:

Gegenstimmen

:

Stimmenthaltungen

:

 

 

Ö 2

Personalien

Es liegen keine Personalien vor, die einer Vorstellung bedürfen.

Ö 3

Feststellung der Befangenheit von Ausschussmitgliedern gem. § 6, Abs. 5 BezVG

Es liegen keine Befangenheiten vor.

Ö 4

Öffentliche Bürgerfragestunde

Es liegen keine Bürgeranfragen vor.

Ö 5

Genehmigung der Niederschrift

Der Ausschuss beschließt, die Genehmigung der Niederschrift der Sitzung vom 16.04.2025 auf die nächste Sitzung zu vertagen, da die Niederschrift überarbeitet werden muss.

Ö 6

Tagesordnungspunkte: Gäste-, Referenten- und Bürgerbeteiligung

Ö 6.1

Einrichtungen / Träger im Bezirk Hamburg-Nord stellen sich vor

Ö 6.1.1

Vorstellung des schulärztlichen Dienstes

Herr Dr. Bauer stellt mittels einer Präsentation (siehe Anlage zur Sitzung im Rats-Informationssystem ALLRIS) den schulärztlichen Dienst vor. Er beschreibt Struktur, Auftrag und Leistungen seines unterstellten Bereichs und geht auf Ergebnisse von Vorsorgeuntersuchungen, Auffälligkeiten, Tendenzen und Herausforderungen ein.

 

Frau Riesle fragt, ob es nach der Schuleingangsuntersuchung noch einmal Regeltermine gibt? Herr Dr. Bauer antwortet, dass es zwar anlassbezogene, aber keine regulären Reihenuntersuchungen mehr gibt.

 

Herr Hafkemeyer fragt, wo und wie es Ansprechpartner bei psychischen oder psychologischen Problemen von Kindern gibt? Herr Dr. Bauer antwortet, dass in einem frühen Ansatz die Kindertagesstätten unterstützen, bspw. mit Sozialkompetenztraining. Auch mit dem jugendpsychiatrischen Dienst und mit Kinderärzten wird eng zusammengearbeitet, sodass den Eltern eine Empfehlung ausgesprochen werden kann. Der schulärztliche Dienst führt dabei aber keine Diagnostik durch, sondern gibt eine Einschätzung ab.

 

Frau Dr. Wickert fragt, ob eine Entwicklung bei ADHS zu erkennen ist? Herr Dr. Bauer antwortet, dass bei der Diagnostik die Kriterien herabgesetzt wurden und entsprechend die Anzahl der Kinder mit ADHS größer wird. Das ist ein Grundtrend. Dabei muss man aber genau darauf achten, wer die Diagnostik durchgeführt hat. Frau Dr. Wickert fragt weiter, ob dies auch bei den schulärztlichen Untersuchungen zu beobachten ist? Herr Dr. Bauer antwortet, dass das Hauptproblem die fehlende Konzentrationsfähigkeit von Kindern aufgrund von Medienkonsum ist. Dies liegt an der fehlenden Strukturgebung. Das sind Faktoren, die zu einem verstärkten Trend führen.

 

Frau Kültür fragt, wie die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt läuft und ob es bei Menschen mit Migrationshintergrund Übersetzungsmöglichkeiten gibt? Herr Dr. Bauer antwortet, dass es bspw. einen Prozess der Risikoeinschätzung im Hinblick auf Kindeswohlgefährdung gibt, wenn erkannt wird, dass Eltern Befunde nicht erst nehmen. Frau Nische ergänzt, dass es einen Austausch mit dem Jugendamt gibt, bei dem man darauf hinwirkt, dass Eltern die bestehenden Beratungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen. Herr Dr. Bauer führt weiter an, dass Übersetzungen ein Problem sind, da die Familien vereinbarte Termine oft nicht wahrnehmen. Es kann auch nicht jeder Dialekt übersetzt werden und die Sprachen sind oft nicht eindeutig. Grundsätzlich besteht aber die Möglichkeit, einen Dolmetscher heranzuziehen.

 

Herr Kagel hat eine Nachfrage zur vorletzten Folie mit den Quoten bei den Vorsorgeuntersuchungen. Herr Dr. Bauer erläutert den Trend, dass die Untersuchungen bis U6 deutlich besser wahrgenommen werden. Danach ist ein Abschwung zu erkennen. Dabei spielt auch der Migrationshintergrund bei der Gesundheitswahrnehmung eine Rolle. Hier ist noch Aufklärungsarbeit zu leisten.

 

Herr Ramm fragt, ob die verpflichtenden Schuleingangsuntersuchungen während der Corona-Pandemie gewährleistet werden konnten? Herr Dr. Bauer antwortet, dass 75% der Kinder in Hamburg-Nord untersucht werden konnten. Zudem wurde mit den Grundschulen vereinbart, dass im Nachgang untersucht werden kann, wenn Schüler auffällig sind. Herr Ramm fragt weiter, ob es in den vergangenen fünf bis zehn Jahren neben ADHS noch andere Trends gab? Herr Dr. Bauer antwortet, dass die schlechter gewordene Sprachentwicklung ein bundesweiter Trend ist. Zudem ist die motorische Förderung von Kindern rückläufig, speziell die Feinmotorik.

 

Herr Dr. Brauckmann fragt, ob näher auf wegbrechende Versorgungsstrukturen eingegangen werden kann und wie sich die Personalsituation im schulärztlichen Dienst darstellt? Herr Dr. Bauer antwortet, dass aktuell alle regulären Stellen besetzt sind. Ein Problem ist, dass der Altersdurchschnitt der Kolleginnen und Kollegen hoch ist und in den nächsten 10 Jahren viele Mitarbeitende in den Ruhestand gehen (dies entspricht ca. 20% der Versorgungskapazitäten).

 

Frau Kültür fragt, welche Möglichkeiten es für Eltern mit nur einem Kind gibt, einen Kinderarzt zu finden? Herr Dr. Bauer antwortet, dass sich das Problem nicht schnell lösen lässt. Das geht aktuell nur über die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung bei Abklärungsbedarf und Vorsorgeuntersuchungen. Frau Kültür fragt weiter, ob der schulärztliche Dienst Impfungen durchführt? Herr Dr. Bauer antwortet, dass alles, was von der STIKO empfohlen wird, vor Ort im Gesundheitsamt durchgeführt wird. Zudem erläutert Herr Dr. Bauer auf Nachfrage von Frau Kültür den Ablauf einer ersten Schuluntersuchung, wenn die Schule Auffälligkeiten bei der Sprachstandserhebung mit 4,5 Jahren sieht.

 

Frau Lütkehus fragt, wie man bei Kinderzahnärzten eine Akzeptanz schafft, Kinder mit erheblichen Zahnsanierungsbedarf zu behandeln? Herr Dr. Bauer antwortet, dass das Thema im schulärztlichen Dienst erkannt wurde und dass es Listen mit niedergelassenen Zahnärzten gibt, die solche Kinder betreuen, die bspw. auch mit Narkose arbeiten und auch den Vorsorgebereich abdecken. Frau Lütkehus führt weiter aus, dass es eine Problematik bei jungen Müttern gibt, die Schuluntersuchungen in Anspruch zu nehmen, da sie selbst schlechte Erfahrungen aus ihre Schulzeit hätten. Herr Dr. Bauer antwortet, dass er das Thema in dieser Ausprägung so nicht sehe. Es gibt einen bundesweiten Trend von sogenannten „No-Show-Kindern“, d.h. das Eltern die Untersuchungen absichtlich verhindern. Das erfordert sehr viel Aufwand seitens des schulärztlichen Dienstes, aber in der Regel merken die Eltern schon, was der schulärztliche Dienst hinsichtlich Beratung und Begleitung anbietet.

 

Frau Nissen fragt, ob es geschlechterspezifische Auffälligkeiten gibt oder solche, die besonders Mädchen betreffen? Herr Dr. Bauer antwortet, dass es bestimmte Erkrankungsbilder gibt, von denen häufig mehr Mädchen oder auch mehr Jungs betroffen sind: Sprachauffälligkeiten sind bei Jungen stärker ausgeprägt, Untergewicht betrifft häufiger Mädchen. Bei Adipositas hingegen sind wieder mehr Jungen betroffen. Frau Nissen fragt weiter, was unternommen wird, um die wegbrechenden Versorgungsstrukturen publik zu machen? Herr Dr. Bauer antwortet, dass man nur remonstrieren und aufzeigen kann. Das Thema scheint jedoch bereits in den Behörden angekommen zu sein. Frau Nissen fragt abschließend, ob es nicht sinnvoll wäre, bereits in der Kita, also im frühkindlichen Alter, eine zusätzliche Untersuchung durchzuführen? Herr Dr. Bauer antwortet, dass es vor der Einführung der U7a eine Dreijährigen-Untersuchung gab und dass die Sinnhaftigkeit auch wissenschaftlich evaluiert wurde. Vier Bundesländer machen diese Untersuchung auch noch. Das kostet aber zusätzlich Personal und Ausstattung.

 

Frau Dr. Wickert fragt, ob der schulärztliche Dienst einen Einfluss darauf hat, dass es in Hamburg nicht nur drei sozialpädiatrische Zentren gibt? Herr Dr. Bauer antwortet, man könne darauf keinen Einfluss nehmen. Das ist eine Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung. Das zeigt aber auch, dass es ein grundsätzliches Problem ist, Kinder in Versorgungsstrukturen zu bekommen.

 

Herr Kirchner führt an, dass aus seiner Erfahrung sehr viel Überzeugungsarbeit schon in den Kitas notwendig ist, Eltern und Kinder hin zu einer Diagnostik zu führen und dass eine frühkindliche Untersuchung von Dreijährigen bei Eltern durchaus eine Signalwirkung hätte. Herr Dr. Bauer bestätigt diese Darstellung.

 

Der Ausschuss nimmt die Präsentation zur Kenntnis und würde es begrüßen, wenn Dr. Bauer die vakante Position eines beratenden Mitglieds im Ausschuss wahrnehmen würde.

Ö 7

Haushaltsangelegenheiten und Anträge

Es liegen keine Haushaltsangelegenheiten und Anträge vor.

Ö 8

sonstige Anträge

Es liegen keine sonstigen Anträge vor.

Ö 9

Eingänge und Mitteilungen

Ö 9.1 - 22-0985

Einrichtungen im Bezirk Hamburg-Nord

Frau Nische trägt zur Drucksache 22-0985 „Einrichtungen im Bezirk Hamburg-Nord“ vor. Dabei geht es darum, die Stadtteile daten-, zahlen- und faktenbasiert in den Blick zu nehmen. Es sollen nicht nur schwerpunktmäßig die Strukturen für die Kinder- und Jugendhilfe dargestellt werden, sondern das gesamte Sozialraum-Setting, gerade auch im Hinblick auf die Haushaltsberatungen.

 

Der Ausschuss nimmt die Drucksache zur Kenntnis und stimmt zu.

Ö 9.2

Mitteilung von Jugendhilfeausschuss relevanten Themen aus der Bezirksversammlung und dem Hauptausschuss

Es liegen keine Mitteilungen vor.

Ö 10

Verschiedenes

Frau Lütkehus führt aus, dass der JHA ein besonderer Ausschuss zwischen Jugendhilfe und Bezirk ist, dass die freien Träger keine Parteien sind und eine andere Stellung haben. Vor diesem Hintergrund ist die Kommunikation ganz wichtig, welche Themen bspw. in der BV behandelt werden und dass die Mitglieder des JHA viele Informationen benötigen, um zielgerichtet im Ausschuss arbeiten zu können. Frau Nische erwidert, dass weder im HA noch in der BV jugendpolitische Debatten geführt werden. Der JHA ist immer an den entsprechenden Themen beteiligt und die Verwaltung sorgt im Rats-Informationssystem ALLRIS dafür, dass die Informationen transparent zur Verfügung gestellt werden. Herr Hafkemeyer ergänzt, dass die Vorbereitung des Ausschusses als professionell erlebt wird. Natürlich gibt es immer die Befürchtung, dass nicht alle Informationen ankommen, aber wenn man frühzeitig in ALLRIS nachschaut, entgeht einem nichts. Frau Nische ergänzt abschließend, dass es auch sinnvoll ist, in den SIIGK-Ausschuss zu schauen, da es dort sehr viele Querschnittsthemen gibt.

Ö 10.1

Themenspeicher

Herr Dr. Brauckmann schlägt vor, den Themenspeicher als extra Tagesordnungspunkt auf die nächste Sitzung zu verschieben, um auch mehr Struktur reinzubringen. Die Gremienbetreuung wird gebeten, den Themenspeicher mit Stand 23.04.2025 weiter zu pflegen und zukünftig immer mit der Einladung zu verschicken. Herr Hafkemeyer unterstützt diesen Vorschlag, weil man so besser erkennen kann, welche Themen abgearbeitet sind.