Die Tagesordnung wird bestätigt.
Frau Kültür wünscht eine Änderung ihrer Äußerung unter dem TOP 11. Sie habe geäußert, dass es zu unschönen Situationen gegenüber den Mitarbeitenden gekommen sei.
Dem Änderungswunsch wird einstimmig entsprochen. Ansonsten wird die Niederschrift vom 06.12.2023 einstimmig bestätigt. Aufgrund von Abwesenheit gab es drei Enthaltungen aus den Reihen der freien Träger und einer Enthaltung von Herrn Noß.
Die Vorsitzende begrüßt Frau von Berlepsch, Frau Sobczak und Frau Rabiega von Basis & Woge e.V.
N/JA3-L gibt einleitend einen Überblick und teilt mit, dass es im Bezirk Nord aktuell 39 Wohnunterkünfte für geflüchtete Menschen gebe. Davon seien 21 öffentlich-rechtliche Wohnunterkünfte. Eine Unterkunft mit der Perspektive Wohnen befinde sich in der Flughafenstraße, eine Wohnanlage am Suhrenkamp und 16 Interimsstandorte. Insgesamt stünden über 9000 Plätze für geflüchtete Menschen im Bezirk Hamburg-Nord zur Verfügung. Die Finanzierung der Hilfen erfolge über die Förderrichtlinie „räumliche Integrationsnetzwerke.“ Zum Sockelbetrag würden aktuell Mittel für den „Ukrainemehrbedarf“ zur Verfügung gestellt. Mit diesen Mittel würden zwei Träger im Bezirk Hamburg-Nord für ihre Angebote finanziert. Dies sei der Internationale Bund und Basis & Woge e.V. mit den Projekten MOBI.FAMILY.NORD., MOBI.FIRST, MOBI.JUKIDS.NORD., CONNECT und NISA.aktiv. Daneben gebe es im Bezirk Nord zwei Elternlotsenprojekte. Eines in Barmbek-Nord, Dulsberg und Umgebung, eines in Fuhlsbüttel/Ohlsdorf/Langenhorn. Mehrbedarfe würden über den Ukrainemehrbedarf gedeckt. Über den Quartiersfonds erfolge die Finanzierung einer Vollzeitkraft und von Honorarkräften für die IGL (Interessengemeinschaft um den Lentersweg e.V). Ebenfalls aus dem Quartierfonds erfolge auch eine Aufstockung von Mitteln für die Projekte MOBI.JUKIDS und CONNECT. Da wo es nötig sei, werde versucht Lösungen zu finden. Über die SIN (sozialräumliche Integrationsnetzwerke) Projekte würden 18 Unterkünfte mit Angeboten für die geflüchteten Menschen versorgt. Die Versorgung mit Angeboten an zwei weiteren Standorten sei in Planung. Zu sieben Unterkünften bestehe ein unregelmäßiger Kontakt, dazu gehörten kleinere Hotels und die Interimsstandorte. Es könnten nicht alle Unterkünfte mit den zur Verfügung gestellten Mitteln mit Angeboten versorgt werden, so dass es für 12 Unterkünfte keine Angebote gebe. An diesen Standorten sei der Bedarf jedoch gering. Die bedarfsgerechte Steuerung der SIN Projekte erfolge in Abstimmung mit dem allgemeinen sozialen Dienst (ASD) für Migration in Wohnunterkünften.
Frau Rabiega stellt sich als Koordinatorin für die SIN Projekte im Bezirk Nord vor. Sie benennt diese Projekte und beschreibt die Ziele und die Tätigkeit mittels einer Präsentation (ppt.1-4). Die beratende Tätigkeit sei ein wichtiger Bestandteil und stelle eine Schwerpunktaufgabe dar. Für einen Bedarf, der nicht gedeckt werden könne, würden eigene Angebote entwickelt.
Frau Sobczak stellt sich vor und teilt mit, dass als sie im SIN Projekt CONNECT tätig sei. Die Aufgabe der SIN Projekte sei es, die Menschen darin zu unterstützen im Sozialraum anzukommen. Für geflüchteten Menschen, deren Anliegen oft mehrdimensional seien, gebe es diverse Hürden, die das Ankommen verhinderten. Oft sei ihnen nicht bewusst, an wen oder wohin sie sich mit ihren Anliegen wenden könnte. Wie dem begegnet wird erläutert Frau Sobczak mittels der Präsentation. Vor dem Start der SIN Projekte 2016 sei sie in den Unterkünften Menschen begegnet, die bereits 4-5 Jahre in diesen gelebt hätten. Diverse Anliegen und Probleme seien noch ungeklärt gewesen, da sich niemand dessen angenommen hätte. An diesem Punkt hätten die SIN Projekte angesetzt. Wenn ein 19- jähriger Mensch in eine Unterkunft komme und sich nach 4-5 Jahren nichts an der Lebenssituation verändert habe, sei dies für die Menschen ein schlimmer Zustand. Sie schildert die Basisarbeit (ppt.5-9). Menschen mit traumatischen Erlebnissen hätten eine hohe Hemmschwelle Unbekanntem zu begegnen. Die Beschreibung dessen sei daher besonders wichtig. Insgesamt werde Wert auf eine ehrlich gemeinte Willkommenskultur gelegt.
Frau Rabiega berichtet über MOBI.FAMILY:NORD. Zielgruppe seien Familien, beginnend mit einer Schwangerschaft bis zum 18 Lebensjahr. Aus den Bedarfen hätten sich verschiedene Angebote entwickelt (ppt.11). Die wöchentlich stattfindenden offenen Angebote vor Ort dienten der Kontaktherstellung und dem Kennenlernen. Kooperationen mit anderen Projekten seien entstanden. Aus MOBI:FAMILY.NORD sei das Modul FAMILY:FIRST. entstanden (ppt.14), ein Kurs für Eltern. Das Konzept habe sich aus der Zusammenarbeit mit den Familien und deren Fragen aus den Bereichen Bildungs- und Gesundheitswesen entwickelt. Dabei gehe es um Eltern- und Kinderrechte im Rahmen einer festen Gruppe.
Frau von Berlepsch berichtet über das Projekt MOBI.JUKIDS.Nord (ppt.15-24). Zielgruppe seien Jugendliche im Alter von 12-16 Jahren. Auch bei diesem Projekt gehe es zunächst um die Ermittlung der Bedarfe und die Vermittlung in Regelangebote. Freizeitangebote stünden hier im Vordergrund, darunter auch Feriencamps, denn es sei für die Jugendlichen wichtig, aus den Unterkünften herausgekommen. Dadurch werde die Anbindung an den Sozialraum vollzogen. Kooperationen mit Vereinen erleichterten die Arbeit. Eine flexible Arbeitsweise biete die Möglichkeit weitere Angebote entsprechend den Bedürfnissen der Jugendlichen zu entwickeln. Aus dem Projekt sei das Projekt NISA.aktiv entstanden., was sich explizit an junge Mädchen und Frauen im Alter von 14-18 Jahren richte (ppt.24-25).
Frau Rabiega weist auf die Herausforderungen hin, die sich alle SIN Projekte stellen müssten (ppt.27-29). Die Kapazität der Projekte sei, trotz einer guten personellen Ausstattung, begrenzt. In einer Wohnunterkunft mit 200 Menschen werde mit 2 Personen 10 Stunden vor Ort gearbeitet. Trotz begrenzter Möglichkeiten seien gute Kontakte entstanden. Die Wohnraumsuche sei das größte Anliegen der Menschen. Eine Unterstützung in diesem Bereich sei jedoch durch die SIN Projekte nur begrenzt leistbar.
Die Vorsitzende bedankt sich für die Ausführungen und zeigt sich erfreut über die zahlreichen Angebote im Bezirk Hamburg-Nord.
Herr Hafkemeyer bedankt sich für den Bericht und merkt an, dass die moderne Zivilgesellschaft für Außenstehende völlig unverständlich sei. Daher benötige es Begleitung und Ansprache. Die niedrigschwelligen Angebote seien wichtig. Er möchte wissen, inwieweit es eine Verstetigung der Kontakte gebe.
Die Projekte würden für in Wohnunterkünften lebende Menschen angeboten, so Frau Rabiega. Dennoch bestehe eine eingeschränkte Möglichkeit, auch nach Auszug aus der Wohnunterkunft zu unterstützen. Es werde versucht einen Nachkontakt anzubieten. Die Teilnahme an Ausflügen sei auch für ehemalige Adressat:innen möglich. Die offenen Sprechzeiten böten eine Gelegenheit für einen Nachkontakt. In geringem Maße erfolge eine Einbindung ehemaliger Adressat:innen in das Ehrenamt.
Frau Kültür möchte wissen, wie die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Jugendhilfe sei und ob es eine Kooperation gebe.
Frau Sobczak erläutert, dass i.d.R. die Ablösung von der Jugendhilfe mit 18 Jahren, spätestens jedoch mit 21 Jahren erfolge, da die Hilfe laufe aus. Viele jungen Menschen landeten anschließend in einer Wohnunterkunft, oft auch in einem anderen Bezirk. Dies sei für die jungen Menschen katastrophal. Damit endete der Kontakt zum bisherigen Betreuer.
Es erfolge keine Übergabe an bestehende Projekte der Unterkünfte. Dieser Zustand sei unzumutbar. Selten erfolge eine Kontaktaufnahme seitens der Jugendhilfe, um mitzuteilen, welche Bedarfe zu decken seien. Sie halte Übergangskonzepte der Jungendhilfe für erforderlich. Es sei ein sehr existenzielles Datum für die jungen Menschen, da auch die aufenthaltsrechtliche Frage wieder in den Vordergrund trete. Es gebe keine sinnvolle Zusammenarbeit.
Frau Kültür weist darauf hin, dass es die Beratungsstelle „SEGEMI“ (Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der seelischen Gesundheit) gebe, mit der Option der psychosozialen Beratung auch mit Unterstützung von Dolmetschern.
Mit „SEGEMI“ gebe es bereits Kontakte, so Frau Rabiega. Aber auch da seien die Kapazitäten ausgeschöpft. Eine Aufstockung mit Personal sei wichtig. Sie weist auf ein sozialräumliches Projekt auf dem Dulsberg hin, dass bei der Orientierung im sozialen Raum unterstütze.
Auf Nachfrage von Herrn Kroll teilt Frau Sobczak mit, dass für das Projekt CONNECT drei Personen mit jeweils 33 Stunden tätig seien. Aus den Mitteln des Quartierfonds würden die Sprachvermittler finanziert.
Frau Rabiega ergänzt, dass für die anderen Projekte insgesamt 16 Kolleg:innen tätig seien. Die Stundenanteile variierten zwischen 32 bis 39 Stunden. Sie könne nicht genau sagen mit wieviel Stunden man in den einzelnen Unterkünften tätig sei. Für eine Unterkunft mit 500 Bewohner:innen werde mit einer hauptamtlich tätigen Person und einer Honorarkraft oder einem/er Sprachmittler/in kalkuliert.
Frau von Berlepsch merkt an, dass aufgrund der unterschiedlichen Lage der Unterkünfte auch der Unterstützungsbedarf sehr unterschiedlich sei. Bei zentraler Lage sei der Bedarf an Unterstützung geringer.
Auf Nachfrage von Herr Noß teilt Frau Sobczak mit, dass viele Geflüchtete bereits lange in Deutschland lebten, jedoch noch immer nicht „angekommen“ seien. Bei Ihnen bestehe das Gefühl der Perspektivlosigkeit und der Nichtakzeptanz durch die Gesellschaft. Daneben gebe es die neu angekommenen Geflüchteten. Nach langer Flucht bestehe zwar das Gefühl in Sicherheit zu leben, dies jedoch ohne Privilegien, ohne Familie, in einem unbekannten Land. Die nicht vertraute neue Welt vermittle das Gefühl funktionieren zu müsse. Um „ankommen“ zu können, brauche es aber genau das nicht, den Zwang funktionieren zu müssen. Die Projekte von Basis & Woge setzten an dieser Stelle an. Es werde von den Geflüchteten nichts erwartet und zunächst Raum gegeben, um eine Vertrauensbasis zu schaffen, dies ohne Zwang. Erst im Laufe der Zeit würden bestimmte Themen besprochen und künftige Anforderungen erläutert.
Frau Rabiega ergänzt, dass Gespräche über Alltagsthemen und ein gegenseitiges Miteinander das „Ankommen“ erleichtere.
Frau von Berlepsch weist darauf hin, dass insbesondere der unsichere Aufenthaltsstatus und das Leben in einer Unterkunft ein Ankommen erschwere.
Herr Noß betont, dass sich die Menschen in einer Neuorientierungsphase befänden und daher eine große Verunsicherung bestehe. Zur Orientierung halte er Rollenvorbilder für wichtig. Er möchte wissen, ob und welche Angebote für junge Männer bezüglich der Rollenvorbilder zur Verfügung stünden.
Frau Sobczak erläutert, dass aktuell im Projekt CONNECT drei weibliche Mitarbeiterinnen tätig seien. Dies halte sie nicht für optimal. Daraus könnten nicht unbedingt Rollenvorbilder hervorgehen. Die jungen Geflüchteten hätten schnell und früh erwachsen werden müssen. Es gebe kein spezielles Angebot für junge geflüchtete Männer, aber es gebe Themenabende nur für Männer, wo ein Austausch ermöglicht werde. Um Vorurteile abzubauen, werde ein besseres Kennenlernen gefördert. Die Schaffung spezieller Angebote für Männer halte sie für eine gute und ausbaufähige Idee.
Frau von Berlepsch fügt ergänzend hinzu, dass bei MOBI.JUKIDS fast ausschließlich mit männlichen Honorarkräften zusammengearbeitet werde und hauptsächlich Jungen die Angebote nutzten. Bis vor wenigen Wochen sei auch eine männliche hauptamtliche Kraft tätig gewesen. Man dürfe jedoch nicht vergessen, dass die soziale Berufswelt mehrheitlich von Frau angesteuert werde. Ein spezifisches Angebot für Jungen gebe es jedoch nicht.
N/JAL bedankt sich für die Ausführungen und die Arbeit, die geleistet werde. Migrationsarbeit sei herausfordernd und keine einfache Thematik. Eine zentrale Kompetenz sei es, den jungen Geflüchteten Zeit zu geben, um „anzukommen“. Bezüglich der Darstellung der Kooperation mit der Jugendhilfe, weist er darauf hin, dass die Organisationsform in Hamburg einer besseren Kooperation Grenzen setze. Minderjährige unbegleitete Ausländer, die in Hamburg-Nord lebten, würden in vielen Fällen nicht vom Hamburg-Nord begleitet. Er stimmt grundsätzlich zu, dass der Ablöseprozess, von der Betreuung durch die Jugendämter hin zu einer Zeit ohne Hilfe, sensibel von statten gehen müsse. Er werde die Diskussion zum Anlass nehmen, mit den Kolleg:innen des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) für Migration die Sachlage zu reflektieren, wie sich die Situation der Zusammenarbeit aus deren Sicht darstelle. Die erste Zuständigkeit für unbegleitete minderjährige Ausländer liege beim Fachdienst Flüchtlinge. Dort erfolge eine erste Bedarfsfeststellung und die Bewilligung von Hilfen zur Erziehung würden auf den Weg gebracht. Danach erfolge eine Verteilung der Fallzuständigkeit der Geflüchteten im Rotationsverfahren auf alle Bezirke Hamburgs. Dies sei eine große Herausforderung, denn z.B. die sozialräumlichen Angebote in Unterkunftsnähe in Hamburg-Nord seien in anderen Bezirken nicht immer bekannt. Hinzu käme, dass aufgrund der anhaltend hohen Fluktuation im ASD diese Wissenslücke nicht einfach zu schließen sei. Dennoch halte er es für wichtig, die dargelegten Erfahrungswerte aufzugreifen und kritisch zu reflektieren.
Die Vorsitzende merkt an, dass das Ehrenamt nicht jede Versorgungslücke schließen könne. Eine vernünftige Personalausstattung im ASD sei ebenfalls wichtig.
Frau Leverkus weist darauf hin, dass eine auskömmliche und verlässliche Finanzierung dringend notwendig sei. Dies beziehe sich auf künftige Stellenfinanzierungen und auch auf die Finanzierung dringend notwendiger Projekte.
Die Vorsitzende bedankt sich für die Ausführungen der Vertreterinnen von Basis & Woge- e.V.
Die Vorsitzende erläutert, dass bereits im letzten Jahr der Rahmen für Ferienfreizeiten 2024 beschlossen worden sei. Die Mitteilung diene der Information.
Auf Nachfrage von Frau Kültür teilt die Vorsitzende mit, dass die Tarifanpassungen gedeckelt werden konnten.
Frau Leverkus informiert darüber, dass sich die Verbände mit der Sozialbehörde über Entgelte für das kommende Jahr geeinigt hätten. Zudem gebe es die Zusage der Staatsrätin über die Zahlung der kommenden Entgelte. Seit Ende des letzten Jahres sei die Finanzbehörde aus unterschiedlichen Gründen jedoch nicht in der Lage die entsprechenden Mittel frei zu geben. Somit fehle den Freien Trägern die entsprechende Planungssicherheit. Sie wünscht daher, dass die Politik darauf hinwirkt, dass die Gelder freigegeben werden.
Die Vorsitzende sagt zu, dass sie sich um entsprechende Informationen kümmern werde.