Mitbenennung von Straßen nach gleichfalls bedeutenden weiblichen Verwandten der männlichen Namensgeber mit demselben Nachnamen Beschlussempfehlung des Regionalausschusses Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg
Letzte Beratung: 20.01.2022 Hauptausschuss Ö 8.1
Der Regionalausschuss Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg hat sich in seiner Sitzung am 17.01.2022 auf der Grundlage eines Antrages von GRÜNER und SPD-Fraktion mit der o.g. Thematik befasst und einstimmig folgende Beschlussempfehlung verabschiedet:
Ruthsweg
nach dem Hamburger Maler Valentin Ruths (1825-1905) u. seiner Nichte Amelie Ruths (1871- 1956), Malerin der Vierlande und der Halligen
Stockhausenstraße:
nach dem Dirigenten Julius Stockhausen (1826-1906) und seiner Mutter, der Sopranistin Margarethe Stockhausen, geb. Schmuck (1803-1877)
Spohrstraße
nach d. Ehepaar Dorette Spohr, geb. Scheidler (1787-1834) bedeutende Harfenistin; u. Louis Spohr (1784—1859), Komponist u. Geiger
Begründung:
GRÜNER und SPD-Fraktion Hamburg-Nord sind die Gleichstellung und die Sichtbarmachung der gesellschaftlichen Leistungen von Frauen ein besonderes Anliegen. Wir greifen darum gerne die Eingabe [1] an die Bezirksversammlung auf, die die Aufmerksamkeit auf drei Straßen im Regionalgebiet richtet: Ruthsweg, Stockhausenstraße und Spohrstraße. Diese Straßen sind nach Männern benannt, deren weibliche Verwandte ebenfalls respektable Leistungen vollbracht haben, erfolgreich künstlerisch tätig waren aber bis jetzt unerwähnt geblieben sind:
Ruthsweg, benannt nach Valentin Ruths (1825-1905), Maler.
Ergänzung um die ebenso bedeutende Malerin und Nichte von Valentin Ruths: Amelie Ruths
Amelie Ruths (28.4.1871 Hamburg - 3.4.1956 Hamburg)
Nichte von Valentin Ruths, der ihr etwa seit ihrem vierzehnten Lebensjahr Zeichen- und Malunterricht gab, sie jedoch auch drängte, das Zeichenlehrerinnenexamen zu machen, damit sie sich ernähren könne. Von 1886 bis 1889 besuchte Amelie die Gewerbeschule für Mädchen in der Brennerstraße und schloss die Ausbildung mit dem Zeichenlehrerinnenexamen ab. Ab 1890 arbeitete sie an verschiedenen öffentlichen und privaten Schulen.
1905 beschickte sie zum ersten Mal eine Ausstellung, die Frühjahrsausstellung des Hamburger Kunstvereins. Dass alle Bilder von der Jury angenommen und zwei verkauft wurden, ermutigte sie, die kleine Erbschaft, die der Onkel ihr hinterlassen hatte, für ihre weitere Ausbildung aufzuwenden. Sie nahm Unterricht im Aktmalen und lernte vier Sommer lang bei dem Belgier Henri Luyten an seiner École des Beaux.
Trotz ihrer internationalen Ausbildung und verschiedener Reisen in den Süden blieb Amelie Ruths eine Malerin ihrer Heimat, der norddeutschen Landschaft: der Nordseeküste, der friesischen Inseln und der Vierlande, wo ihre besondere Vorliebe den Vierländer Bauernhäusern galt. Die Dielen ihrer Vierländer Bauernhäuser sind so lichtdurchflutet, dass man fast meint, es handele sich um Räume im Freien. Licht spielt auch eine wesentliche Rolle bei dem Gegenstand, der zu Amelie Ruths Hauptthema werden sollte: die Halligen.
Amelie Ruths war seit 1910 Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und hatte zu Lebzeiten Ausstellungen in verschiedenen Städten in Schleswig-Holstein, in Hamburg in der Kunsthandlung Commeter, im Kunstverein, im Museum für Hamburgische Geschichte und im Altonaer Museum. In den beiden letztgenannten Museen befinden sich heute Bilder von ihr, ebenso in der Kunsthalle.
Stockhausenstraße, benannt nach Julius Stockhausen, Dirigent.
Ergänzung um die Mutter Margarethe Stockhausen, geb. Schmuck (1803 - 1877)
Margarethe Stockhausen war eine bedeutende Sopranistin. Sie hatte in Paris Gesangsunterricht erhalten und dort auch ihren späteren Ehemann Franz Stockhausen kennen gelernt. Das Paar heiratete 1822 und bekam im Laufe der Ehe sechs KInder, was Margarethe Stockhausen nicht daran hinderte, weiterhin Konzerte zu geben. Ein Jahr nach der Geburt ihres Sohnes Julius wurde sie zur Ehrensängerin der französischen Königskapelle ernannt.
Mit Schweizerliedern gelang Margarethe Stockhausen der musikalische Durchbruch. Die meisten Konzerte gab sie in England und Schottland, begab sich aber auch immer wieder auf Tourneen durch die Schweiz, das Elsass, Süddeutschland und Frankreich. Mit wachsender Familie wurde ein dauerhafter Wohnsitz notwendig, Margarethes Karriere ging aber mit großen Konzerttourneen weiter. 1840 zog die Familie nach Colmar, wo Margarethe am 6. Oktober 1877 verstarb.
Spohrstraße, benannt nach Louis Spohr (1784 - 1859), Komponist, Geiger, Freimaurer.
Ergänzung um die Ehefrau Dorette Spohr, geb. Scheidler (1787 - 1834)
Dorette Spohr war eine bedeutende Harfenistin und trat mit ihrem Ehemann gemeinsam auf, sie als Meisterin der Pedalharfe, er als Komponist und Geiger. Das Ehepaar Spohr konzertierte in vielen deutschen Städten und international.
Etliche Anstellungen als Solo-Harfenistin gab Dorette Spohr nach kürzerer Zeit wieder auf, um den Anforderungen der dreifachen Mutterschaft gerecht zu werden und mit ihrem Mann Konzertreisen zu unternehmen, durch die der Lebensunterhalt der Familie finanziert werden musste.
1819 wurde eine Erard’sche Doppelpedalharfe für Dorette Spohr erworben, die aufgrund technischer Verbesserungen ein Spiel in allen Dur- und Molltonarten ermöglichte.
Dorette Spohr, eine anerkannte Pianistin und die bedeutendste Harfenistin des frühen 19. Jahrhunderts, starb im Alter von 47 Jahren an einem so genannten Nervenfieber.
Das virtuose Harfenspiel Dorette Spohrs hat das kompositorische Schaffen ihres Ehemannes stark beeinflusst. So komponierte er in der Zeit ihrer Ehe Solostücke für Harfe, Fantasien und Sonaten für Violine und Harfe, ein Trio für Harfe, Violine und Violoncello und zwei Concertanten für Harfe, Violine und Orchester.
[1] http://sitzungsdienst-hamburg-nord.hamburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1011201
Der Hauptausschuss folgt der Beschlussempfehlung.
Keine
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