Menschen in Senior*innenheimen vor Ausgrenzung und Isolation schützen! Beschlussempfehlung des Ausschusses für Soziales
Letzte Beratung: 06.04.2021 Hauptausschuss Ö 7.6
Der Ausschuss für Soziales hat sich in seiner Sitzung am 01.04.2021 mit der o.g. Thematik befasst und folgende Beschlussempfehlung verabschiedet
„Die Vorsitzende der Bezirksversammlung Hamburg-Nord möge sich bei der Sozialbehörde /der Verordnungsgeberin dafür einsetzen, dass
Hintergrund:
Das Leben in Coronazeiten ist für Menschen, die in stationären Einrichtungen wie Senior*innenheimen leben, sehr schwer. Die Bewohner*innen sind im besonderen Maße betroffen, da jede Art der persönlichen Begegnung seit dem Ausbruch der Pandemie plötzlich als Bedrohung empfunden wurde. Die sonst gewohnten sozialen Kontakte innerhalb und außerhalb einer Einrichtung und die Beschäftigungsangebote zum Erhalt von Geist, Mobilität und Teilhabe sind immer noch entweder kaum vorhanden oder sehr stark eingeschränkt.
Aktuell zeigen aber die Impfungen vor allem in Wohneinrichtungen der Pflege und Kurzzeitpflegeeinrichtungen bereits Wirkung. Mit diesen Erfolgen ist es möglich und notwendig, umzudenken und die Angst vor den für die Bewohner*innen so lebenswichtigen Begegnungen wieder zu verlieren.
Trotz der gelungenen und umgesetzten Impfpriorität fühlen sich manche Bewohner*innen mehr denn je ausgegrenzt und wie eingesperrt in ihren Einrichtungen. Wie Angehörige berichten, waren viele Bewohner*innen seit dem letzten Jahr kaum an der frischen Luft und haben außer ihrem Zimmer und Pflegekräften, die unter Zeitdruck stehen, nichts anderes gesehen. Eine kurzzeitige Abwechslung z. B. in Form von Außenkonzerten sind löblich, aber viele Bewohner*innen konnten diese aus verschiedenen Gründen nicht wahrnehmen.
Angehörige dürfen trotz aller vorgeschriebenen Vorsichtsmaßnahmen (z. B. Nachweis eines negativen Tests vor dem Betreten einer Einrichtung, FFP2-Maske, Lüften im Zimmer) nicht in die Zimmer ihrer Angehörigen (außer zur Sterbebegleitung oder bei Bettlägerigkeit).
Viele Bewohner*innen sowie deren Angehörige fühlen sich in den Zimmern aber am sichersten und wollen/können sich nicht in Besucherräume begeben. Denn dort müssten allzu oft emotionale Empfindungen, die nur möglich sind durch gespendeten verbalen Trost, mit fremden Menschen während der Besuchszeiten ungewollt und für alle sichtbar geteilt werden.
Auch für die Pflege- und/oder Betreuungskräfte ist es eine zusätzliche Belastung, wenn sie dafür sorgen müssen, dass Bewohner*innen zu den angemeldeten Zeiten in Besuchsräume gebracht werden. Dieses Personal fehlt damit in anderen relevanten Bereichen. Besuchszeiten außerhalb der Zimmer bedeuten auch bei personellen Engpässen durch unvorhergesehene Krankmeldungen ein großes Problem für alle Beteiligten.
Ferner sind in vielen Einrichtungen die Testzeiten und Besuchszeiten für meist berufstätige Angehörige unter der Woche schwer bis unmöglich wahrzunehmen. Die Folge ist, dass der so wichtige persönliche Kontakt für beide Seiten entfällt. Auffallend häufiger wird von Lebensmüdigkeit, Nahrungsaufnahmeverweigerung und allgemein einem vorzeitigen Abbau des Gesamtzustandes der Bewohner*innen berichtet.
Viele geimpfte Bewohner*innen bleiben weiterhin resigniert in ihren Zimmern und vereinsamen trotz der Bemühungen der Pflege- und Betreuungskräfte. Ältere und pflegebedürftige Menschen müssen zwar besonderen Schutz in der Pandemie erhalten. Dieser muss aber mit einem Konzept einhergehen, das diese nicht in eine vollständige Isolation zwingt.
Beschlussempfehlung:
Der Hauptausschuss folgt der Beschlussempfehlung.
keine
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