Gedenktafel in Erinnerung an die Ermordung von Mehmet Kaymakci
Interfraktioneller Antrag von SPD-, CDU-, GRÜNE- und DIE LINKE-Fraktion sowie der FDP-Gruppe
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist nicht nur für unsere Demokratie und eine offene Gesellschaft eine Bedrohung. Sie stellt vor allem für die von Ausgrenzung Bedrohten eine reale Gefahr für Leib und Leben dar. Die Amadeu Antonio Stiftung zählt seit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten 192 Todesopfer rechtsextremer Gewalt. Auch in Hamburg kam es immer wieder zu rechtsextrem motivierten Mord- und Gewalttaten.
Zu den bekanntesten Taten zählt die Ermordung des Gemüsehändlers Süleyman Taşköprü am 27. Juni 2001 in Bahrenfeld durch Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt vom NSU. Im vergangenen Jahr wurde auf der Veddel ein mit Schrauben bestückter Sprengsatz durch einen bereits wegen eines Tötungsdelikts Vorbestraften aus der Neonazi-Szene gezündet. Auch in Hamburg-Nord gab es immer wieder rechtsextremistisch motivierte Gewalttaten.
Am 21. Dezember 1985 wurde Ramazan Avcı an der Bushaltestelle Landwehr von einer Gruppe rechtsextremer Skinheads angegriffen. Auf der Flucht geriet Avcı vor ein Auto. Anschließend wurde er, noch unter dem Auto liegend, von den etwa 30 Skinheads so schwer mit Keulen und Axtstielen geschlagen, dass er später bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Er starb drei Tage später, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. An Ramazan Avcı erinnert ein Platz vor dem Bahnhof Landwehr sowie eine Gedenktafel der Bezirksversammlung Hamburg-Nord.
Wenige Monate zuvor wurde der Maurer Mehmet Kaymakcı von drei Neonazis in Langenhorn brutal ermordet. Am 24. Juli 1985 ging Mehmet Kaymakcı auf dem Rückweg von der Arbeit noch in die Kneipe „Bei Ronnie“. Dort geriet er mit den drei Neonazis über Politik in Streit. Er verließ die Gaststätte, die drei Neonazis verfolgten ihn bis in die Straße Hohe Liedt. Dort überfielen sie ihn, schlugen und traten bis zur Bewusstlosigkeit auf ihn ein. Anschließend zerrten sie ihn hinter ein Gebüsch im Kiwittsmoorpark. Dort wurde ihm mit einer zentnerschweren Betonplatte der Schädel zertrümmert. Heute erinnert nichts an diese abscheuliche Tat.
Mit der Anbringung einer Gedenktafel am Ort der Tat soll die Erinnerung wachgehalten werden. Mit der Erinnerung soll aber auch die Verantwortung betont werden, die wir haben, um Ausgrenzung und Diskriminierung entgegenzutreten. Die Entmenschlichung aller, die vermeintlich anders sind, ist Kern rechtsextremen Denkens und Handelns. Diese Menschenfeindlichkeit wird erkennbar in der Betonung der Ungleichwertigkeit. Die Gleichwertigkeit aller Menschen und die Sicherung ihrer physischen und psychischen Unversehrtheit sind aber die zentralen Werte einer modernen und humanen Gesellschaft. Deshalb ist jeder Angriff auf Minderheiten ein Angriff auf unsere offene, demokratische Gesellschaft. Und so war auch die Ermordung von Mehmet Kaymakcı ein Angriff auf unsere offene, demokratische Gesellschaft. Die Erinnerung an diese Tat soll uns lehren wachsam zu sein.
Vor diesem Hintergrund möge die Bezirksversammlung beschließen:
In Gedenken an die Ermordung von Mehmet Kaymakcı durch Neonazis am 24. Juli 1985 errichtet die Bezirksversammlung Hamburg-Nord in der Straße Hohe Liedt am Kiwittsmoorpark eine Gedenktafel. Zur Teilnahme am Prozess zur Installation einer Gedenktafel und zu deren öffentlicher Einweihung sollen nach Möglichkeit auch Hinterbliebene von Mehmet Kaymakcı eingeladen werden. Für die Erstellung, Anbringung und Einweihung der Gedenktafel werden bis zu 5.000 Euro aus bezirklichen Mitteln zur Verfügung gestellt.
Für die SPD-Fraktion:Thomas Domres
Für die CDU-Fraktion:Dr. Andreas Schott
Für die GRÜNE Fraktion:Michael Werner-Boelz
Für die Fraktion DIE LINKE:Karin Haas, Rachid Messaoudi
Für die FDP-Gruppe Claus-Joachim Dickow