Eingabe: Mitbenennung der Tischbeinstraße nach den ebenso bedeutenden weiblichen Familienangehörigen selben Nachnamens
Letzte Beratung: 23.08.2021 Regionalausschuss Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg Ö 6.2
Das Bezirksamt Hamburg-Nord informiert über die folgende Eingabe:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
Im Rahmen meiner Forschungen, die ich für eine Datenbank der FHH recherchiere, die alle nach Personen benannten Straßennamen in Hamburg mit entsprechenden Texten über diese Personen aufführt, und die im nächsten Jahr online gehen wird (die Startseite ist bereits online, siehe unter: https://www.hamburg.de/strassennamen/ ), bin ich bei der Tischbeinstraße auf die ebenso bedeutenden weiblichen Familienmitgliedern der Straßennamengeber gestoßen. Deshalb stelle ich die Eingabe an die Bezirksversammlung Hamburg-Nord auf Mitbenennung der Tischbeinstraße nach den ebenso bedeutenden weiblichen Familienangehörigen selben Nachnamens.
Hier die Viten:
mit freundlichen Grüßen
Tischbeinstraße, Barmbek-Nord (1922): Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (15.2.1751 Haina (Kloster) – 26.6.1829 Eutin), Johann Heinrich der Ältere (3.10.1722 Haina/Hessen- 22.8.1789 Kassel), Johann Friedrich August (1750-1812), Maler.
Die Straße könnte auch nach einigen der Malerinnen aus der Familie Tischbein mitbenannt werden. Sie waren in ihrer Zeit als Künstlerinnen anerkannt und bekannt und gerieten später in Vergessenheit. Mitbenannt werden sollte die Straße nach Amalie Tischbein (3.10.1757 Kassel – 20.6.1839 Kassel) und Caroline Tischbein (5. 11.1783 Arolsen - 29.4. 1842 Berlin)
Die Tischbeins waren eine hessische Künstlerdynastie, die aber nicht nur Maler, sondern auch Malerinnen hervor brachte. Doch: die Frauen wurden im Laufe der Zeit vergessen, weil nicht an sie erinnert wurde und wird. Eine Ausstellung im Kloster Haina im Jahre 2016 machte dem Vergessen ein Ende und stellte die Malerinnen der Familie Tischbein vor, die zu Lebzeiten anerkannt und bekannt waren.
Auf der Website von Kloster Haina steht über die Ausstellung und die Malerinnen geschrieben: „Eine Ausstellung im hessischen Kloster Haina würdigt erstmals die Frauen der berühmten Maler-Sippe Tischbein, die als Künstlerinnen in der Zeit zwischen 1770 und 1830 bei ihren Zeitgenossen durchaus anerkannt waren. Danach gerieten sie jedoch in Vergessenheit. Der Geist der Zeit schenkte seine Aufmerksamkeit nur den 16 männlichen Malern aus der Familie, die sich in ganz Deutschland einen Namen machten. Der bekannteste unter ihnen war Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829), der 1787 in Rom mit Johann Wolfgang Goethe in einer Wohngemeinschaft lebte und damals das berühmte Porträt des Dichters mit weißem Mantel und großem Hut schuf.
Dass jetzt ein Licht auch auf Malerinnen wie Amalie, Caroline oder Sophia Antoinette Tischbein fällt, verdankt sich einer Initiative der Kunsthistorikerin Prof. Dr. Martina Sitt von der Universität Kassel. Unter ihrer Leitung haben Studierende eines Masterkurses und Mitglieder der so genannten Bürger-Universität mehr als ein Jahr lang das Wirken von insgesamt zehn Malerinnen aus der Familie Tischbein und aus dem Umfeld der Kasseler Akademie erforscht, an der 1777 erstmals in Europa auch Frauen als Studierende zugelassen wurden.
Das Ergebnis ihrer Recherchen präsentiert die Gruppe jetzt in einer Ausstellung, die am Sonntag, dem 24. April, im Kloster Haina, dem Stammsitz der Familie Tischbein, eröffnet wurde. Sie gibt anhand von Facsimiles, Schautafeln und weiteren Objekten einen Einblick in das Leben und Schaffen der Künstlerinnen. (…).
In ihrem Vortrag hob die Kasseler Kunsthistorikerin hervor, dass die Frauen der Familie Tischbein auch deshalb in den Hintergrund geraten seien, weil sie nach ihrer Heirat sich vor allem um die Aufzucht der Kinder zu kümmern hatten. Auf diese Weise seien sie ‚biedermeierlich entsorgt‘ worden. In einem ähnlichen Falle habe es 1781 geheißen: ‚Sie ist nicht gestorben, sondern verheiratet.‘ (…)
Amalie Tischbein (1756-1839), Tochter des Kasseler Hofmalers und Akademie-Professors Johann Heinrich Tischbein (1722-1789). Sie saß ihrem Vater, dem so genannten ‚Kasseler Tischbein‘, Modell und wurde von ihm im Zeichnen angeleitet, ihre Familie gehörte zur besseren Kasseler Gesellschaft. 1778 heiratete sie den Komponisten David Apell, die Ehe wurde aber später geschieden. Amalie Tischbein stellte Gemälde aus und war Ehrenmitglied der Kasseler Akademie.“ 1)
Für sie gibt es auch einen Wikipediaeintrag. Darin heißt es: „Amalie Tischbein galt als ‚ausgezeichnete Schönheit‘ bzw. anmutig, intelligent und redegewandt und wurde von ihrem Vater häufig porträtiert. In Weimar, das sie 1775 besuchte, lernte Amalie Tischbein den Dichter Christoph Martin Wieland kennen, der ihr zum Dank für ein von ihr gefertigtes Selbstbildnis eine Ode (Der Grazien jüngste zu schildern …) widmete –eine zu dieser Zeit nicht ungewöhnliche Freundschaftsbekundung. Im Jahr 1778 besuchte sie die zweite Klasse der Kasseler Kunstakademie. Im Mai desselben Jahres heiratete Amalie Tischbein David Apell (ab 1803: von Apell), der Assessor bei der Kriegs- und Domänenkammer in Kassel war und später Geheimer Kammerrat und Intendant des Hoftheaters unter Landgraf Wilhelm IX. wurde. 1779 wurde der erste Sohn Wilhelm geboren, es folgten Carl (1781) und die Tochter Louise im Jahr 1782. Das Paar ließ sich später (vor 1819) scheiden, wozu gerüchteweise die Verschwendungssucht und der Charakter des Ehemanns beigetragen haben soll. Amalie Tischbein wurde als Künstlerin – vor allem von Miniaturen – zu ihren Lebzeiten anerkannt und stellte anlässlich der Ausstellungen der Kasseler Kunstakademie vermutlich mehrere Werke aus. 1780 wurde sie zu deren Ehrenmitglied ernannt. Sie lebte bis zu ihrem Tod „als geschiedene Frau […] hinreichend versorgt“ hochangesehen in der gehobenen Kasseler Gesellschaft. Miniaturbildnisse von Amalie Tischbein wurden beispielsweise 1914 auf der Darmstädter Jahrhundert-Ausstellung ausgestellt.“ 2)
„Caroline Tischbein (1783-1843), Tochter des Arolser Hofmalers Johann Friedrich August Tischbein (1750-1812), der sich später in Amsterdam, Dessau, Dresden, Berlin und St. Petersburg betätigte und Direktor der Akademie in Leipzig wurde (‚Leipziger Tischbein‘). Sie erhielt Zeichenunterricht vom Vater und lebte mit ihrem Mann, dem Historiker Friedrich Wilken, in einem intellektuellen Milieu in Heidelberg und Berlin. Etliche bekannte Persönlichkeiten hat sie porträtiert, darunter Achim von Arnim und Christoph Martin Wieland.“ 3)
Im Wikipedia Eintrag zu Caroline Tischbein heißt es: Caroline Tischbein war das erste Kind von Sophie Tischbein (geborene Müller), der Tochter eines fürstlichen Kammerrats, und dem Arolser Hofmaler Johann Friedrich August Tischbein, dem sogenannten ‚Leipziger Tischbein‘. Ihre Schwester Betty wurde 1787 geboren, es folgte noch ein Bruder, Karl Wilhelm Tischbein (1797–1855), der später 1825 Professor für Zeichenkunst an der Bonner Akademie wurde. Sie wuchs an unterschiedlichen Orten, meist den Wirkungsorten ihres Vaters auf, neben Arolsen waren dies die Niederlande, Dessau, Weimar, Jena und ab 1800 Leipzig und Dresden. Sie lernte Niederländisch und Englisch und beherrschte die Sprachen lebenslang gut. Von ihrem Vater erhielt sie Zeichenunterricht, er förderte ihre Begabung und auf der Dresdner Kunstausstellung von 1801 wurden ihre Zeichnungen ausgestellt. Im September 1806 heiratete sie (…) den Historiker und Orientalisten Friedrich Wilken, mit dem sie nach Heidelberg ging. Die erste Tochter Sophie wurde im November 1807 geboren, es folgten zwei Söhne und eine weitere Tochter, die 1818 schon in Berlin geboren wurde. Die Familie lebte in einem intellektuellen Milieu, und die Zeit in Heidelberg gilt als ihre produktivste als Künstlerin: Tischbein zeichnete Kopien von Gemälden ihres Vaters und porträtierte eine Reihe von bekannteren Persönlichkeiten, (…) Einige Jahre, nachdem Friedrich Wilken 1816 als Professor nach Berlin berufen wurde, erkrankte er psychisch (‚Nervenleiden‘). In dieser Zeit konnte seine Frau mit ihren Porträtzeichnungen zum Familienunterhalt und den Krankenkosten beitragen. (…) Einige wenige ihrer Arbeiten sind in den graphischen Sammlungen der Museumslandschaft Hessen Kassel erhalten geblieben und wurden 2016 in einer Ausstellung in Kloster Haina gezeigt. (…).“ 4)
Quellen:
1. http://www.klosterhaina.de/Mitteilungen/Die-Frauen-der-Familie-Tischbein
2. Wikipedia: Amalie Tischbein, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Amalie_Tischbein abgerufen 7.6.2021.
3. http://www.klosterhaina.de/Mitteilungen/Die-Frauen-der-Familie-Tischbein
4. Wikipedia: Caroline Tischbein, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Caroline_Tischbein abgerufen 7.6.2021.“
Um Kenntnisnahme wird gebeten.
Dr. Udo Franz
Keine
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