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Eingabe: Eingabe zu den Arbeiten am Bahndamm/Grünzug Grete-Zabe-Weg

Mitteilungsvorlage Bezirksamt

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17.04.2023
Sachverhalt

Das Bezirksamt Hamburg-Nord informiert über folgende Eingabe:

 

„Sehr geehrter Herr Werner-Boelz,

 

am 5. Dezember 2022 hat sich der Regionalausschuss Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg mit den Rodungsarbeiten an der Grünanlage des Grete-Zabe-Wegs befasst (https://sitzungsdienst-hamburg-nord.hamburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1012356). 

 

Als Bewohnerinnen und Bewohner des Grete-Zabe-Wegs haben wir erst durch die Bauarbeiten selbst über die Planungen des Bezirkamtes zu der Grünanlage erfahren. Dem Bezirksamt möchte ich gerne zugutehalten, dass es uns unmittelbar auf Anfrage über das Vorhaben informiert hat (s. unten stehende Mail). 

 

Ungeachtet dessen werfen die Planungen aus unserer Sicht eine Reihe an Fragen auf, die wir hoffen, mit dem BA-Nord erörtern zu können: 

 

Privatsphäre 

Laut BA-Nord sind insgesamt 30 Bäume gefällt worden, vornehmlich zu Sicherungszwecken, ferner zur Freihaltung einer Wegschneise. Der Ersatz soll durch Bäume und freiwachsende Hecken aus einheimischen Sträuchern erfolgen.

 

Unsere Wohnanlage liegt parallel und vis-a-vis der S-Bahn- und Gütertrasse. Eine Schallschutzwand wurde seinerzeit nicht errichtet. Das bislang (und nun inzwischen in weiten Teilen nicht mehr) existierende Grün der Anlage war für uns daher ein wertvoller Schutz für unsere Privatsphäre bezüglich der S-Bahn-Passagiere, der nun fehlt. Sofern das BA-Nord plant, entlang der Bahntrasse eine Grünanlage mit Weg einzurichten, würde unsere Privatsphäre dadurch noch mehr in Mitleidenschaft gezogen, da unseren Garten nur ein ca. ein Meter hoher, nicht begrünter Zaun von der Grünanlage trennen würde. Privatsphäre ließe sich nur mit einer sehr hohen Hecke oder Mauer als Trennung zwischen dem Grünzug und dem Garten wiederherstellen. 

 

Wir möchten das BA-Nord daher gerne um Informationen bitten, wie es gedenkt, den fehlenden Sichtschutz und damit Schutz der Privatsphäre für die Bewohnerinnen und Bewohner des Grete-Zabe-Wegs wiederherzustellen.

 

Mögliche Wegführung bzw. Nutzung als Wanderweg

Als nächster Schritt soll eine detaillierte Vermessung des Geländes erfolgen, um auf dieser Basis einen Entwurf der künftigen Grünanlage zu erstellen. Im Bebauungsplan 2006 lässt sich hierzu folgende Aussage finden: Auf dieser Fläche soll mit dem Grünzug Ost der wertvolle Baumbestand gesichert und neben dem Biotopverbund eine öffentlich zugängliche Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zwischen dem Wandsegrünzug im Süden und dem Osterbekgrünzug im Norden hergestellt werden."
 

Es wirft inhaltliche Fragen auf, wenn diese Planungen weiterverfolgt werden sollten. Sie sind aus unserer Sicht nicht haltbar:

  • Der Grünstreifen ist gerade einmal (geschätzt) 20 Meter breit. Nach unserer Einschätzung kann hier nicht glaubhaft angenommen werden, dass ein Weg für Radfahrer und Wanderer zeitgleich mit einem Biotopverbund sinnhaft existieren kann. Hätte man das Ziel eines Biotopverbunds glaubhaft verfolgen wollen, hätte man den Baumbestand besser so belassen sollen.
  • Eine Nutzung für Radfahrer würde wohl bedeuten, den Weg versiegeln/pflastern (und nachts zu beleuchten?). In diesem Fall wäre es sinnvoller gewesen, den Grete-Zabe-Weg selbst für Radfahrer besser zu ertüchtigen.
  • Wie hier ein Anschluss an den Osterbekgrünzug (für Wanderer?) gelingen soll, erschließt sich ebenso nicht. Wie im beigefügten Word-Dokument detaillierter aufgeführt, gibt es derzeit keine sinnvolle Möglichkeit, die Dehnhaide am Ende des Grünzugs direkt zu überqueren. Darüber hinaus lassen sich nach unseren Informationen die weiteren Grünzüge entlang des Pinelswegs gar nicht für eine weitere Wegführung nutzen, die aber für einen Anschluss an den Osterbekgrünzug notwendig wären (u.a. befindet sich im Pinelsweg die Außenanlage einer Kita sowie Schrebergärten). Nach unserer Einschätzung könnte ein denkbarer Weg daher lediglich vor den Häusern des Grete-Zabe-Wegs 21 beginnen und wieder an der Dehnhaide nahe der S-Bahn-Trasse enden.
  • Sofern der Weg lediglich vor den Häusern des Grete-Zabe-Wegs 21 beginnt und an der Dehnhaide als Sackgasse endet, stellt sich für uns die Frage, wie er bezüglich Verschmutzung etc. kontrolliert werden soll. Eingesehen werden kann dieser Weg dann nämlich nur von der Anwohnerschaft. Weder Polizei noch Ordnungsamt würden auf Verschmutzungen, Lärm etc. von alleine aufmerksam.

Wir möchten das BA-Nord daher um Informationen bitten, welche Wegführung und Nutzung im Grünzug es derzeit plant und wie es gedenkt, die Ordnung sicherzustellen.

 

Nutzungsverhalten und mögliche Nutzergruppen

Der Bebauungsplan sieht ferner vor: "Mit dem Park des ehemaligen Krankenhauses Eilbek im Zentrum des Parkquartiers Friedrichsberg, dem Wandse-Grünzug im Süden und dem östlich an der Böschung zur Bahnlinie angrenzenden Gehölzgürtel sind qualitätvolle Freiräume und Naherholungsmöglichkeiten für die Bewohner des Plangebiets fußläufig erreichbar."

 

Sofern mit „Plangebiet“ der Grete-Zabe-Weg und seine Bewohnerinnen und Bewohner gemeint sind, ist dies aus unserer Sicht ein "Nullsummenspiel". Denn der Gartenstreifen der 200 Wohnparteien des Grete-Zabe-Wegs selbst erstreckt sich zu 100% entlang des Gehölzgürtels. Man würde sich also in den Grünzug begeben müssen, der hinter dem eigenen Garten liegt, um die „Naherholungsmöglichkeiten“ zu nutzen, würde aber im Garten selbst keine Privatsphäre mehr haben.
 

Wir möchten das BA-Nord daher um Informationen bitten, von welchen Nutzergruppen es für die Grünanlage bzw. für eine mögliche Wegführung ausgeht.

 

Planungsgrundlagen

Fraglich ist aus unserer Sicht, welche Planungen derzeit für das BA-Nord handlungsleitend sind. Nach unserem Verständnis wurde der Bebauungsplan "Barmek-Süd 12" von 2006 für unseren Straßenzug nicht umgesetzt, die Häuser wurden ganz anders (gem. B-Plan Barmbek-Süd 36 von 2017) gesetzt. Laut dem B-Plan "Barmbek-Süd 12" würde der Wanderweg am Ende des jetzigen Saga-Gebäudes (Hausnummer 3) wieder auf den Grete-Zabe-Weg führen. Dies ist aber gar nicht mehr umsetzbar, da er dafür über das private Gelände der Saga zu führen wäre. Damit gibt es nach unseren Informationen keine gültige, eine Wegführung vorsehende Planung.

 

Auch lässt die Begründung zum B-Plan "Barmbek-Süd 36" von 2017 den Rückschluss zu, dass eine Reihe von Punkten aus dem ursprünglichen B-Plan von 2006 nicht mehr realisierbar sind (s. z.B. 3.2.1 Bestehende Bebauungspläne: „Ebenfalls nicht mehr weiterverfolgt wird das Ziel einer einheitlichen raumbildenden Kante entlang des Entwässerungsgrabens am Grete-Zabe-Weg, wie sie im Bebauungsplan Barmbek-Süd 36 in Form einer Baulinie festgesetzt wurde.“)

Aus unserer Sicht ist es unverständlich, warum an der Planung eines "Wanderwegs" singulär festgehalten werden soll, obwohl der gesamte Bereich nicht mehr mit den inzwischen bestehenden Randbedingungen zusammenpasst.

 

Wir möchten das BA-Nord daher um Informationen bitten, auf welchen Grundlagen es derzeit seine Planungen für den Grünzug betreibt.

 

Bewertungsmaßstäbe

In der Begründung zum B-Plan "Barmbek-Süd 36" wird unter Punkt 4.4.1 „Lärmimmissionen“ festgehalten, dass „der Bau einer Lärmschutzwand eine Rodung eines Großteils des vorhandenen Baum- und Gehölzbestands an der Böschung bedingen [würde]. Daher wird im vorliegenden Fall passiven Schallschutzmaßnahmen der Vorzug gegeben.“

 

Einer Rodung des Grünzuges zu Schallschutzzwecken wurde damit nicht stattgegeben.

 

Wir möchten das BA-Nord daher darum bitten die Gründe darzulegen, weshalb es bezüglich des Schallschutzes für die Bewohnerinnen und Bewohner des Grete-Zabe-Wegs eine Rodung des Gehölzbestandes ausgeschlossen hat, nun aber offenbar für anderweitige Planungen hier keine Bedenken hat.

 

 

Wir freuen uns, mit dem BA-Nord zu unseren Anliegen und den weiteren Planungen in den Dialog zu treten. Gerne nutzen wir hierfür, wenn Sie dies für zielführend halten, auch eine der kommenden Sitzungen des Regionalausschusses Regionalausschuss Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg. Wir haben uns daher erlaubt, dieses Schreiben den Fraktionssprecherinnen und Fraktionssprechern im Ausschuss in Kopie zu senden.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Petitum/Beschluss

Um Kenntnisnahme wird gebeten.

 

Michael Werner-Boelz

 

Anhänge

Skizze