Eingabe: Basketball im Stadtpark
Sehr geehrte Damen und Herren der Bezirksversammlung Hamburg-Nord,
ich bin Mathematikstudent an der Universität Hamburg,wohnhaft in Barmbek. In meiner Freizeit spiele ich wirklich gerne Basketball, allerdings ist esäußerst schwierig geeignete Räume für diese sportliche Freizeitbeschäftigung zu finden, da sich viel Basketballplätze in einem schlechtem Zustand befinden, mehr noch, häufig handelt es sich um einen einzelnen Korb neben einem Spielplatz, der gelegentlich von einem ungeraden Boden und kaputten Netzen begleitet wird und häufig mit Fußballern geteilt werden muss. Die wenigen Plätze in gutem Zustand sind gerade jetzt im Sommer immer überfüllt und verfügen auch nur selten über ausreichende Markierungen. Im Bezirk Hamburg-Nord sind mir fast keine öffentlich zugänglichen Basketballplätze mit eingezeichneter Dreipunktelinie bekannt, man stelle sich nur mal einen Tennis-Court ohne Linien vor. Was fehlt, ist ein zentraler Ort, an dem mehrere Menschen auf guten Plätzen
miteinander spielen und sich austauschen können.
Aus diesem Grund wollte ich Sie bitten, die Möglichkeit zu prüfen, mehrere Basketballfelder
im Stadtpark zu errichten. Diese Bitte richtet sich natürlich in erster Linie an den Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport, aber mit besonderem Nachdruck auch an den Ausschuss für Seniorinnen und Senioren, Integration, Inklusion und Gesundheit und den Jugendhilfeausschuss. Gerade zum aktuellen Zeitpunkt mit herausragend und begeisternd spielenden deutschen Basketballteams bei den Olympischen Spielen in Paris und dem damit einhergehenden natürlichen Wachstum des Sports ist eine zentrale Anlaufstelle für Basketballer aus der Umgebung von immenser Bedeutung, denn schon vor diesem Erfolgserlebnis platzten die Basketballplätze aus allen Nähten. Sowohl die deutschen Damen als auch die deutschen Herren haben sich nach den ersten beiden Spielen direkt für das Viertelfinale qualifiziert, die Herren sind aktuell sogar noch ungeschlagen im Turnier. Noch darüber hinaus haben sich die 3x3 Damen als Erster der Vorrunde direkt für das Halbfinale qualifiziert und dabei unter anderen die extrem starken Teams aus den USA und Kanada besiegt. Von der Öffentlichkeit weniger stark wahrgenommen ist die deutsche Herren U18 Auswahl gestern gegen den Favoriten Serbien Europameister geworden. Die Verkaufszahlen für Basketbälle sind in den letzten ein bis zwei Wochen explodiert (noch stärker als nach dem erfolgreichen Weltmeistertitel der Männer letztes Jahr) und durch die gesamte Basketballwelt geht ein Raunen über das unglaublich starke Abschneiden der deutschen Teams. Drei Medaillen bei Olympia sind mehr als in Reichweite. Und das ist gut. Basketball ist ein unglaublich faszinierender Sport, der gerade in der 3x3 “Straßenvariante” immens viele Möglichkeiten der sozialen Teilhabe bietet:
Kleine Teamsvon nur drei Spielern treten in kurzen Spielen gegeneinander an, gespielt wird bis 21 Punkte, das Spiel ist schnell und die Freude am Sport steht im Fokus. Man spielt gegen viele verschiedene Gegner und eine Gemeinschaft kann sich herausbilden, von der insbesondere die Jugendarbeit stark profitieren kann. Denn besonders unter Jugendlichen aus Elternhäusern, die durch einen eher geringen sozioökonomischen Status geprägt sind, oder Kindern aus migrantisch geprägten Haushalten, ist der Sport beliebt. Sport verbindet und von der unglaublich integrativen Wirkung, die mehrere 3x3 Basketballfelder hätten, muss ich wohl niemanden überzeugen.
Selbstredend könnte die Eröffnung dieses neuen “Zentrums des Straßenbasketballs in Hamburg” begleitet werden von der Gründung eines Vereins der regelmäßig offizielle 3x3-Turniere für alle Altersklassen organisiert, der Spielpartnerbörsen aufsetzt, damit Menschen verschiedenster Herkunft miteinander in Kontakt treten und ihre Liebe für den Sport teilen können, der Einstiegskurse für Kinder anbietet und der Senioren und Seniorinnen an den Basketball heranführt. Denn Basketball sollte etwas für jeden sein, und was aktuell fehlt, sind die Voraussetzungen, um genau dies auch umzusetzen. Das Basketballfeld ist ein Ort genau des Austausches zwischen Menschen, von dem die Gesellschaft lebt. Die Jugendkultur, die sich rund um den Basketball herausbildet, bietet soziale Heimat und Perspektive, was gerade für die mentale Gesundheit von Jugendlichen, aber auch von Erwachsenen jeglichen Alters von zentraler Bedeutung ist. Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wird tendenziell schlechter und ein Grund, neben der zunehmenden Vereinsamung, ist fehlender Raum, sich körperlich zu betätigen. Nicht nur das, die beiden Aspekte hängen untrennbar zusammen. Existiert mit dem Basketballfeld ein Ort der körperlichen Betätigung, so existiert in ihm auch der Ort des Austausches mit anderen, der Integration und der Inklusion, ein Raum, der es schafft, auch regionale Verbundenheit in einer Großstadt herzustellen. Der Raum, sich körperlich zu betätigen, wird beim Basketball zum Raum der sozialen Heimat, der Perspektive und der Zugehörigkeit, besonders für junge Menschen. Der rapide wachsenden Basketballszene Raum zu geben, statt sie unnötig verkümmern zu lassen, scheint das Gebot der Stunde, ist was nun getan werden muss. Und gerade junge Mädchen sehen in den aktuell unglaublich starken Frauenteams Idole und Vorbilder, die für das Leben von Heranwachsenden von so unheimlich großer Bedeutung sind. In den USA erreicht die WNBA (die höchste Spielklasse der Frauen) gerade mehr Menschen als jemals zuvor und ein regelrechter Boom entwickelt sich, der gerade bei jungen Mädchen auch in Deutschland als Befreiung ankommt. Was diesen Mädchen fehlt, ist der Raum, das zu tun, was ihre Idole tun: Basketball spielen.
Der Stadtpark bietet meiner Auffassung nach den optimalen Ort für ein solches Unterfangen.
Als grünes Herz in der urbanen Landschaft Hamburgs bietet der Naherholungsort bereits diversen anderen Sportarten eine Heimat. Neben diversen Projekten unter dem Dach des Programs “Hamburg active city” wie dem Outdoor-Fitness Bereich und den Beachvolleyballplätzen hinter dem Planetarium finden sich beispielsweise auf der anderen Seite des Stadtparks ein Rugbyfeld und das Sommerfreibad, von den diversen Tennis-Courts und Hockeyfeldern oder dem Stadion der Hamburg Pioneers ganz zu schweigen. Dabei ist vor allem die Breite der Sportarten anzuführen, denn für nahezu alle Breitensportarten findet sich im Stadtpark Platz, mit einer Ausnahme: dem Basketball, der im Stadtpark ideal in die “Hamburg active city” eingebunden werden könnte.
Der Stadtpark ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln erstklassig angebunden und kann vom ganzen Bezirk aus und den weiteren umliegenden Stadtteilen schnell mit Fahrrad, Bus oder U-Bahn erreicht werden, was gerade für die oben erwähnte Inklusion aller ein zentrales Argument ist (Man bedenke, dass alle Schülerinnen und Schüler ein kostenfreien Nahverkehrsticket erhalten). Dazu kommt die Platzsparsamkeit des Basketballs: Ein 3x3 Spielfeld ist lediglich 11x15m groß und bietet auf dieser Spielfläche sechs Spielern den Raum den sie benötigen (insgesamt 165m², also 27,5m² pro Spieler). Zum Vergleich, ein Fußballfeld ist standardmäßig 7140m² groß und bietet 22 Spielern Platz, also ganze 325m² pro Spieler, mehr als das Zehnfache! Oder anders gesagt: Auf der Fläche eines Fußballfeldes könnten statt 22 Fußballspielern auch 43 3x3-Basketballfelder stehen, die 258 Spielern gleichzeitig Raum geben, ihren Sport auszuüben. So viel Fläche ist natürlich bei Weitem nicht notwendig, doch ich hoffe, die Zahlen verdeutlichen den Flächenvorteil, der gerade in einer Stadt wie Hamburg eben doch nicht vergessen werden darf und klar macht, dass der Stadtpark durch die Errichtung dieser Felder nichts an Platz einbüßen würde, im Gegenteil, der Platz würde schlicht effektiver genutzt.
Hinzu kommen weitere praktische Vorteile: Basketball kann das ganze Jahr draußen gespielt werden, solange sich im Winter kein Glatteis bildet, was ein großer Vorteil im Vergleich zu beispielsweise den Beachvolleyballfeldern im Stadtpark ist, die bereits bei nassem Boden nicht mehr bespielt werden. Der Stadtpark ist lange belichtet und diese Belichtung kann auch für die Basketballplätze genutzt werden, damit diese in der dunkleren Jahreszeit auch noch in den frühen Abendstunden bespielt werden können. Denn den Korb zu treffen wird schwierig, wenn man nach dem eigenen Feierabend selbst den Platz nicht mehr sieht. Ganz abgesehen davon, dass sich im Stadtpark vom Prellen des Balles keine Frühschläfer gestört fühlen. Im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung mit Blick auf den Sport und die Jugend wäre die Errichtung dieser Basketballfelder eine offensichtlich sinnvolle und beinahe notwendige Entscheidung, die sich fließend und natürlich in das bestehende Sportangebot des Stadtparks einlässt.
Insbesondere im Hinblick auf die neuerlich bestätigte Absicht des DOSB und der Bundesregierung die Olympischen Spiele 2040 in Deutschland abzuhalten, genau 50 Jahre nach der Wiedervereinigung, scheint die Sachlage klar: Damit Basketballdeutschland auch dann noch um Medaillen spielt, so unglaublich gut wie sie es jetzt gerade tun, muss der Nachwuchs hochkommen. Und der benötigt weder viel Platz noch viel Geld. Was er braucht, sind engagierte Menschen und ein gutes Basketballfeld. Ersteres haben wir bereits, jetzt fehlt nur noch letzteres.
Der aktuelle Zustand wird einer Sportstadt wie Hamburg nicht gerecht und deshalb bitte ich Sie inständig, die Errichtung von Basketballfeldern und 3x3 Basketballfeldern im Stadtpark zu prüfen. Jedes einzelne Feld hätte eine große Wirkung, wobei um die oben genannten Ziele zu erreichen vermutlich vier bis fünf vollständige Basketballfelder (nach FIBA-Größen), oder alternativ etwa vier bis sechs 3x3 Felder und zwei bis drei vollständige Basketballfelder (idealerweise beleuchtet) benötigt werden würden. Diese Felder würden eingebunden in die “Hamburg active city” und durch einen Verein koordiniert als zentraler Ort des Streetbasketballs im nördlichen Hamburg den Basketballern genau das geben, was benötigt wird und eine Strahlkraft aussenden, von der vor allem junge Menschen, gerade Mädchen und migrantisierte Kinder, die in den aktuellen Basketballstars Vorbilder sehen, profitieren.
Bei Rückfragen stehe ich Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung und ich würde mich
sehr freuen, zum gegebenen Zeitpunkt über weitere Details des Vorhabens zu sprechen.
Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Arbeit als Abgeordnete.
Mit freundlichen Grüßen
Der Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport wird um Kenntnisnahme gebeten.
Michael Werner-Boelz
Bezirksamtsleitung
Keine