Ein neuer Platz entsteht im Finkenau-Quartier:Benennung nach Emily Ruete
Beschlussempfehlung des Regionalausschussches Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg
Letzte Beratung: 02.04.2019 Hauptausschuss Ö 7.2
Der Regionalausschuss Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg hat sich in seiner Sitzung am 25.02.2019 mit der o.g. Thematik auf der Grundlages eines Antrages der SPD- und GRÜNE Fraktion befasst und einstimmig folgende Beschlussempfehlung verabschiedet:
geprüft werden, ob zum Beispiel von der Geschichtswerkstatt Barmbek eine Geschichtstafel mit weiteren Informationen zu ihrem Leben am Platz angebracht werden kann.
Begründung:
Am Südende der Leo-Leistikow-Allee, der Hauptachse im neuen Finkenauquartier, wird in Kürze ein Quartiersplatz entstehen. Der Regionalausschuss hat im Juni 2018 beschlossen, dass dieser Platz einen Namen erhalten soll. Von einer Reihe von Bürgerinnen und Bürgern wurden Vorschläge für Namen eingereicht, die im Ausschuss auch bereits diskutiert wurden.
Da in Hamburg Straßen und Plätze überwiegend nach Männern benannt sind, werden im Bezirk Hamburg-Nord neu entstehende Straßen und Plätze bevorzugt nach Frauen benannt.
Der Platz im Finkenau-Quartier soll künftig den Namen Emily-Ruete-Platz tragen.
Emily Ruete wurde am 30. August 1844 als Sayyida Prinzessin Salme von Oman und Sansibar in Sansibar-Stadt, Tansania geboren. Sie verstarb am 29. Februar 1924 in Jena. 1866 lernte sie den Hamburger Kaufmann Rudolph Heinrich Ruete kennen. Eine Heirat wurde ihr jedoch untersagt. Im August desselben Jahres floh Prinzessin Salme mit Unterstützung des britischen Konsuls im vierten Monat schwanger mit einem englischen Kriegsschiff, um der Todesstrafe durch Steinigung wegen ihrer Schwangerschaft zu entgehen.
In Aden heiratete sie Rudolph Heinrich Ruete und zog mit ihm nach Hamburg, wo sie an der auf der Uhlenhorst in der Schönen Aussicht lebten. Am 1. April 1867 ließ sie sich taufen, konvertierte zum Christentum und nahm den Namen Emily Ruete an.
Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1870 versuchte sie vergeblich, sich mit ihrer Familie
auszusöhnen. Diverse Reisen nach Sansibar, bei denen sie versuchte, das Erbe ihrer Mutter
zurückzuerlangen, scheiterten. Obwohl zu Lebzeiten von ihrer Verwandtschaft verstoßen, ist Emily Ruete heute im Palastmuseum in Sansibar ein Raum zu ihrem Andenken gewidmet.
1886 veröffentlicht Emily Ruete ihr erstes Buch, das ihr Leben auf Sansibar mit dem Leben in Deutschland verglich und dabei ihr kulturelles Erbe anschaulich illustrierte. Es wurde ein Welterfolg und ist als Neuauflage noch heute erhältlich. Neben den daraus erzielten Einkünften
verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt als Lehrerin für Arabisch.
Nach ihrem Tod wurde sie in der Familiengrabstätte der Ruetes auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. Ihr Grab wird als Prominentengrab bewahrt. Anlässlich des im Jahre 2007 europaweit begangenen Jahres zur Chancengleichheit für alle wurde ein Erinnerungsstein im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg für die Prinzessin von Oman und Sansibar aufgestellt.
2001 wurde in London eine Ausstellung rund um ihr Leben präsentiert. Noch heute tragen
Hotels und weitere Orte auf Sansibar ihren Namen.
Die Biografie Emily Ruetes weist viele Besonderheiten auf, die eine Ehrung Ruetes sinnvoll erscheinen lassen:
•Zu einer Zeit, in der nur Männer Lesen und Schreiben lernen durften, brachte sie sich
beides selbst bei
•Sie wagt den Aufstand gegen ihre Familie und die damaligen Sitten und verlässt aus
Liebe ihre Heimat
•Sie veröffentlichte als erste Frau aus der muslimischen Welt und als erste Person aus
Sansibar eine Autobiographie
•Sie setzte sich für Bildung und Gesundheitsvorsorge besonders für Frauen ein
Ruete ist ein wunderbares Beispiel für eine starke Frau, die trotz widriger Umstände in der Fremde ihr Leben gelebt hat. In ihrer Hamburger Zeit wohnte sie nur einige hundert Meter vom Platz im Finkenauquartier entfernt.
Der Hauptausschuss folgt der Beschlussempfehlung.
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