Beschlussempfehlung des Regionalausschusses Fuhlsbüttel-Ohlsdorf-Langenhorn-Alsterdorf-Groß Borstel: Gedenktafel für Wolfgang Borchert: Würdigung eines engagierten Pazifisten
Letzte Beratung: 01.03.2022 Hauptausschuss Ö 7.3
Der Regionalausschuss Fuhlsbüttel-Ohlsdorf-Langenhorn-Alsterdorf-Groß Borstel hat sich in seiner Sitzung am 21.02.2022 mit oben genannter Thematik auseinandergesetzt und mehrheitlich, bei zwei Gegenstimmen aus der CDU, folgende Beschlussempfehlung formuliert:
„Der Hamburger Schriftsteller Wolfgang Borchert (1921 - 1947) wurde bekannt durch sein 1947 erstmals aufgeführtes Theaterstück „Draußen vor der Tür“ - ein engagiertes Antikriegstestament mit der entscheidenden Aussage „Sag NEIN“.
Wolfgang Borchert wohnte nach dem Kriege, aus dem er schwerkrank heimgekehrt war, in Alsterdorf. In den Jahren 1946 und 1947 führten ihn seine Spaziergänge mit seiner Mutter Hertha Borchert fast täglich an die Alster, am früheren Lösch- und Ladeplatz, an der Brabandstraße vorbei.
Dort entstand ab 1980 eine neue Wohnsiedlung. 1981 beschloss die Bezirksversammlung Hamburg-Nord zum 60. Geburtstag von Wolfgang Borchert, die Siedlung nach ihm zu benennen. Ein starkes Zeichen und ein Gegendenkmal zur Hindenburgstraße und damit zu Hindenburg, der als Reichspräsident Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt und dem Nationalsozialismus so auch den Weg geebnet hat.“
Begründung:
Im Jahr 1981 hat die Bezirksversammlung Hamburg-Nord beschlossen, die Neubausiedlung an der Hindenburgstraße Ecke Maienweg „Wolfgang-Borchert-Siedlung“ zu nennen. Bis heute fehlt ein Hinweis oder eine Tafel, wie es zu dieser Benennung kam.
Im Mai 1981 gab es in Alsterdorf eine öffentliche Veranstaltung zu dem Thema „Wolfgang Borchert und sein Bezug zum Stadtteil“. An dieser Veranstaltung nahm auch die damals bereits 86 Jahre alte Mutter Hertha Borchert teil.
Wolfgang Borchert war 1941 zum Kriegsdienst eingezogen und wegen seiner kritischen Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus in sogenannten Strafbataillonen eingesetzt worden. Im Mai 1945 kam er schwerkrank nach Hamburg zurück. Er wohnte dann bis 1947 bei seinen Eltern in der Carl-Cohn-Straße, bis er immer noch schwerkrank in die Schweiz fuhr, wo er am 20.11.1947 starb.
1947 schrieb Wolfgang Borchert das Anti-Kriegshörspiel „Ein Mann kommt nach Deutschland“ mit der zentralen Aussage „Sag NEIN! Testament gegen den Krieg“, das am 13.02.1947 vom Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) erstmals unter dem Titel „Draußen vor der Tür“ gesendet wurde. 1947 fand die Uraufführung in den Hamburger Kammerspielen statt. Ein engagiertes Hörspiel und Theaterstück gegen den Krieg, das bis in die 1980er Jahre in jeder Hamburger
Schule gelesen wurde.
Hertha Borchert erklärte, dass sie vor der Reise Wolfgangs in die Schweiz fast täglich eine kleine Spazierrunde an der Alster gemacht hat, auch an der ehemaligen Lösch- und Ladestelle an der Brabandstraße, direkt vor der 1980 geplanten Neubausiedlung zwischen Brabandstraße und der Alsterkrugchaussee.
1980/81 gab es im Stadtteil auch die Diskussion um die Umbenennung der Hindenburgstraße, da der frühere Reichsmarschall in seiner Funktion als Reichspräsident einer der wichtigsten Wegbereiter von Hitler als Reichskanzler war. Die Umbenennung der Hindenburgstraße ist bislang nur auf der Höhe des Stadtparks gelungen.
So entstand die Idee, wenn schon die Umbenennung der Hindenburgstraße hier nicht gelingt, dieser ein Gegengewicht zu geben, indem die neue Wohnsiedlung an der Westseite der Hindenburgstraße nach einem engagierten Kämpfer gegen den Krieg und gegen den
Nationalsozialismus benannt werden solle. Vorher hatte Wolfgang Borcherts Mutter diesem Vorschlag noch zugestimmt.
Am 07.06.2021 stimmte der Regionalausschusses Langenhorn-Fuhlsbüttel-Ohlsdorf-Alsterdorf-Groß Borstel einstimmig mit der Drucksache 21-2331 zu, hier eine Gedenktafel aufzustellen.
Die Fraktionen haben nun gemeinsam den untenstehenden Text abgestimmt, der Wolfgang Borchert würdigen und seinen Bezug zum Stadtteil und zu der Wohnsiedlung erläutern soll.
Der Hauptausschuss folgt der Beschlussempfehlung.
Keine
Keine Orte erkannt.
Die Erkennung von Orten anhand des Textes der Drucksache kann ungenau sein. Es ist daher möglich, das Orte gar nicht oder falsch erkannt werden.