Weniger Taubendreck in Kirchdorf-Süd - Taubenschlag einrichten
Die Bezirksversammlung hat dem Antrag der SPD-Fraktion Drs. Nr. 21-4949 in ihrer Sitzung am 24.01.2019 in der nachfolgend aufgeführten Fassung mehrheitlich - gegen die Stimmen der CDU- und AfD-Fraktion und der PIRATEN-Gruppe - zugestimmt.
In der Großwohnanlage Kirchdorf-Süd hat jede Wohnung einen Balkon. Diese Balkone werden ungefragt von Untermietern besetzt: Verwilderte Haustauben.
Sie hinterlassen jede Menge ätzenden gesundheitsgefährdenden Kot und brüten hier bis zu 10 Mal im Jahr. Das verursacht Gestank und dauerndes Gegurre vor dem Schlafzimmerfenster ab 05:00 Uhr morgens im Sommer. Die Menschen in Kirchdorf-Süd könnten endlos von vergeblichen Vertreibungsversuchen berichten. Viele haben aufgegeben und nutzen den Balkon nicht mehr. Nur ein teures, professionell angebrachtes Taubennetz am Balkon hält die Untermieter wirksam fern. Das verlagert das Problem aber nur auf die noch ungeschützten Balkone, Balkonsimse, Fensterbänke, Außenanlagen und Spielplätze. Die Taubenpopulation und deren eklige Hinterlassenschaft reduzieren sich dadurch nicht.
Dank der emsigen Bemühungen des Vereins „Hamburger Stadttauben e.V.“ etabliert sich In Hamburg gerade ein Konzept zur längerfristig wirksamen Reduzierung der Taubenpopulation und deren Hinterlassenschaften, das in anderen Städten längst umgesetzt wird, in Augsburg, Regensburg und Aachen etwa. Dort wurden schon in den Neunzigern Taubenschläge errichtet, in denen man die Vögel füttert und auf Gipseiern brüten lässt. Der Kot bleibt im Taubenhaus auf dem Dach, wo er regelmäßig entsorgt wird und der Nachwuchs ist unter Kontrolle. Artgerechtes Körnerfutter sorgt für gesunde Tauben, die keine Krankheiten übertragen können. An der Südwestseite des Hauptbahnhofgebäudes, in der ehemaligen Lokführerwohnung im Mäuseturm, entstand vor zwei Jahren der erste öffentliche Taubenschlag in Hamburg. Ein voller Erfolg! Nach dem Taubenschlag am Hauptbahnhof sind inzwischen zwei weitere auf dem Dach der Centrum-Moschee in St. Georg und in der Süderstraße, beim Tierheim entstanden. Die SAGA hat diesen Sommer den ersten SAGA Taubenschlag auf dem Dach eines Hochhauses im Mummelmannsberg im Harvighorster Redder 51 eröffnet. Der Taubenschlag kostete rund 12.000,- €. Die Kosten des geringfügig beschäftigten Taubenschlagbetreuers übernimmt hier die SAGA.
Ein Taubenschlag auf einem Dach in Kirchdorf-Süd kann die erste richtig wirkungsvolle Methode für die Reduzierung der umfangreichen Taubenpopulation und deren Kot sein.
Die Bezirksversammlung möge deshalb beschließen:
Die Bezirksversammlung begrüßt die Errichtung eines Taubenschlags in Kirchdorf-Süd als Pilotprojekt für Großwohnsiedlungen in Hamburg-Mitte.
Der Bezirksamtsleiter wird gebeten, sich bei der Behörde für Umwelt und Energie (BUE), der SAGA und dem Verein Hamburger Stadttauben e.V. für die Installation und langfristige Betreuung eines Taubenschlages in Kirchdorf-Süd einzusetzen.
Die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte stellt bis zu 15.000 Euro aus dem Förderfonds für die Errichtung des Taubenschlags zur Verfügung, wenn die Finanzierung der langfristigen Betreuung des Taubenschlags gesichert ist.
Die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) nimmt zu dem Beschluss mit Schreiben vom 14.03.2019 wie folgt Stellung:
„Die Errichtung von Taubenschlägen soll dazu führen, dass ein Taubenbestand in einem Schlag gebunden wird. Hier erhalten die Tiere artgerechtes Futter und werden gesundheitlich überwacht und bei Bedarf medizinisch versorgt. In gewissem Umfang werden Eier gegen Attrappen ausgetauscht, um die Vermehrung dieser im Schlag brütenden Tiere zu reduzieren. Den Tauben im Schlag wird es bei guter Betreuung entsprechend gut gehen.
Eine maßgebliche Reduktion der Populationsgröße der Tauben außerhalb des Schlags ist kaum zu erwarten, wenn nicht die begrenzenden und nun freiwerdenden Ressourcen Futter und Nistplätze zusätzlich beschränkt werden. Andernfalls werden diese durch nachrückende Vögel der Umgebung und Jungtiere besetzt.
Die Schläge werden von Tauben der Umgebung aufgesucht, die sich über gewisse Zeiträume dort aufhalten. Damit sind Tauben ggf. in der Umgebung weniger anzutreffen und die empfundene Belästigung und Verschmutzung bestimmter Bereiche könnten abnehmen.
Der Erfolg eines Taubenschlags ist nicht mit Sicherheit vorhersehbar und von verschiedenen Faktoren abhängig. Nicht allein die Akzeptanz des Schlags durch die Tiere ist bedeutsam, auch die Effektivität der begleitenden Maßnahmen wie Futter- und Brutplatzreduktion sind entscheidend und sollten begleitend verfolgt werden. Bei Gebäuden, die sich in Privathand befinden, ist auch der Eigentümer gefragt, Maßnahmen zu ergreifen.
Neben der Suche nach einem geeigneten Standort für die Errichtung eines Taubenschlags und den Errichtungskosten ist insbesondere die dauerhafte Unterhaltung des Schlags mit Personal-, Betreuungs-, Verbrauchsmaterial- und Entsorgungskosten zu berücksichtigen. Das Personal muss entsprechend sachkundig, erfahren und zuverlässig im Umgang mit Tauben, sein. Die spätere Schließung eines angenommenen Taubenschlags ist aus Sicht des Tierschutzes nicht ohne weiteres vertretbar.
Zusätzlich zu den einmalig aufzubringenden Kosten zur Errichtung des Taubenschlags sind insbesondere die hohen und dauerhaft ins Gewicht fallenden Kosten zur Unterhaltung dieses Taubenschlags zu bedenken. Die Errichtung des Taubenschlags soll durch den Bezirk Hamburg-Mitte finanziert werden, die dauerhafte Unterhaltung soll durch den Bezirk nicht übernommen werden. Gerade dieser fällt finanziell jedoch ins Gewicht, insbesondere wenn weitere Schläge bei Erfolg folgen sollen.
Die BGV unterstützt bereits den dauerhaften Unterhalt eines durch den HTV betreuten Taubenschlags, der sich ebenfalls in Hamburg-Mitte befindet. Für eine finanzielle Unterstützung weiterer Schläge stehen keine Haushaltsmittel zur 2019/2020 zur Verfügung.
Unter Berücksichtigung der Vorgaben des Finanzrahmengesetzes sieht die BGV insbesondere für die dauerhaft abzusichernde Betreuung weiterer Taubenschläge keine finanziellen Kapazitäten.“
Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen bzw. die SAGA nimmt zu dem Beschluss mit Schreiben vom 15. März 2019 wie folgt Stellung:
„Im Gegensatz zu den Ausführungen in dem o.g. Beschluss hat das Pilotprojekt der SAGA hinsichtlich eines Taubenschlags in Mümmelmannsberg im Havighorster Redder 51 auch wegen eines aktuellen dortigen Wasserschadens noch nicht begonnen.
Im Verlaufe dieses Jahres ist aber nach Beseitigung des Schadens und Identifizierung der Ursache dafür mit dem Start des Projekts zu rechnen, sofern die noch zu beantragende Baugenehmigung dafür erteilt wird.
Die SAGA möchte zunächst die Ergebnisse dieses Pilotprojekts abwarten und danach entscheiden, ob das Projekt ausgeweitet werden soll.
Bisherige Erfahrungen zu den Kosten in Mümmelmannsberg lassen darauf schließen, dass die benannten 15.000 Euro aus einem Förderfonds nur zu einer Kostendeckung im ersten Jahr eines solchen Projekts in Kirchdorf-Süd führen.“
Um Kenntnisnahme wird gebeten.