23-0006

Verlängerung Modellprojekt "Quartiersbezogene aufsuchende Arbeit für Menschen in besonders prekären Lebenslagen" (Straso Neustadt)

Vorlage öffentlich

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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04.07.2024
Sachverhalt

 

Mit der Berichtslage über eine Zunahme obdachloser Menschen in der Neustadt hat das Bezirksamt Hamburg-Mitte 2022 einen runden Tisch in der Neustadt eingerichtet (22-2291). Aus den Gesprächen mit beteiligten Behörden und Einrichtungen, Nachbarschaft und Gewerbetreibenden wurde insbesondere der Wunsch nach aufsuchenden Angeboten für obdachlose Menschen geäert. Als eine resultierende Maßnahme wurde die Durchführung des Modellprojekt „Quartiersbezogene aufsuchende Arbeit für Menschen in besonders prekären Lebenslagen“ beschlossen (22-3404).

 

r das einjährige Modellprojekt wurde nach einem Interessensbekundungsverfahren der Träger Pestalozzi Stiftung mit dem Projekt Reling“ beauftragt, welches die Arbeit im August 2023 aufnehmen konnte. Für das Projekt wurden aus bezirklichen Sondermitteln 64.996 €r eine Vollzeitstelle Sozialarbeit inkl. Sachmitteln zur Verfügung gestellt. Durchgeführt wurde das Projekt mit 2 Sozialarbeiterinnen zu je 20h pro Woche.

 

Im Rahmen der aufsuchenden Arbeit zur Ermittlung der persönlichen Lebenssituation und der Hilfebedarfe der Zielgruppe konnten bis zum jetzigen Zeitpunkt folgende Erkenntnisse gewonnen werden:

Regelmäßig halten sich etwa 60-80 Personen in der Neustadt auf, davon 8-10 Personen in Begleitung eines Hundes. Der Großteil dieser Personen schläft auf der Straße und verfügt weder über Einkommen noch über eine Krankenversicherung. Die soziodemographischen Merkmale dieser Gruppe unterscheiden sich nur unwesentlich von den Ergebnissen belastbarer Erhebungen, wie der Obdachlosenerhebung 2018 und den regelmäßigen Auswertungen des Winternotprogramms. Die Mehrheit der Klienten ist polnischer Herkunft. In Bezug auf Suchterkrankungen steht die Alkoholabhängigkeit bei vielen Betroffenen im Vordergrund. Die Anzahl der Menschen, die auf der Straße übernachten, verringert sich bemerkbarhrend der Betriebszeiten des städtischen Winternotprogramms von November bis einschließlich März. Die von dem Projekt eingerichtete Hotline wurde in den anfänglichen Sommermonaten gut genutzt. Die Beschwerden betrafen hauptsächlich Fäkalien, nächtliche Lautstärke sowie Verschmutzungen bzw. temporär zurückgelassene Habe der betroffenen Personen. Während der Wintermonate gingen entsprechende Rückmeldungen zurück. Dieser Rückgang lässt sich darüber hinaus auch mit dem Umzug der städtischen Notunterkunft Pik As begründen, der zum Juni 2023 stattgefunden hat.

 

Überlegungen im Hinblick auf eine Verstetigung des Modellprojekts sollten im Kontext neuer Entwicklungen und gesamtstädtischer Maßnahmen getroffen werden. Neben der Erprobung neuer Ansätze rund um den Hauptbahnhof ist hier insbesondere die Neukonzeptionierung der Straßensozialarbeit von Bedeutung, die von der zuständigen Sozialbehörde voraussichtlich Mitte 2025 abgeschlossen ist. Auszugehen ist, dass auch angrenzende Sozialräume wie die Neustadt von bereits getroffenen und zukünftigen Maßnahmen profitieren werden.

 

Vor diesen Hintergründen wird eine Verlängerung des Projektes bis zum Beginn des kommenden Winternotprogramms als sinnvoller angesehen, als eine direkte Verstetigung. Der Träger des Projekts soll daher bis zum 31.10.2024 in der Neustadt tätig sein. Die weiteren Entwicklungen und Bedarfe in der Neustadt werden weiterhin beobachtet. Die Verwaltung setzt sich dahingehend für eine bedarfsgerechte Verteilung neuer Ressourcen von Straßensozialarbeit ein, die auch sozialräumliche Schwerpunkte in Hamburg-Mitte berücksichtigt.

 

Petitum/Beschluss

Beschluss:

 

Die Bezirksversammlung möge beschließen:

 

-          Die Verwaltung wird beauftragt, die Laufzeit der Förderung des Projekts „Straso Neustadt“ bis zum 31.10.2024 zu verlängern.

 

-          Der Träger soll weiterhin die im Projekt beschriebenen Aufgaben durchführen. Die regelmäßige Evaluation des Trägers soll fortgeführt und ein Abschlussbericht erstellt werden. Dessen Ergebnisse werden der Sozialbehörde zur Verfügung gestellt, um nach Möglichkeit in die Neukonzeptionierung der Straßensozialarbeit einzufließen.

 

-          Dafür werden von der Bezirksversammlung bis zu 19.000€ r eine Vollzeitstelle Sozialarbeit inkl. Sachmittel aus bezirklichen Mitteln (Förderfonds konsumtiv) befristet bis zum 31.10.2024 zur Verfügung gestellt.