22-2699.2

Verkehrssituation im Umfeld der Abfahrt Wilhelmsburg-Mitte

Mitteilung öffentlich

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20.12.2022
Sachverhalt

Der Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel hat in seiner Sitzung am 22.02.2022 dem Antrag der SPD-, CDU-, FDP- und GRÜNE-Fraktion Drs. Nr. 22-2699 in der nachfolgend aufgeführten Fassung einstimmig zugestimmt. Die Bezirksversammlung hat den Beschluss am 22.09.2022 bestätigt.

 

Die Verlegung der ehemaligen Reichsstraße B 75 hat Wilhelmsburg verändert. Neue Wohnungsbaupotentiale entstehen und der Stadtteil wächst zusammen.

Seit Oktober 2019 ist die neue Trasse der B 75 mit der verlegten Abfahrt „Hamburg- Wilhelmsburg“ an der Dratelnstr. in Betrieb und die ehemalige Abfahrt an der zentralen Ost-West-Achse (Neuenfelder Str./Mengestr.) im Rückbau. Inzwischen ist die Test- und Anpassungsphase der neuen Abfahrt abgeschlossen. Es bleibt das Problem, dass die Abfahrt großräumig Verkehr, auch aus dem naheliegenden Hafen anzieht, dass der Verkehr schlecht abfließt und sich der Verkehr im Weiteren auf Straßen verlagert, die dafür nicht vorgesehen sind. Die möglichen Ausweichrouten, wie der Vogelhüttendeich/Schlenzigstr., die Neuenfelder Str./Kirchdorfer Str./Otto-Brenner-Str. und sogar die Thielenstr. sind dazu auch teilweise nicht in der Lage. Im Süden der Dratelnstr. ist die Kreuzung teilweise so überlastet, dass sich der Verkehr häufig weit zurückstaut.

 

Der Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel möge beschließen:

Der Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel bittet den Leiter des Bezirksamtes sich dafür einzusetzen, dass die Dienststellen des Bezirksamtes Hamburg-Mitte, die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer und die IBA Hamburg GmbH über die verkehrliche Situation berichten. Der Bericht  soll dabei die gesamtverkehrliche Situation im Umfeld der Abfahrt Wilhelmsburg- Mitte und deren Auswirkungen und mögliche Lösungsvorschläge im Blick haben. Hierzu sollen auch bereits vorliegende Gutachten zugestellt und vorgestellt werden.

 

Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende nimmt unter Einbeziehung aller Beteiligten mit Schreiben vom 05.12.2022 wie folgt Stellung:

 

Die Wilhelmsburger Reichsstraße (WBR) wurde zwischen 2013 und 2019 um etwa 400 Meter nach Osten an die Bahngleise der parallel verlaufenden Eisenbahnstrecke verlegt. Durch diese Maßnahme sollte zum einen die Lärmbelastung durch die beiden stark befahrenen Verkehrsachsen an einem Ort gebündelt und durch verbesserten Lärmschutz reduziert werden. Zum andern soll entlang der alten Trasse Platz für Grünflächen und neue Wohnbauentwicklung geschaffen werden. In diesem Zusammenhang wurde die Anschlussstelle Wilhelmsburg Mitte nach Norden verlegt und schließt an die Rotenhäuser Straße / Dratelnstraße an. Die südliche Anschlussstelle ist weiterhin an die Straße Kornweide angebunden.

 

Im Stadtteil Wilhelmsburg wurden in den letzten Jahren an einer Vielzahl von Standorten Verkehrszählungen durchgeführt, die einen Überblick über die Belastungen der Hauptverkehrs - und Bezirksstraßen bis zum Jahr 2020 geben. Aufgrund der pandemischen Situation seit Anfang 2020, die das Verkehrsverhalten und damit auch das Verkehrsaufkommen deutlich beeinflusste, liegen für den Zeitraum seit der Inbetriebnahme der WBR nur wenige aussagekräftige Verkehrszählungen vor. Anhand der zur Verfügung stehenden relevanten Zählungen kann daher nur eine eingeschränkte Aussage zur gesamtverkehrlichen Situation für den Raum Wilhelmsburg gegeben werden.

 

Die Auswertung der vorhandenen Verkehrsdaten zeigt, dass für neun Zählstellen Vergleichszählungen vorhanden sind, so dass an diesen Punkten eine Aussage zur Veränderung getroffen werden kann. Unter Berücksichtigung dieser Zählstellen kann keine grundsätzliche Zunahme der Verkehre beobachtet werden (Vergleichszählungen liegen im Zeit-raum 2009 bis 2015).

 

Höhere Verkehrsbelastungen wurden demnach an folgenden Straßen ermittelt: Dratelnstraße / Neuenfelder Straße / Otto-Brenner-Straße / Kornweide.

 

Der Regionalausschuss Wilhelmsburg / Veddel führt explizit die Ausweichrouten Vogelhüttendeich / Schlenzigstraße, die Neuenfelder Str. / Kirchdorfer Str. / Otto-Brenner-Straße, die Thielenstraße sowie die Dratelnstraße auf und ergänzt, dass diese nicht dazu in der Lage sind, den großräumigen Verkehr der Abfahrt aufzunehmen.

 

Die Zunahme der Verkehre auf der Dratelnstraße ergeben sich aus der Verlegung der Anschlussstelle Wilhelmsburg Mitte - von der Mengestraße / Neuenfelder Straße in die Rotenhäuser Straße / Dratelnstraße und durch die verdichteten Nutzungen im Umfeld der Dratelnstraße (u.a. Nutzungen im Inselpark). Hier liegt eine deutlich gestiegene Verkehrsbelastung vor, in Folge derer auch Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit auftraten. Dies kann auch die örtliche Verkehrsdirektion bestätigen, nach deren Einschätzung die Dratelnstraße aufgrund ihrer Dimensionierung mit einem Fahrstreifen je Richtung kaum die abfließenden Verkehre der Anschlusstelle Wilhelmsburg Mitte aufnehmen kann. Im Verlauf der Dratelnstraße in Richtung Neuenfelder Straße befinden sich vier signalisierte Fußgängerquerungen, wobei insbesondere die Lichtsignalanlage am Gerd-Schwämmle-Weg zu den Hauptzeiten stark frequentiert ist, was die Leistungsfähigkeit der Straße deutlich reduziert.

 

Am Knotenpunkt Dratelnstraße / Mengestraße / Neuenfelder Straße treten auf Grund der Belastungen in den Spitzenstunden zeitweise Rückstauungen in der Dratelnstraße auf, die jedoch nur selten zu übermäßigem Zeitverlust führen. Mit angepassten verkehrsabhängigen Sonderprogrammen, die die Grünzeiten optimieren, wird in der Morgen- und Nachtmittagsspitze die Zufahrt von der Dratelnstraße priorisiert. Durch die Anpassungen der Signalzeitenpläne ist der Knotenpunkt mit den gezählten Verkehrsmengen aus 2021 rein rechnerisch leistungsfähig, was eine zeitweise Bildung von Rückstauungen aber nicht ausschließt.

 

Die weitere Betrachtung der genannten Routen und Knotenpunkte führt zu folgendem Ergebnis: Auf der Neuenfelder Straße ist eine höhere Verkehrsbelastung erkennbar, die auch auf die neuen Nutzungen im Bereich des Inselparks zurückzuführen ist. Auf der Otto-Brenner-Straße sind die Verkehrszahlen im Vergleich der Jahre 2009 und 2021 ebenfalls von ca. 10.000 Kfz/ Tag auf 12.000 Kfz/ Tag angestiegen. Auf der Kirchdorfer Straße und der Thielenstraße lassen sich keine höheren Belastungen aus den Zähldaten ableiten. Für die Schlenzigstraße und den Vogelhüttendeich liegen keine aktuellen Zähldaten vor, daher können keine Vergleiche angestellt werden.

 

Die Auswertung der vorliegenden Inrix-Daten (Floating Car Data - mit denen ein Rückschluss auf die gefahrenen Geschwindigkeiten sowie auf Reisezeitverluste möglich ist) führte ebenfalls zu dem Schluss, dass im Vergleich zur verkehrlichen Situation vor der Verlegung der WBR, im südlichen Bereich der Dratelnstraße Rückstauungen entstehen, aus denen aber keine Überstauung des Knotenpunktes abgeleitet werden kann. Am Knotenpunkt Neuenfelder Straße / Kirchdorfer Straße / Otto-Brenner-Straße treten im Knotenarm Neuenfelder Straße nur geringfügige Rückstauungen auf. Die Situation auf der Kirchdorfer Straße und der Otto-Brenner-Straße sind dagegen vergleichbar mit denen vor der Verlegung der WBR.

 

Die Auswertungen der vorliegenden Daten lassen keinen sofortigen Handlungsbedarf erkennen. Für den Knotenpunkt Dratelnstraße / Mengestraße / Neuenfelder Straße sowie für die Dratelnstraße sind nach der erfolgten Anpassung der Signalzeiten am Knotenpunkt derzeit keine weiteren Maßnahmen geplant.

 

Im Zuge der Entwicklung und Realisierung der neuen Quartiere Wilhelmsburger Rathausviertel, Elbinselquartier und Spreehafenviertel ist künftig von einer steigenden Verkehrsdichte auszugehen. Perspektivisch sind daher weitere Ausbaubedarfe notwendig, um die Verkehrsmengen bewältigen zu können. Das gilt sowohl für den motorisierten Individualverkehr (MIV) als auch für den ÖPNV sowie den Rad- und Fußgängerverkehr.

 

Um die zukünftige Abwicklung aller Verkehre leistungsfähig gewährleisten zu können, werden im Rahmen der Bebauungsplanentwürfe Flächenbedarfe für die verkehrliche Erschließung ermittelt und bei Bedarf gesichert. In den Entwicklungsgebieten wird darauf geachtet, dass die Verkehrserzeugung der neuen Quartiere durch Mobilitätsangebote verringert und eine Stärkung des Umweltverbundes in Mobilitätskonzepten berücksichtigt wird.

 

 

Petitum/Beschluss

Um Kenntnisnahme wird gebeten.