RISE-Fördergebiet Billstedt / Horn - Energetisches Quartierskonzept Tinnumer Weg
Letzte Beratung: 23.07.2025 Stadtplanungsausschuss Nord Ö 5
Hintergrund
Der Bauverein der Elbgemeinden (BVE) eG hat in Zusammenarbeit mit der Baugenossenschaft HANSA eG für das Quartier „Tinnumer Weg / Kaltenbergen“ im RISE-Fördergebiet Billstedt/Horn ein energetisches Quartierskonzept (EQK) erstellen lassen. In den vier Handlungsfeldern „Allgemeine Quartiersentwicklung“, „Nachhaltige Wärmeversorgung“, „Mobilität“ sowie „Klimaanpassung und Biodiversität“ wurden 19 Maßnahmen zur energetischen Quartiersentwicklung erarbeitet. Zentrale Maßnahmen sind die Umstellung der Wärmeversorgung auf Fernwärme sowie die energetische Gebäudesanierung. Daneben werden Maßnahmen zur Stärkung des Fuß- und Radverkehrs im Quartier sowie Maßnahmen zur Entsiegelung vorgeschlagen. Das energetische Quartierskonzept wurde anteilig gefördert über das KfW-Programm 432 „Energetische Stadtsanierung“. Die Maßnahmen werden durch die beteiligten Wohnungsunternehmen umgesetzt und finanziert. Die energetischen Maßnahmen an Gebäuden werden aus Mitteln der IFB gefördert. Maßnahmen im Wohnumfeld werden innerhalb der Förderlaufzeit RISE Billstedt/Horn gefördert. Bei Umsetzung aller vorgeschlagenen Maßnahmen können die CO2-Emissionen im Quartier um bis zu 2.400 t/a reduziert werden.
Das energetische Quartierskonzept (EQK) ist dieser Drucksache als Anlage beigefügt.
Kurze inhaltliche Zusammenfassung
Mit dem Programm 432 „Energetische Stadtsanierung“ fördert die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Erstellung integrierter energetischer Quartierskonzepte (EQK). Mit den EQK wird eine Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe erarbeitet, mit deren Hilfe kurz-, mittel- und langfristig CO2-Emissionen auf Quartiersebene reduziert werden können. Betrachtet werden die Handlungsfelder Wärmeversorgung, Gebäudesanierung, Mobilität sowie Klimaanpassung.
Zur Erreichung der Klimaschutzziele auf Bundesebene sowie der Erreichung der Hamburger Klimaziele (Senkung der CO2-Emissionen um 70% bis 2030 gegenüber 1990, Netto-CO2-Neutralität 2045) ist insbesondere auch bei der Beheizung und Warmwasserversorgung von Gebäuden eine Senkung des Energieverbrauchs und eine Umstellung auf erneuerbare Energien erforderlich. Die Betrachtung von Quartieren statt von Einzelgebäuden bietet hierbei eine größere Hebelwirkung zur Zielerreichung und die Nutzung von Skaleneffekten.
Vor diesem Hintergrund hat der Bauverein der Elbgemeinden (BVE) eG, in Zusammenarbeit mit der Baugenossenschaft HANSA eG, für das Quartier „Tinnumer Weg / Kaltenbergen“ein EQK nach den Vorgaben des KfW-Programms 432 erstellen lassen. Mit der Erstellung des Konzepts wurde das Büro Averdung Ingenieure & Berater GmbH beauftragt.
Gemäß KfW-Merkblatt „Energetische Stadtsanierung – Zuschuss Klimaschutz und Klimaanpassung im Quartier“ können Zuschüsse des KfW-Programms 432 an Wohnungsgenossenschaften weitergeleitet werden. In diesem Fall ist der KfW im Rahmen des Verwendungsnachweises ein Beschluss eines Rates oder zuständigen Fachausschusses über die Kenntnisnahme einzureichen. Vor diesem Hintergrund legt die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) dem Stadtplanungsausschuss Nord das angehängte EQK zur Kenntnisnahme vor.
Das Quartier
Das Quartier „Tinnumer Weg / Kaltenbergen“ liegt im Stadtteil Billstedt und umfasst überwiegend Liegenschaften des BVE eG sowie der HANSA eG. Es besteht aus 37 Gebäuden, größtenteils Mehrfamilienhäuser in Blockbauweise sowie zwei Hochhäusern mit insgesamt rund 1.100 Wohneinheiten. Etwa 2.100 Personen leben im Quartier. Errichtet wurde das Quartier in zwei Abschnitten: 1968 sowie 1973-1974. Vereinzelt wurden bereits Sanierungsmaßnahmen (etwa Fenstertausch) durchgeführt. Aufgrund des Baualters bieten die Gebäude jedoch ein hohes Potenzial für eine energetische Sanierung.
Die Wärmeversorgung des Quartiers erfolgt derzeit fast überwiegend über Erdgas. Der BVE hat zwei Blockheizkraftwerke zur effizienteren Nutzung des Brennstoffs Erdgas errichtet. Die Liegenschaften der HANSA verfügen über eine kleine Solarthermieanlage zur Unterstützung der erdgasgefeuerten Heizungsanlage. Photovoltaik (PV)-Anlagen zur Stromgewinnung sind auf den Gebäudedächern aktuell nicht vorhanden.
Die CO2-Emissionen des Quartiers betragen zusammengenommen für die Sektoren Wärme, Strom und Verkehr, ca. 7.500 t/a.
Zentrale Ergebnisse
Für die Gebäudesanierung wurden durch den Gutachter für fünf quartierstypische Gebäude jeweils drei Sanierungsszenarien betrachtet. Die Szenarien orientieren sich dabei an den Vorgaben der KfW bzw. des GEG (Gebäude-Energie-Gesetz). Die höchsten Einsparungen beim Wärmebedarf können mit umfassenden Sanierungen nach KfW-Vorgaben erzielt werden. Den höchsten Kosten-Nutzen-Effekt haben individuelle Sanierungsszenarien, bei denen nur einzelne Bauteile (etwa Fenster und Türen) angepasst werden. Die möglichen CO2-Einsparungen sind bei den umfassenden Sanierungen am höchsten.
Bei der Wärmeversorgung wurde ein Vergleich zwischen dezentralen Versorgungsvarianten und einem Anschluss an das Fernwärmenetz der Hamburger Energiewerke vorgenommen. Bei den dezentralen Versorgungsvarianten wurde der Einsatz von Erdwärme und Luftwärmepumpen verglichen. Im Ergebnis erzielt der Anschluss an das Fernwärmenetz die besten wirtschaftlichen und ökologischen Kennwerte, so dass der Fernwärmeversorgung des Quartiers der Vorzug gegeben wird.
Im Mobilitätssektor lassen sich CO2-Emissionen durch eine Veränderung des Modal Splits hinzu umweltfreundlicher Mobilität erreichen. Hier bietet das Quartier Potenziale, den Fuß- und Radverkehr zu stärken. Etwa durch Sitzmöglichkeiten, Beleuchtung von Wegeverbindungen und Fahrradabstellanlagen. Weitere Potenziale bestehen im Ausbau von Ladeinfrastruktur, um den Umstieg auf E-Mobilität im Quartier zu fördern. Ergänzend ist derAusbau von Sharing-Angeboten (Carsharing, Lastenräder) ein Potenzial im Quartier.
Im Handlungsfeld Klimaanpassung und Biodiversität bietet das Quartier Potenziale zur Entsiegelung und Begrünung von Flächen. Die Biodiversität lässt sich etwa durch das Anlegen von Blühwiesen verbessern.
Maßnahmen und weiteres Vorgehen
Für die Analyse und die daraus folgende Maßnahmenentwicklung wurden vier Handlungsfelder definiert. Ausgehend von den Ergebnissen der Analyse schlägt das Quartierskonzept eine Reihe von Maßnahmen vor, die in den einzelnen Handlungsfeldern zur Zielerreichung beitragen:
Priorität |
Umsetzung |
|
Allgemeine Quartiersentwicklung | ||
Entwicklung eines Nutzungskonzepts für die gewerblich genutzten Flächen im Morsumer Weg 8-20 |
hoch |
kurzfristig |
Einrichtung eines Arbeitskreises zur Zusammenarbeit zwischen BVE und HANSA |
hoch |
fortlaufend |
Stärkung der Öffentlichkeitsarbeit im Quartier |
hoch |
kurzfristig |
Handlungsfeld Nachhaltige Wärmeversorgung | ||
Letter of Intent mit den Hamburger Energiewerken zur Sicherung des Fernwärmeanschlusses |
hoch |
kurzfristig |
Optimierung des Heizungsnetzes (Hydraulischer Abgleich) |
hoch |
mittelfristig |
Umstellung auf Fernwärmeversorgung |
hoch |
mittelfristig |
Rückbau/Umnutzung der Energiezentralen |
niedrig |
langfristig |
Umsetzung von energetischen Modernisierungsmaßnahmen |
hoch |
fortlaufend |
Umsetzung von Mieterstromprojekten |
hoch |
kurzfristig |
Handlungsfeld Mobilität | ||
Mobilitätsmanagement: vorhandene und zukünftige Sharing-Möglichkeiten publik machen / Vorteile E-Mobilität, Angst nehmen vor Reichweiten-Angst … |
hoch |
kurzfristig |
Ausbau der Ladeinfrastruktur |
hoch |
Kurz- bis mittelfristig |
Ausbau der Abstellmöglichkeiten für Fahrräder |
hoch |
Kurz- bis mittelfristig |
Sitzmöglichkeiten und Beleuchtung am Gehweg |
hoch |
Kurz- bis mittelfristig |
Einrichten von Mobilitätshubs und Paketstation |
hoch |
kurzfristig |
Einrichten eines Quartiersladen für die Nahversorgung |
mittel |
mittelfristig |
Übergeordnete Maßnahmen: Parkraumbewirtschaftung, Modale Filter und Radwege |
mittel |
mittel- bis langfristig |
Klimaanpassung und Biodiversität | ||
Anlegen von Blühwiesen und informieren über die Notwendigkeit und Möglichkeiten sie zu fördern |
niedrig |
kurzfristig |
Entsiegelung und Begrünung mit einer klimawandelangepassten Bepflanzung |
mittel |
mittelfristig |
Schutz der Biodiversität bei energetischer Modernisierung |
hoch |
fortlaufend |
Die Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen liegt in der Zuständigkeit der Projektträger BVE eG und HANSA eG. Ein Teil der Maßnahmen befindet sich bereits in Umsetzung und wird aus Mitteln der IFB und aus RISE gefördert. Der Umsetzungshorizont liegt <3 Jahren für die kurzfristigen Maßnahmen, 3-10 Jahren bei den mittelfristigen Maßnahmen sowie einem Zeitraum von 10-30 Jahren bei den langfristigen Maßnahmen.
Bei Umsetzung aller vorgeschlagenen Maßnahmen ist eine CO2-Einsparung von 2.328 t/a möglich.
Um Kenntnisnahme des energetischen Quartierskonzepts „Tinnumer Weg/ Kaltenbergen“wird gebeten.
Die Erkennung von Orten anhand des Textes der Drucksache kann ungenau sein. Es ist daher möglich, das Orte gar nicht oder falsch erkannt werden.