22-1194.1

Reinigung und Restaurierung der Statuen der Kornhausbrücke - Mit der Geschichte verantwortungsvoll umgehen

Mitteilung öffentlich

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22.10.2020
Sachverhalt

 

Der Hauptausschuss hat in seiner Sitzung am 01.09.2020 dem nachfolgend aufgeführten Antrag der SPD-, CDU- und FDP-Fraktion Drs. Nr. 22-1194 einstimmig zugestimmt.

 

Die über den Zollkanal führende Kornhausbrücke stammt von dem Architekten und Oberingenieur Franz Andreas Meyer (1837-1901) und wurde 1888 fertiggestellt. Sie ist Teil der Hamburger Speicherstadt und verbindet Wandrahm und Grimm miteinander über die Straßen „Bei St. Annen“ zur „Brandstwiete“.

 

Auf der Nordseite der Brücke stehen seit 1903 überlebensgroße Statuen von Vasco da Gama (1469-1524), portugiesischer Seefahrer und Entdecker des Seewegs um das Kap der Guten Hoffnung nach Indien von dem Bildhauer Hermann Hosaeus (1875-1958) und Christoph Columbus (um 1451-1506), italienischer Seefahrer, der 1492 Amerika entdeckte, gefertigt von dem Bildhauer Carl Börner (1828-1905). Die Kolossalfiguren bestehen aus rotem Sandstein, während die Sockel aus rosafarbenem Granit gefertigt wurden. Die südlichen Figuren, James Cook und Ferdinand Magellan, verkörperten ebenfalls Seefahrer, wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Diese Statuen der Seefahrer und Entdecker symbolisieren Hamburgs Handel mit Übersee, der mit dem Freihafenbezirk von 1888 gewährleistet war.

 

In der Begründung des UNESCO-Welterbe Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus heißt es (Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO am 5. Juli 2015): „Die Hamburger Speicherstadt ist das größte zusammenhängende, einheitlich geprägte Speicherensemble der Welt und vermittelt in einzigartiger Weise die maritime Industriearchitektur des Historismus und Modernismus.“

 

Diese originalen Sandsteinfiguren und ihre Sockel wurden jetzt mit roter Farbe von Unbekannten rundum beschmiert und Beschimpfungen auf den Sockel geschrieben. Der Sandstein wurde durch die Farbe auch beschädigt. Diese Zerstörung erfolgte im Zuge der Proteste gegen den Rassismus. Sachbeschädigung und Zerstörung von Denkmälern sind keine akzeptable Form der Auseinandersetzung und kein verantwortungsvoller Umgang mit der Geschichte. Natürlich muss man sich mit der Geschichte dieser Statuen auseinandersetzen, aber nicht durch Gewalt. Um der Zerstörung zu begegnen muss eine kurzfristige Reinigung der Sandsteinstatuen erfolgen. In einem zweiten Schritt ist dann das Kommentieren solcher Skulpturen ein wesentlicher und verantwortungsvoller Schritt im Rahmen der öffentlichen Auseinandersetzung mit Kolonialismus und Rassismus in Hamburg.

 

Dies vorausgeschickt beschließt der Hauptausschuss:

1. Der Bezirksamtsleiter wird gebeten, sich kurzfristig bei dem zuständigen Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) und der Kulturbehörde dafür einzusetzen, dass die historischen Sandsteinfiguren der Kornhausbrücke samt ihrer Sockel fachgerecht gereinigt und restauratorisch behandelt werden.

2. Der Hauptausschuss wird über den Fortgang der Maßnahmen bis Oktober 2020 informiert.

 

Das Fachamt Management des öffentlichen Raumes nimmt zu dem Beschluss wie folgt Stellung:

 

Am 30.07.2020 hat der zuständige Wegewart gemeldet, dass an der Kornhausbrücke ein Graffiti mit dem Text „rder = Entdecker „ und weitere Graffitis und Farbschmierereien vorhanden sind.

Daraufhin wurde eine Fachfirma mit der Graffitientfernung des Schriftzuges beauftragt. Die Ausführungen für diese Arbeiten mussten an einem verkehrsberuhigten Zeitpunkt ausgeführt werden, weil sich die Arbeitsstelle im Verkehrsraum befindet. Der Schriftzug wurde am 01.08.2020 entfernt.

 

In dem zweiten Schritt wurden zwei Angebote für die Reinigung der Granitsäulen und der Sandsteinfiguren eingeholt. Eine Fachfirma ist von der Angebotsabgabe zurück getreten. Die andere Fachfirma hat in dem Zuge Bedenken angemeldet, da es sich bei der Entfernung um eine schwer zu entfernende Farbe handelt. Besonders anspruchsvoll ist die Entfernung der Farbe auf den Sandsteinfiguren, da das Material porös und die Farbe vermutlich tiefer in die Oberfläche eingezogen ist als auf dem Granit.

Des Weiteren hat die Behörde für Kultur und Denkmalpflege die Auflage gemacht, dass die Ausführungsarbeiten von einem Stein-Restaurator begleitet werden müssen.

 

Diese Faktoren haben die mögliche Beauftragung verzögert. Da die bauliche Unterhaltung dieser Brücke am 01.10.2020 an den Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) übergegangen ist, steht das Fachamt Management des öffentlichen Raumesr mit dem LSBG im Kontakt, um die Projektabwicklung von dort durchführen zu lassen.

 

 

 

Petitum/Beschluss

 

Um Kenntnisnahme wird gebeten.