22-0791

Mobilitätskonzepte neu denken. (Antrag der SPD-, CDU- und FDP-Fraktion) (beschlossene Fassung)

Antrag öffentlich

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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13.02.2020
Sachverhalt

 

Hamburg wächst seit mehr als zehn Jahren kontinuierlich an. Nachdem sich die Stadtentwicklung auf gut erschlossene Konversionsflächen und die Nachverdichtung konzentrierte, werden zunehmend die östlichen Quartiere von Hamburg Mitte weiterentwickelt. Diese Quartiere entstanden ab Ende der 50er Jahre und gehen auf die Überlegungen der "Charta von Athen" zurück. Die „gegliederte und aufgelockerte Stadt" trennte die städtischen Funktionen Wohnen, Arbeiten, Erholung in unterschiedlichen Stadträumen und verband diese über ein weitläufiges Straßennetz. Diese Wohnkomplexe („Schlafstädte“) wurden nur mit den nötigsten Gemeinbedarfs- und Versorgungseinrichtungen ausgestattet. Insgesamt entstanden flächenintensiven Siedlungsformen die uns heute bei der Weiterentwicklung vor große Herausforderungen stellen.

 

Eine Herausforderung in der Stadterweiterung und Nachverdichtung dieser Räume liegt u.a. in der Erstellung nachhaltiger Mobilitätskonzepte, die die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner aufnehmen und umsetzen. Die Bedürfnisse in den fast suburbanen Räumen sind vielfältig: Arbeitswege, Schulwege, Einkaufen und Freizeit wird vornehmlich mit dem eigenen Auto zurück-gelegt. Das Bebauungsplanverfahren als solches liefert keine zufriedenstellenden innovativen Ansatz oder Anreiz Mobilität ganzheitlich und verknüpft zu denken. Es begrenzt sich meist auf das Plangebiet und beschränkt sich auf die Abwicklung des ruhenden Verkehrs. Daher ist es notwendig sich dem Thema Mobilität in der Stadtentwicklung zukunftsorientiert zu widmen und ganzheitlich zu betrachten.

 

Gerade der Generationswechsel in weiten Teilen der Gebiete und die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen bieten dabei in Verbindung mit dem Neubau der U4 auf die Horner Geest die Chance unbefangen und innovativ das Projekt anzugehen und zu experimentieren. Gerade in diesen Räumen können relativ viele Fahrten vermieden werden, wenn die Mobilität von Anfang an mitgedacht wird. Als Projektgebiet könnte der Raum am Öjendorfer-Park, Geest-Achse, Galopprennbahn, A24 geeignet sein. In diesem Raum sind viele Bauvorhaben der SAGA Unternehmensgruppe, von Baugenossenschaften, Universität der Bundeswehr, RISE-Gebiet und die Quartiersentwicklung Haferblöcken. So könnte in einem relativ abgeschlossenen Quartierskontext ein Mobilitätskonzept erprobt werden und so Anhaltspunkte für weitere Stadtentwicklungsprojekte am Stadtrand sowie in der Verdichtung von bestehenden Quartieren geliefert werden.

 

Dabei muss Mobilität ganzheitlich gedacht werden. Fußverkehr, Radverkehr, ÖPNV und das Auto müssen sich sinnvoller ergänzen und als verknüpftes Angebot wahrgenommen werden, welches auch auf Infrastrukturen und Wege abzielt. Ein weiterer wichtiger Aspekt eines Mobilitätskonzepts am Stadtrand ist die Schaffung von Alternativen zum eigenen Auto. Auch Versorgungslücken und städtebauliche Hinweise für eine Stadt der kurzen Fuß- und Radwege könnten Ergebnis der Überlegungen sein. Dabei ist zum einen ein Sharingangebot für Kfz zum anderen z.B. für (Lasten-)Räder zu prüfen.

 

Dabei könnten die Überlegungen aus dem in Entwicklung befindlichen Leitbild Horner Geest die Grundlage für ein kooperatives Verfahren mit Mobilitätsplanern sein, um innovative Ideen zu erhalten, ähnlich wie es bei städtebaulichen Wettbewerben regelhaft zu guten Ergebnissen führt. Dabei sollte auf ein wettbewerbsbegleitendes Büro, welches den Prozess steuert und dokumentiert, zurückgegriffen werden. Ziel dieses Wettbewerbs muss es sein, Anhaltspunkte für Teilquartiere und Maßnahmenpakete aufgezeigt zu bekommen, die sukzessive ausgebaut und erweitert werden können, um die Mobilitätswende dort anzugehen, wo heute die meisten Fahrten mit dem PKW ihren Ursprung haben- am Stadtrand.

 

 

Petitum/Beschluss

 

Dies vorausgeschickt möge die Bezirksversammlung beschließen:

 

1. Das Bezirksamt wird gebeten, ein Mobilität-Workshopverfahren für den oben beschriebenen Raum gemeinsam mit den wesentlichen Akteuren im Sinne eines Bündnisses für Quartiere zu organisieren und durchzuführen.

2. Einen Kostenbedarf für den Prozess bis zum Konzept zu ermitteln und darzustellen.

3. Zu prüfen, ob dieses Konzept über das Bundesprogramm Modellvorhaben „Mitte Machen“ oder aus RISE Mitteln finanziert werden kann.

4. Zu prüfen, ob Pilotkonzepte durch eine Ko-Finanzierung aus dem Bundesprogramm Modellvorhaben „Mitte Machen“ finanziert werden können.

5. Dem Mobilitätsausschuss unter Einbeziehung des Ausschusses für Sozialraumentwicklung das konkrete Projektgebiet vorzuschlagen, dabei sollten unterschiedliche Wohnformen und Bevölkerungsschichten berücksichtigt werden.

6. Ein innovatives Büro zu finden, welches den Gesamtprozess aufsetzt, begleitet, dokumentiert und regelmäßig berichtet.

7. Die Bezirksversammlung an dem Verfahren zu beteiligen.

8. Dem Mobilitätsausschuss ist unter Einbeziehung des Ausschusses für Sozialraumentwicklung das weitere Vorgehen bis Ende des Jahres zur Beschlussfassung vorzulegen und regelmäßig (jede zweite Sitzung) über den Fortgang des Konzepts zu unterrichten.