Jüdisches Leben in Hamburg wieder sichtbar machen: Gedenktafel am Wurmsweg in Hamburg-Hamm installieren - auf Veitweg aufmerksam machen! (Antrag der SPD-Fraktion)
Letzte Beratung: 22.05.2025 Bezirksversammlung Hamburg-Mitte Ö 8.11
Der heutige Wurmsweg im Stadtteil Hamm wurde 1938 durch das nationalsozialistischeUnrechts- und Gewaltregime umbenannt. Zuvor trug der Straßenabschnitt den NamenVeitsweg, benannt nach dem Maler Philipp Veit (1793–1877). Philipp Veit war einbedeutender Vertreter der deutschen Romantik und der Nazarener-Bewegung. 1810 trater vom Judentum zum Katholizismus über. Dennoch galt er nach den rassistischenMaßstäben des NS-Regimes weiterhin als Jude, weshalb die Nationalsozialisten seinenNamen aus dem Stadtbild tilgten und die Straße in Wurmsweg umbenannten.
Im Rahmen der Arbeit der Kommission zum Umgang mit NS-belasteten Straßennamen inHamburg aus dem Jahr 2022 wurde der Fall des Wurmswegs untersucht. Die Kommissionstellte fest, dass Philipp Veit keine neue Straßenbenennung nach 1945 erhielt und dassdie damalige Umbenennung ausschließlich aus antisemitischen Motiven erfolgte.
Für die Sichtbarkeit jüdischen Lebens ist der Hinweis auf diesen Vorgang sehr wichtig. AlsOrt kommt nur der ursprüngliche Straßenzug infrage, um das Unrecht dortwiedergutzumachen, wo es begangen wurde. Auch wird nur so die feste Verankerungreligiöser Diversität in der Stadt sichtbar.
Gleichzeitig sieht die Kommission keine Gründe, den aktuellen Namensgeber desWurmswegs, Christian Friedrich Wurm (1803–1859), die Ehre einer Benennungabzuerkennen. Wurm war ein Gymnasialprofessor der Geschichte am AkademischenGymnasium in Hamburg (Johanneum), politischer Publizist und Mitglied desVorparlaments sowie der Nationalversammlung in Frankfurt 1848. Er bleibt somit eineehrenwerte Persönlichkeit, nach der eine andere Verkehrsfläche benannt werden könnte.Ihm zu Ehren ist etwa auf dem Friedhof Ohlsdorf eine Grabmaltafel gewidmet.
Um den Umbenennungsakt sichtbar zu machen und die Ehrwürdigkeit von C. F. Wurm zuerhalten, soll eine Intarsie eingesetzt oder ergänzende Beschilderung am Wurmsweginstalliert werden.
Beschluss:
Die Bezirksversammlung möge beschließen, dass
1. die Bezirksversammlung der Senatskommission vorschlägt, dass dem Wurmswegeine Zusatzkennzeichnung auf die Umbenennung und die Person des vorherigenNamensgebers hinzugefügt werde, um das Andenken an Philipp Veit zu würdigen,
2. alternativ oder ergänzend die Bezirksversammlung der Senatskommissionvorschlägt und das Bezirksamt daraufhin eine Gedenktafel bereitstellt, die dieUmbenennung des Veitswegs im Jahr 1938 sowie die Wiedereinführung desNamens dokumentieren,
3. falls die Senatskommission dem Vorschlag zu 1. und/oder 2. folgt, soll gemeinsammit Initiativen aus dem Stadtteil eine angemessene Ehrung organisiert werden.
Hierfür mögen 150 € aus dem Regionalbereich Horn/Hamm/Borgfeldebereitgestellt werden.